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Katholisches: Lernen, auf den Herrn zu warten

Katholisches: Lernen, auf den Herrn zu warten
Zweierlei zeichnet die Messe aus, die der Papst jedes Jahr Anfang November für verstorbene Kardinäle und Bischöfe zelebriert. Zum einen ist sie intimer als übliche Papstmessen: Er hält sie in der Apsis von St. Peter, und man kommt als Teilnehmer normalerweise ohne Einlasskarte hinein.

Zum zweiten aber findet Papst Franziskus gerade bei dieser Gelegenheit jedes Mal zu besonders poetischen Formulierungen. „Wir wurden nicht zum Tod geboren, sondern zur Auferstehung“, sagte er letztes Jahr.

Auch diesmal wählte ein ernst blickender Franziskus in seiner Predigt elegische Töne. Er sprach, ausgehend von einem Absatz aus den alttestamentlichen Klageliedern, vom schweigenden Warten auf das Kommen des Herrn. „Liebe Brüder und Schwestern, wie wichtig ist es, die die Kunst des Wartens auf den Herrn zu lernen! Sanftmütig und zuversichtlich auf ihn zu warten, üble Geister, Fanatismus und Geschrei zu verjagen und besonders in Zeiten der Prüfung hoffnungsvolle Stille zu bewahren. So bereiten wir uns auf die letzte und größte Prüfung des Lebens vor, den Tod.“

„Mitten in der Bitterkeit keimt plötzlich Hoffnung auf“

Jeder müsse in dieser Hinsicht reifen – so schwierig das auch sei angesichts der Probleme des Lebens, angesichts der Härte der Prüfungen.

„Es scheint so, als wäre das Leben eine ununterbrochene Kette von Unglücksfällen, wie der biblische Autor zugibt: ‚An meine Not und Unrast denken ist Wermut und Gift‘. An diesem Punkt jedoch vollzieht der Herr eine Wende, und zwar genau in dem Moment, in dem wir den Eindruck haben, dass wir am Tiefpunkt angelangt sind. Im Abgrund, in der Angst vor der Sinnlosigkeit, kommt Gott, um zu retten. Und wenn die Bitterkeit ihren Höhepunkt erreicht, keimt plötzlich wieder Hoffnung auf.“

Sich an den Herrn klammern
Das ist fast schon Hölderlin, ein Autor, der dem Papst sehr am Herzen liegt und der in seiner Patmos-Hymne formulierte: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“. Wer sich an den Herrn klammere, so Franziskus, der sehe auf einmal, wie dieser das Leiden sozusagen öffne und es in eine Tür verwandle, durch die die Hoffnung eintrete. „Das ist eine österliche Erfahrung – ein schmerzhafter Übergang, der zum Leben führt, eine Art geistige Arbeit, die uns in der Dunkelheit wieder ans Licht bringt. Dieser Wendepunkt tritt nicht ein, weil die Probleme verschwunden wären, sondern weil die Krise zu einer geheimnisvollen Gelegenheit zur inneren Reinigung geworden ist.“

Das Durchstehen der Prüfungen mache uns anders, mache uns neu. Es entferne „Schlacken“ und lehre uns, „hinter die Dunkelheit zu blicken“. Dadurch könnten wir erkennen, dass Gott uns durch Engpässe gehen lasse, „nicht um uns im Stich zu lassen, sondern um uns zu begleiten“.

„Es ist eine Kunst, in der Stille auf die Rettung des Herrn warten zu können“

„Heute, vor dem Geheimnis des erlösten Todes, bitten wir um die Gnade, das Unglück mit anderen Augen zu sehen. Wir bitten um die Kraft, in der sanften und vertrauensvollen Stille zu leben, die das Heil des Herrn erwartet, ohne zu klagen und ohne zu murren. Was wie eine Strafe aussieht, wird sich als Gnade erweisen, als neuer Beweis der Liebe Gottes zu uns. Es ist eine Kunst, in der Stille auf die Rettung des Herrn warten zu können. Lasst uns das pflegen. Sie ist kostbar in der Zeit, in der wir leben…“

„Ein Christ blickt zum Himmel, aber seine Hände sind zur Erde ausgestreckt“
Und noch so eine poetische Formulierung: „Ein Christ blickt zum Himmel, aber seine Hände sind immer zur Erde ausgestreckt, um seinem Nächsten zu dienen“...

Das Gedenken bei der Messe galt den Kardinälen und Bischöfen, die im Lauf der letzten zwölf Monate verstorben sind. Unter ihnen ist auch der Schweizer Kardinal Henri Schwery, der im Januar 2021 starb., ebenso wie der emeritierte Churer Weihbischof Paul Vollmar. In Deutschland starben zudem die früheren Weihbischöfe Franz Josef Kuhnle (Rottenburg-Stuttgart) und Heinrich Janssen (Münster) sowie der aus Regensburg stammende ehemalige Bischof des Bistums Bethlehem in Südafrika, Hubert Bucher. Im liturgischen Beiheft der Papstmesse waren aber auch verstorbene Bischöfe aus China aufgeführt, darunter ein „nicht offizieller Bischof“ sowie ein „Bischof ohne Jurisdiktion“.

(vatican news/kath.ch – sk)

Kommentare

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Engelslhaar 04.11.2021 15:05
Sehr berührende Worte von Papst Franziskus in der Messe für die verstorbenen Kardinäle und Bischöfe.
Ich kenne diese Erfahrung, dass mitten im Leid , mitten in der Finsternis die Rettung durch das barmherzige Wirken Gottes naht und ich das tief in mir spüren kann
 
(Nutzer gelöscht) 04.11.2021 15:20
„Ein Christ blickt zum Himmel, aber seine Hände sind zur Erde ausgestreckt“

Dieses Bild hat insbesondere Søren Kierkegaard in diversen Schriften verwerdet.
 
hansfeuerstein 04.11.2021 18:40
Da ist viel Gehaltvolles in jenem Text. So real und nah.
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