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5. Gebot: " Du sollst nicht töten"

5. Gebot: " Du sollst nicht töten"
Die Bibel verbietet das Töten – so scheint es zumindest in den Zehn Geboten zu stehen. Doch warum erlauben andere alttestamentliche Gesetze die Tötung eines Menschen? Das ist ein Spannungsfeld, dem sich jede Gesellschaft stellen muss.


Mord oder Totschlag? Das fünfte Gebot, das im Hebräischen nur aus zwei Wörtern besteht, definiert nicht, was verboten wird. Doch die Sprache ist eindringlich. Voran steht die Verneinung: Nicht! Und darauf folgt nur noch ein Wort – und es ist weder das typisch verwendete Wort für "töten", noch das für "erschlagen". In der antiken, jüdischen Übersetzung des Alten Testaments ins Griechische, genannt Septuaginta, wird die Bedeutung dieses Wort vereindeutigt: "Nicht sollst du morden!". Es gibt in den alttestamentlichen Gesetzen eben auch ein erlaubtes Töten: das Töten von Tieren für Nahrung und zu Opferzwecken, das Töten von Menschen aus Notwehr, im Krieg und bei der Vollstreckung der Todesstrafe. Das fünfte Gebot verbietet scheinbar eine bestimmte Art des Tötens, die im Hebräischen mit dem Wort רָצַח (gesprochen: razach) ausgedrückt wird.

Allein der Umstand, dass es sich um ein Gebot handelt, legt den Schluss nahe, dass eine absichtliche und zu verurteilende Tötung verboten ist. Doch die Verwendung des Verbs רָצַח an anderen Stellen im Alten Testament führt zu einem anderen Verständnis. Im Buch Deuteronomium wird im 19. Kapitel das Recht der sogenannten Asylstädte entfaltet. Im israelitischen Gesetz ist die Einrichtung von drei oder sechs Orten im Land vorgesehen, die einen Totschläger vor der Blutrache ohne Gerichtsverfahren schützen sollen: "Dann kann jeder, der einen Menschen getötet hat, in diese Städte fliehen" (Dtn 19,3). Der folgende Gesetzestext unterscheidet dann zwischen einer unabsichtlichen und einer absichtlichen Tötung. Nur im Falle des Vorsatzes bieten die Asylstädte für den Totschläger keinen Schutz.


An diesem Gesetz wird deutlich, dass dem im fünften Gebot verwendeten Wort noch keine Verurteilung zugrundliegt, sondern das Motiv über das Leben des Täters entscheidet. Deutlich wird dies in einer anderen Fassung des Gesetzes im Buch Numeri: "Der HERR sprach zu Mose: Rede zu den Israeliten und sag zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan nach Kanaan zieht, dann sollt ihr einige Städte bestimmen, die euch als Asylstädte dienen. Dorthin kann einer fliehen, der einen Menschen unabsichtlich erschlagen hat" (Num 35,9–11). Das hebräische Wort רָצַח beschreibt das Faktum der Tötung, ob dies jedoch unabsichtlich oder absichtlich geschehen ist, sagt es nicht aus. Daher sollte man das fünfte Gebot im Deutschen auch nicht mit "Du sollst nicht morden!" übersetzen. Mord meint ein vorsätzliches Tötungsdelikt.

Wer darf nicht getötet werden?

Das Gebot ist bewusst offen formuliert. Es legt nicht mal fest, wen es zu töten verbietet. Dies wird leicht ersichtlich, wenn man es mit einem Gesetz im Buch Exodus vergleicht: "Wer einen Menschen so schlägt, dass er stirbt, hat den Tod verdient" (Ex 21,12). In diesem Gesetz wird eine Tat benannt: Jemand erschlägt einen Mitmenschen. Und eine Rechtsfolge wird klar benannt: die Todesstrafe. Das fünfte Gebot hingegen ist eine kategorische Aufforderung, niemanden zu Tode zu bringen. Wie ein Blick in das Erste Buch der Könige zeigt, schließt das verwendete Verb רָצַח auch die billigende Inkaufnahme des Todes eines Anderen ein.

Der Prophet Elija soll dem König Ahab darin verkünden: "So spricht der HERR: Hast du gemordet und auch in Besitz genommen? Weiter sag ihm: So spricht der HERR: An der Stelle, wo die Hunde das Blut Nabots geleckt haben, werden Hunde auch dein Blut lecken" (1 Kön 21,19). Aber König Ahab hatte weder Nabot selbst umgebracht, noch seinen Tod in Auftrag gegeben, noch hatte er überhaupt die Absicht, ihn zu töten. Und dennoch wird er von Gott für den Tod Nabots verantwortlich gemacht. Als dieser dem König seinen Weinberg nicht übereignen wollte, verfiel der König in eine Depression und ließ seine Frau Isebel gewähren. Sie organisierte einen Justizmord an Nabot, der dessen Weinberg in den Besitz König Ahabs brachte. Auch wenn der König selbst nichts zum Tod Nabots beigetragen hat, wird er von Gott sozusagen der Übertretung des fünften Gebots angeklagt. Er hat Nabots Tötung nicht verhindert.


Mit dem nur zwei Worte umfassenden fünften Gebot lässt sich kein Recht sprechen. Es definiert auch keinen Rechtsfall. Es ist scheinbar fast nichtssagend. Und gerade darin hat es seinen grundlegenden Wert als eine Art Grundgesetz: Der Mensch hat ein Recht auf Leben! In diesem Gebot geht es nicht um die Schuldfrage, nicht um die Motive der Tat – es geht nicht einmal um die Frage, wo die juristische Grenze zwischen erlaubt und unerlaubt zu setzen ist. In einer Vielzahl von Fällen erlauben die alttestamentlichen Gesetze die Tötung eines Menschen. Doch dem voraus steht das fünfte Gebot, das dem Schutz des menschlichen Lebens verschrieben ist. So steht es in einem Spannungsfeld, dem sich jede Gesellschaft aussetzen muss: Wann ist eine Tötung erlaubt und wann nicht? Texte wie das Gesetz zu den Asylstädten in Deuteronomium 19 und die Erzählung vom Weinberg und Tod Nabots sind in diesem Sinne Kommentare zum fünften Gebot – und das Gebot bleibt auch heute noch kommentarbedürftig.

Von T. Steiner

" Ich bin JHWH, dein Gott": Der Schlüssel zu den Zehn Geboten
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/81275/


6. Gebot: " Du sollst nicht Ehebrechen"
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/83127/

Kommentare

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Jerusa 25.08.2021 14:39
Das sollten die Taliban in Afghanistan mal lesen!!!! Denn auch im KORAN ist das absichtliche toeten von Menschen nicht erlaubt !!!!!!!! 
 
Rosenlied 25.08.2021 14:58
⛪Ja, ich glaube, wer diese schreckliche Sünde
auf sich lädt, dem ist der Himmel für immer 
verschlossen, wenn er nicht bereut und von
Herzen umkehrt. Sogar nach so einem schrecklichen
Verbrechen verzeiht GOTT❤ den Menschen. 
Die Reue muss aber echt sein... 
 
Klavierspielerin2 25.08.2021 15:02
Warum sollten die Taliban was Gutes tun, @Jerusa:
1.Joh. 2:22
"Wer ist ein Lügner, wenn nicht, der da leugnet, daß Jesus der Christus sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet."
 
(Nutzer gelöscht) 25.08.2021 15:06
Die Taliban wollen einen Gottesstaat nach ihrer Vorstellung.
Die USA lieferten die Waffen dazu .... alles umsonst, 
denn Putin bewaffnet nun die Nachbarvölker.

Zeitlos
lachendes Smiley
 
Rosenlied 25.08.2021 15:41
⛪Ja, liebe @Jerusa, es stimmt leider,
dass im Koran zum Töten aufgefordert wird!
 
⛪Ich bin erst draufgekommen, als ich 
@meravigliosas Zeilen gelesen hab. 
Mein lieber Mann hatte mir mal zwei Stellen
im Koran, die zum töten "der Ungläubigen"
auffordern, gezeigt. 
Das ist für uns unfassbar...!!
 
(Nutzer gelöscht) 25.08.2021 16:55
Der Koran wurde für die Leute vor ca. 1400 Jahren geschrieben ...
 
Klavierspielerin2 25.08.2021 19:50
Erklärt mir jemand, was die Taliban mit diesem Blog zu tun haben🤷
 
(Nutzer gelöscht) 25.08.2021 20:01
Taliban führen Krieg .... 
auch gegen Frauen und Mädchen.
Du sollst nicht töten, liebe Klavierspielerin, auch nicht seelisch!

Alles Gute
Zeitlos
lachendes Smiley
 
Rosenlied 25.08.2021 22:32
⛪"Du sollst nicht töten!...." 
Das sollten sich die Mitglieder der Taliban
mal zu Herzen nehmen.
 
hansfeuerstein 25.08.2021 22:53
Jeder gesunde Menschen hat natürliche Hemmungen einen anderen zu töten, wenn nicht, stimmt etwas nicht. Ideologien können Menschen soweit bringen, dass sie die natürlichen Hemmungen verlieren.
 
HelenaSeverin 25.08.2021 23:05
Diese zwei Sätze sind für mich der Kern dieser Betrachtung:

5.Gebot =  Der Mensch hat ein Recht auf Leben! (...) 
= Doch dem voraus steht das fünfte Gebot, das dem Schutz des menschlichen Lebens verschrieben ist. 

Darum gehts doch!
 
Klavierspielerin2 26.08.2021 08:48
Ich bin jetzt so frei und lösche Kommentare, die nicht zu diesem Blogthema passen 🙄
 
Klavierspielerin2 26.08.2021 09:29
Insbesondere nach den beiden WK, ist es schwierig einem Nicht- Christen das 5. Gebot überzeugend ' rüber zu bringen'.  
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