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Forscher: Qumran könnte Pilgerstätte statt Kloster gewesen sein

Forscher: Qumran könnte Pilgerstätte statt Kloster gewesen sein
Lange Zeit gingen Forscher davon aus, Qumran sei eine Art Kloster der jüdischen Essener-Sekte gewesen. Ein israelischer Archäologe und Philologe hat jetzt aber Indizien für eine Neuinterpretation der antiken Stätte gefunden.

Jerusalem - 27.08.2021

Eine Studie des israelischen Archäologen und Philologen Daniel Vainstub schlägt eine Neuinterpretation der Funktion der antiken Stätte Qumran am Toten Meer sowie seiner Bewohner vor. Statt wie bisher von vielen Forschern angenommen könnte Qumran nicht eine Art Kloster der jüdischen Essener-Sekte gewesen sein, sondern womöglich ein Versammlungsort der Essener für ihre jährliche Wallfahrt, berichtet die Zeitung "Haaretz" (Freitag). Die Studie wurde kürzlich in der interdisziplinären Zeitschrift "Religions" veröffentlicht.

In Qumran wurden Überreste einer zentralen Speisekammer, große Ritualbäder, ein Friedhof und ein Refektorium gefunden, jedoch keine Hinweise auf Wohnhäuser, wie sie für eine dauerhafte Siedlung zu erwarten wären. Dass die Bewohner der Stätte entweder in den nahegelegenen Höhlen oder in temporären Bauten wie Zelten oder Hütten lebten, wie von Forschern vorgeschlagen, stünde in einem gewissen Widerspruch zum hoch qualitativen Ausbau der öffentlichen Infrastruktur.

Vainstub schlägt nun vor, dass es sich bei Qumran um jenen Ort handeln könnte, an dem sich die Essener zu ihrem jährlichen religiösen Treffen versammelten. Hinweise auf eine solche Zeremonie zum Wochenfest (Schawuot) finden sich in der sogenannten Damaskusschrift sowie der "Gemeinderegel", zwei in Qumran gefundenen Handschriften zu Leben, Regeln und Bräuchen der Gemeinschaft. Da die Essener laut Bericht weder den Tempel und seine Priesterschaft noch den hebräischen Kalender anerkannten, vollzogen sie ihre Wallfahrt demnach statt nach Jerusalem in die Wüste.


Die groß angelegte Infrastruktur in Qumran deutet laut Vainlaub auf die Versammlung von Tausenden Pilgern. Eine Schlüsselfunktion weist er dabei einem großen Platz im Süden der Anlage als Versammlungsort zu. Auch die Speisekammer sowie dort gefundene große Mengen von Keramiken sprächen für seine Theorie. Etwa sei das in der Speisekammerwand gefundene niedrige Fenster untypisch für die römische Architektur der Zeit und könnte als Fenster für die Essensausgabe an Pilger gedient haben.

Die Wallfahrtstheorie erklärte laut dem Forscher zudem das ungewöhnliche System ritueller Bäder, darunter zwei sehr große Becken, acht kleinere sowie zwei Zisternen. Die Größe der Anlage spreche eher für den Bedarf von Hunderten Pilgern als für eine kleine, vor Ort lebende Gemeinde. Laut Vainstub dürfte eine kleine Anzahl von Menschen dauerhaft an der Stätte gelebt und für deren Unterhalt gesorgt haben, während die Pilger aus verschiedenen Orten des Landes kamen und für die Dauer ihres Aufenthalts in der Umgegend kampierte. Wohnbebauung sei daher nicht notwendig gewesen.

Leiter der Zeremonie mussten mehrere Sprachen sprechen

Bestätigt sieht sich der Forscher durch eine weitere Vorschrift in der "Damaskusschrift". Diese schreibt vor, dass der Leiter der jährlichen Zeremonie mehrere Sprachen beherrschen müsse – ein Hinweis darauf, dass die Teilnehmer aus den verschiedenen Landesteilen kamen, in denen zu der Zeit Hebräisch, Aramäisch und Griechisch gesprochen wurden.

Bekannt ist die archäologische Stätte Qumran durch die dort gefunden Schriften. Die Qumran-Rollen sind eine Sammlung hebräischer und aramäischer Schriften, die 1947 von zwei Ziegenhirten in Höhlen entdeckt wurden. Sie entstanden zwischen 250 vor und 40 nach Christus und enthalten die ältesten bekannten Aufzeichnungen der Texte des Alten Testaments. Sie zählen zu den wichtigsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts und enthalten 2.000 Jahre alte jüdische Texte, darunter auch Abschriften aus der Bibel. (cbr/KNA)

Kommentare

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Rosenlied 27.08.2021 22:06
⛪Danke @Klavierspielerin2 für den Bericht
über Qumran.
Ich wußte nicht, dass es mal eine Wallfahrtsstätte 
war. Aber von den Bibelschriften, die dort gefunden
wurden, hatte ich schon gehört..
 
hansfeuerstein 27.08.2021 22:25
Qumran steckt nach wie vor voller Geheimnisse.
 
Jerusa 28.08.2021 03:30
Wirklich interessant.... 
Wallfahrtsort, ... Eine neue Deutung!!!!!
Vielen Dank ❤️ 
Quamran ist jedenfalls beeindruckend, bis heute ...
 
(Nutzer gelöscht) 28.08.2021 09:31
Ein Kloster ? 
Wohl eher ein Fluchtort (Bauernhof mit Gastwirtschaft)?
Aber bitte, warum auch kein Kloster?!

lt. meiner Schule sinngemäß:
Man nimmt häufig an, dass Flüchtlinge aus dem Nordreich Israel in den Süden kamen, nachdem die Neuassyrer Samaria erobert hatten (720 v. Chr.). Magen und Peleg vermuten, dass die eisenzeitlichen Bewohner Qumrans solche Flüchtlinge aus dem Norden waren. 
Ausschlaggebend für die Wahl des Ortes war die Möglichkeit, in der winterlichen Regenzeit aus dem benachbarten Wadi Qumran Wasser zu entnehmen und dabei vor Überschwemmung sicher zu sein. 
Andere Kleinsiedlungen entstanden an Quellen, was vorteilhafter war. Es handelte sich bei Qumran und anderen Kleinsiedlungen im Bereich des Toten Meeres demnach nicht um ein königliches Projekt zur Grenzsicherung, sondern um „private“ An-Siedlungsversuche.

Ja, ja, die Flüchtlinge ... damals wie heute!

Zeitlos#
lachendes Smiley
 
Klavierspielerin2 28.08.2021 09:53
HALT! QUMRAM IST DAS THEMA!
 
(Nutzer gelöscht) 28.08.2021 10:07
Meinst Du die Rollen, liebe Klavierspielerin?

Sind sie denn für unsere Zeit gedacht?

Zeitlos
lachendes Smiley
 
hansfeuerstein 28.08.2021 15:53
Der einleitende Text zeigt den Stand der Wissenschaft, es ist ziemlich gut erkennbar, was es nicht war. Es war in jedem Fall ein geistlich bedeutender Ort. Die Menge an Schriftrollen, ihr Alter und auch der nachvollziehbare Anlagenbau lassen gar nicht so viele Schlüsse zu....ein
Pilgerort wäre und ist durchaus mit einer klosterähnlichen Anlage in Einklang.
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