Ist Maria "Miterlöserin"?
31.05.2021 11:09
Ist Maria "Miterlöserin"?
31.05.2021 11:09
Ist Maria "Miterlöserin"?
Für alle, die den nachfolgenden Artikel nicht lesen können oder wollen, die kurze zusammenfassende Antwort der Blogerstellerin: Nein.
Offizielle Anerkennung des Titels seit Jahrzehnten gefordert
Theologie - Bestrebungen, Maria den Titel "Miterlöserin" zu geben, gibt es seit langem. Würde die Kirche die Bezeichnung "offiziell" machen – etwa in Form eines Dogmas –, könnte das Probleme mit sich bringen.
Quell aller Freuden, Rose ohne Dornen, Meerstern, aller Jungfrau'n Krone, Lilie ohnegleichen: Marientitel gibt es wie Sand am Meer. In Gebeten, Liedgut und Volksfrömmigkeit hat sich eine schier unüberschaubare Zahl von Bezeichnungen für die Gottesmutter niedergeschlagen. Allein in der Lauretanischen Litanei wird Maria mit 50 unterschiedlichen Namen angerufen.
Dogmatisiert, und damit lehramtlich-verbindlich festgelegt wurden in der Kirchengeschichte hingegen nur vier Aussagen: Maria ist Gottesmutter, war allzeit Jungfrau, wurde ohne Erbsünde empfangen und leiblich in den Himmel aufgenommen. Im 20. Jahrhundert kam verstärkt die Forderung auf, dass für Maria der Titel "Miterlöserin" (lateinisch: Co-Redemptrix) offiziell anerkannt werden soll. Manche sehen gar die Notwendigkeit eines fünften Mariendogmas. Doch würde dieser Marientitel die Rolle Christi in seiner Erlösungstat nicht verdunkeln? Was ist mit einer Miterlösung durch Maria gemeint?
Der Titel ist zum ersten Mal bezeugt in einer Salzburger Handschrift aus dem 15. Jahrhundert. "Für das erste Jahrtausend gilt grob gesagt, dass sich die Aufmerksamkeit der Christen bezüglich der Gottesmutter auf ihr Ja-Wort bei der Verkündigung durch den Engel konzentrierte", sagt Manfred Hauke, Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät von Lugano in der Schweiz.
Linktipp: Blüte des Christentums
Warum verehren die Christen die Gottesmutter Maria ausgerechnet im Mai ganz besonders? Der münstersche Weihbischof Christoph Hegge gibt Antworten.
Zum Artikel
Erst im Mittelalter, ab dem 12. Jahrhundert habe man den Blick stärker auf ihre Rolle unter dem Kreuz, und damit auch ihr Ja-Wort zum Opfer ihres Sohnes geworfen. "Diesbezüglich kam der Begriff der 'compassio', des Mitleidens Mariens auf – eine Variante des späteren Begriffs der Miterlösung", so Hauke. Gemeint sei damit Folgendes: Marias Mitwirkung an Christi Erlösungstat beginnt bei ihrer Zustimmung zur Gottesmutterschaft, setzt sich fort in ihrem Leben an der Seite Jesu und erreicht ihren Höhepunkt unter dem Kreuz. "Unter dem Kreuz schließt sie sich der Erlösung Christi innerlich an", erklärt Hauke, "und hat somit Anteil an der Selbstaufopferung ihres Sohnes."
Keine Erlösung ohne Maria?
Also keine Erlösung ohne die Gottesmutter? Der Titel meine keineswegs, dass Maria Jesus ersetzen könne, so der Dogmatikprofessor. "Die Miterlösung bezieht sich immer auf ein Wirken Marias in und nicht neben Christus." Schon das biblische Zeugnis deutet laut Hauke ihre Mitwirkung an der Erlösung an: Das Buch Genesis spreche davon, dass die Schlange zertreten werde vom Nachwuchs Evas, der Frau (Gen 3,15). In der Wirkungsgeschichte habe man dies auf den Messias bezogen, der ebenfalls Sohn "der Frau" ist und die Mächte des Bösen besiegt, so Hauke. "Bei Kirchenvätern wie Justin und Irenäus kam dann auch explizit die Deutung Mariens als 'neue Eva' auf." Eva als die Gefährtin Adams und Mutter aller Lebendigen – Maria als Gefährtin Christi sowie Mutter und Urbild des Gottesvolkes. Schon am ersten Wunder Jesu bei der Hochzeit zu Kana war Maria beteiligt, ruft Hauke in Erinnerung.
Der Titel der Miterlöserin ist ab dem frühen 20. Jahrhundert von den römischen Autoritäten gebraucht worden. Etwa in einem Gebet, das vom Heiligen Offizium – der Glaubenskongregation – im Jahr 1914 approbiert wurde und das Maria als "Miterlöserin des Menschengeschlechts" bezeichnet. Wörtlich verwendet wurde der Begriff von Pius XI. und Johannes Paul II. Daneben hätten die Päpste immer wieder von der Mitwirkung Marias an der Erlösung gesprochen: so etwa Leo XIII., Pius X. und Pius XII. Letzterer schrieb in seiner Enzyklika Ad caeli reginam (An die Königin des Himmels, 1954): Maria ist "Königin" wegen ihrer Gottesmutterschaft und "wegen ihrer einzigartigen Mitwirkung zu unserer Erlösung".
Maria, Mittlerin der Gnaden
"Das Zweite Vatikanische Konzil hat dem biblischen Zeugnis entsprechend betont, dass Maria in einzigartiger Weise an der Erlösung mitgewirkt hat", sagt Hauke. Den Begriff der Miterlöserin habe es hingegen vermieden, vor allem mit Rücksicht auf den Protestantismus. Wohl aber bezeichnet das Konzil in seiner Dogmatischen Konstitution Lumen gentium Maria als "Mittlerin" (LG 60ff). Ein Begriff, der im engen Zusammenhang mit der Miterlösung stehe, so Hauke. Die Anrufung Mariens als "Mittlerin" der Gnaden griff später Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Redemptoris mater (Mutter des Erlösers, 1987) auf und widmete der "Mütterlichen Vermittlung" in Christus ein eigenes Kapitel. "'Mittlerschaft' ist der umfassendste Begriff, den wir für die einzigartige und unmittelbare Teilhabe Marias am Erlösungswerk Christi verwenden können", sagt Hauke. Inhaltlich sei eine Miterlösung Mariens also längst vonseiten des Lehramtes anerkannt, auch wenn der Titel selbst in Dokumenten nicht vorkomme.
Bild: © Privat
Manfred Hauke ist Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät von Lugano, Schweiz, und Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie.
Trotzdem gibt es immer wieder die Forderung nach einem Dogma: Weltweit mehrere Millionen Unterschriften, darunter die von hunderten Bischöfen, wurden für eine Petition gesammelt, Maria in den Rang einer "Miterlöserin" zu erheben. Aber selbst der große Marienverehrer Johannes Paul II. kam der Bitte nicht nach. Zu Beginn dieses Jahres – mit Blick auf das 100. Jubiläum der Erscheinungen in Fatima am 13. Mai – bat die "International Marian Association" (Internationale Marianische Gesellschaft) Papst Franziskus erneut um eine "offizielle Anerkennung" des Titels.
Doch auch Franziskus, der als Verehrer des Gnadenbildes "Maria Knotenlöserin" – einer ikonografischen Darstellung der Miterlösung durch Maria – gilt, kam dem bislang nicht nach. Ist der Begriff der Kirche zu heikel? Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., betonte bereits im Interview-Buch "Gott und die Welt" aus dem Jahr 2000, dass "die Formel 'Miterlöserin' sich von der Sprache der Schrift und der Väter zu weit entfernt und daher Missverständnisse hervorruft". Der wesentliche Vorrang Christi im Erlösungswerk könnte durch den Titel verdunkelt werden.
Dogma auf lange Sicht sinnvoll?
Missverständnisse könne es allerdings auch hinsichtlich anderer lehramtlicher Aussagen geben, sagt Hauke: "Denken wir an den Begriff der Gottesmutterschaft. Man könnte ihn auch so deuten, dass Maria gewissermaßen die Gottheit 'produziert' hätte – Gott somit abhängig von einem Menschen wäre." Deshalb ist seiner Ansicht nach auf lange Sicht eine neue dogmatische Definition für Maria durchaus sinnvoll. "Die darf man allerdings nicht vom Zaun brechen", so der Dogmatikprofessor. Eine Dogmatisierung müsse – ähnlich wie schon beim Dogma von der Unbefleckten Empfängnis – gründlich theologisch vorbereitet, in der Gesamtkirche diskutiert werden und Eingang in die Volksfrömmigkeit finden. "Außerdem muss man sich auf einen Titel festlegen", so Hauke. In bisherigen Vorschlägen für eine Definition würden die Begriffe Miterlöserin, Mittlerin aller Gnaden und Fürsprecherin in einem Atemzug genannt. "Diese Titel sind natürlich nicht falsch, aber passen so nicht zusammen", sagt Hauke. Für ein Dogma müsse ein einziger Titel im Vordergrund stehen.
Video: © katholisch.de
Stadtdechant Wilfried Schumacher erklärt das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria und seine Bedeutung.
Der inzwischen verstorbene Pater Stefano De Fiores von der Internationalen Marianischen Päpstlichen Akademie warnte: "Hinsichtlich des Konzils und der Ökumene wäre es sicher nicht ratsam, derzeit ein neues Dogma zu definieren. Die getrennten orthodoxen und protestantischen Brüder werfen uns ja gerade den Alleingang bei den letzten beiden Mariendogmen vor." Damit bringt er neben möglichen Missverständnissen um den Begriff "Miterlöserin" die zweite Problematik auf den Punkt: Was würden die getrennten Kirchen zu einem Dogma sagen? "Bei den Ostkirchen sehe ich eigentlich wenige Probleme", sagt Hauke. "Dort gibt es die Vorstellung von einer Miterlösung durch Maria sogar länger als im Westen, seit dem 10. Jahrhundert." Anders bei den Protestanten: Für Luther sei Maria rein passiv gewesen, sie könne wegen der Rechtfertigungslehre nicht aktiv am Heilsgeschehen beteiligt gewesen sein. "Aber Luther ist für die Protestanten ja kein unfehlbarer Lehrer", so Hauke. Daher könnten sie die Richtigkeit der Mitwirkung Mariens, die durch Bibel und Kirchenväter bezeugt sei, eines Tages anerkennen.
Selbst Auferstehung ist nicht dogmatisiert
Wann der Zeitpunkt für ein Dogma gekommen ist, darauf will sich Hauke nicht festlegen. "Man muss auf die gesamte Kirchengeschichte schauen, und da stellt man fest, dass längst nicht alles gleich dogmatisiert wird." So fand zum Beispiel auch die Auferstehung Christi – die Kernaussage des christlichen Glaubens – niemals Eingang in ein Dogma. "Das ist nicht nötig, weil die Heilige Schrift die Auferstehung hinreichend belegt", so Hauke. Demgegenüber seien vor allem die Aussagen, die sich nicht ausdrücklich in der Bibel finden und deshalb von Teilen der Christenheit bestritten wurden, dogmatisiert worden – etwa bei den letzten beiden Mariendogmen von der Unbefleckten Empfängnis (1854) und der Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950). Hauke: "Insofern ist ein Dogma zu Maria als unserer geistlichen Mutter, als mütterliche Mittlerin aller Gnaden in Christus oder als Miterlöserin zwar möglich, auch durchaus sinnvoll, aber eben nicht zwingend notwendig."
Von Tobias Glenz
Offizielle Anerkennung des Titels seit Jahrzehnten gefordert
Theologie - Bestrebungen, Maria den Titel "Miterlöserin" zu geben, gibt es seit langem. Würde die Kirche die Bezeichnung "offiziell" machen – etwa in Form eines Dogmas –, könnte das Probleme mit sich bringen.
Quell aller Freuden, Rose ohne Dornen, Meerstern, aller Jungfrau'n Krone, Lilie ohnegleichen: Marientitel gibt es wie Sand am Meer. In Gebeten, Liedgut und Volksfrömmigkeit hat sich eine schier unüberschaubare Zahl von Bezeichnungen für die Gottesmutter niedergeschlagen. Allein in der Lauretanischen Litanei wird Maria mit 50 unterschiedlichen Namen angerufen.
Dogmatisiert, und damit lehramtlich-verbindlich festgelegt wurden in der Kirchengeschichte hingegen nur vier Aussagen: Maria ist Gottesmutter, war allzeit Jungfrau, wurde ohne Erbsünde empfangen und leiblich in den Himmel aufgenommen. Im 20. Jahrhundert kam verstärkt die Forderung auf, dass für Maria der Titel "Miterlöserin" (lateinisch: Co-Redemptrix) offiziell anerkannt werden soll. Manche sehen gar die Notwendigkeit eines fünften Mariendogmas. Doch würde dieser Marientitel die Rolle Christi in seiner Erlösungstat nicht verdunkeln? Was ist mit einer Miterlösung durch Maria gemeint?
Der Titel ist zum ersten Mal bezeugt in einer Salzburger Handschrift aus dem 15. Jahrhundert. "Für das erste Jahrtausend gilt grob gesagt, dass sich die Aufmerksamkeit der Christen bezüglich der Gottesmutter auf ihr Ja-Wort bei der Verkündigung durch den Engel konzentrierte", sagt Manfred Hauke, Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät von Lugano in der Schweiz.
Linktipp: Blüte des Christentums
Warum verehren die Christen die Gottesmutter Maria ausgerechnet im Mai ganz besonders? Der münstersche Weihbischof Christoph Hegge gibt Antworten.
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Erst im Mittelalter, ab dem 12. Jahrhundert habe man den Blick stärker auf ihre Rolle unter dem Kreuz, und damit auch ihr Ja-Wort zum Opfer ihres Sohnes geworfen. "Diesbezüglich kam der Begriff der 'compassio', des Mitleidens Mariens auf – eine Variante des späteren Begriffs der Miterlösung", so Hauke. Gemeint sei damit Folgendes: Marias Mitwirkung an Christi Erlösungstat beginnt bei ihrer Zustimmung zur Gottesmutterschaft, setzt sich fort in ihrem Leben an der Seite Jesu und erreicht ihren Höhepunkt unter dem Kreuz. "Unter dem Kreuz schließt sie sich der Erlösung Christi innerlich an", erklärt Hauke, "und hat somit Anteil an der Selbstaufopferung ihres Sohnes."
Keine Erlösung ohne Maria?
Also keine Erlösung ohne die Gottesmutter? Der Titel meine keineswegs, dass Maria Jesus ersetzen könne, so der Dogmatikprofessor. "Die Miterlösung bezieht sich immer auf ein Wirken Marias in und nicht neben Christus." Schon das biblische Zeugnis deutet laut Hauke ihre Mitwirkung an der Erlösung an: Das Buch Genesis spreche davon, dass die Schlange zertreten werde vom Nachwuchs Evas, der Frau (Gen 3,15). In der Wirkungsgeschichte habe man dies auf den Messias bezogen, der ebenfalls Sohn "der Frau" ist und die Mächte des Bösen besiegt, so Hauke. "Bei Kirchenvätern wie Justin und Irenäus kam dann auch explizit die Deutung Mariens als 'neue Eva' auf." Eva als die Gefährtin Adams und Mutter aller Lebendigen – Maria als Gefährtin Christi sowie Mutter und Urbild des Gottesvolkes. Schon am ersten Wunder Jesu bei der Hochzeit zu Kana war Maria beteiligt, ruft Hauke in Erinnerung.
Der Titel der Miterlöserin ist ab dem frühen 20. Jahrhundert von den römischen Autoritäten gebraucht worden. Etwa in einem Gebet, das vom Heiligen Offizium – der Glaubenskongregation – im Jahr 1914 approbiert wurde und das Maria als "Miterlöserin des Menschengeschlechts" bezeichnet. Wörtlich verwendet wurde der Begriff von Pius XI. und Johannes Paul II. Daneben hätten die Päpste immer wieder von der Mitwirkung Marias an der Erlösung gesprochen: so etwa Leo XIII., Pius X. und Pius XII. Letzterer schrieb in seiner Enzyklika Ad caeli reginam (An die Königin des Himmels, 1954): Maria ist "Königin" wegen ihrer Gottesmutterschaft und "wegen ihrer einzigartigen Mitwirkung zu unserer Erlösung".
Maria, Mittlerin der Gnaden
"Das Zweite Vatikanische Konzil hat dem biblischen Zeugnis entsprechend betont, dass Maria in einzigartiger Weise an der Erlösung mitgewirkt hat", sagt Hauke. Den Begriff der Miterlöserin habe es hingegen vermieden, vor allem mit Rücksicht auf den Protestantismus. Wohl aber bezeichnet das Konzil in seiner Dogmatischen Konstitution Lumen gentium Maria als "Mittlerin" (LG 60ff). Ein Begriff, der im engen Zusammenhang mit der Miterlösung stehe, so Hauke. Die Anrufung Mariens als "Mittlerin" der Gnaden griff später Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Redemptoris mater (Mutter des Erlösers, 1987) auf und widmete der "Mütterlichen Vermittlung" in Christus ein eigenes Kapitel. "'Mittlerschaft' ist der umfassendste Begriff, den wir für die einzigartige und unmittelbare Teilhabe Marias am Erlösungswerk Christi verwenden können", sagt Hauke. Inhaltlich sei eine Miterlösung Mariens also längst vonseiten des Lehramtes anerkannt, auch wenn der Titel selbst in Dokumenten nicht vorkomme.
Bild: © Privat
Manfred Hauke ist Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät von Lugano, Schweiz, und Vorsitzender der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Mariologie.
Trotzdem gibt es immer wieder die Forderung nach einem Dogma: Weltweit mehrere Millionen Unterschriften, darunter die von hunderten Bischöfen, wurden für eine Petition gesammelt, Maria in den Rang einer "Miterlöserin" zu erheben. Aber selbst der große Marienverehrer Johannes Paul II. kam der Bitte nicht nach. Zu Beginn dieses Jahres – mit Blick auf das 100. Jubiläum der Erscheinungen in Fatima am 13. Mai – bat die "International Marian Association" (Internationale Marianische Gesellschaft) Papst Franziskus erneut um eine "offizielle Anerkennung" des Titels.
Doch auch Franziskus, der als Verehrer des Gnadenbildes "Maria Knotenlöserin" – einer ikonografischen Darstellung der Miterlösung durch Maria – gilt, kam dem bislang nicht nach. Ist der Begriff der Kirche zu heikel? Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., betonte bereits im Interview-Buch "Gott und die Welt" aus dem Jahr 2000, dass "die Formel 'Miterlöserin' sich von der Sprache der Schrift und der Väter zu weit entfernt und daher Missverständnisse hervorruft". Der wesentliche Vorrang Christi im Erlösungswerk könnte durch den Titel verdunkelt werden.
Dogma auf lange Sicht sinnvoll?
Missverständnisse könne es allerdings auch hinsichtlich anderer lehramtlicher Aussagen geben, sagt Hauke: "Denken wir an den Begriff der Gottesmutterschaft. Man könnte ihn auch so deuten, dass Maria gewissermaßen die Gottheit 'produziert' hätte – Gott somit abhängig von einem Menschen wäre." Deshalb ist seiner Ansicht nach auf lange Sicht eine neue dogmatische Definition für Maria durchaus sinnvoll. "Die darf man allerdings nicht vom Zaun brechen", so der Dogmatikprofessor. Eine Dogmatisierung müsse – ähnlich wie schon beim Dogma von der Unbefleckten Empfängnis – gründlich theologisch vorbereitet, in der Gesamtkirche diskutiert werden und Eingang in die Volksfrömmigkeit finden. "Außerdem muss man sich auf einen Titel festlegen", so Hauke. In bisherigen Vorschlägen für eine Definition würden die Begriffe Miterlöserin, Mittlerin aller Gnaden und Fürsprecherin in einem Atemzug genannt. "Diese Titel sind natürlich nicht falsch, aber passen so nicht zusammen", sagt Hauke. Für ein Dogma müsse ein einziger Titel im Vordergrund stehen.
Video: © katholisch.de
Stadtdechant Wilfried Schumacher erklärt das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria und seine Bedeutung.
Der inzwischen verstorbene Pater Stefano De Fiores von der Internationalen Marianischen Päpstlichen Akademie warnte: "Hinsichtlich des Konzils und der Ökumene wäre es sicher nicht ratsam, derzeit ein neues Dogma zu definieren. Die getrennten orthodoxen und protestantischen Brüder werfen uns ja gerade den Alleingang bei den letzten beiden Mariendogmen vor." Damit bringt er neben möglichen Missverständnissen um den Begriff "Miterlöserin" die zweite Problematik auf den Punkt: Was würden die getrennten Kirchen zu einem Dogma sagen? "Bei den Ostkirchen sehe ich eigentlich wenige Probleme", sagt Hauke. "Dort gibt es die Vorstellung von einer Miterlösung durch Maria sogar länger als im Westen, seit dem 10. Jahrhundert." Anders bei den Protestanten: Für Luther sei Maria rein passiv gewesen, sie könne wegen der Rechtfertigungslehre nicht aktiv am Heilsgeschehen beteiligt gewesen sein. "Aber Luther ist für die Protestanten ja kein unfehlbarer Lehrer", so Hauke. Daher könnten sie die Richtigkeit der Mitwirkung Mariens, die durch Bibel und Kirchenväter bezeugt sei, eines Tages anerkennen.
Selbst Auferstehung ist nicht dogmatisiert
Wann der Zeitpunkt für ein Dogma gekommen ist, darauf will sich Hauke nicht festlegen. "Man muss auf die gesamte Kirchengeschichte schauen, und da stellt man fest, dass längst nicht alles gleich dogmatisiert wird." So fand zum Beispiel auch die Auferstehung Christi – die Kernaussage des christlichen Glaubens – niemals Eingang in ein Dogma. "Das ist nicht nötig, weil die Heilige Schrift die Auferstehung hinreichend belegt", so Hauke. Demgegenüber seien vor allem die Aussagen, die sich nicht ausdrücklich in der Bibel finden und deshalb von Teilen der Christenheit bestritten wurden, dogmatisiert worden – etwa bei den letzten beiden Mariendogmen von der Unbefleckten Empfängnis (1854) und der Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (1950). Hauke: "Insofern ist ein Dogma zu Maria als unserer geistlichen Mutter, als mütterliche Mittlerin aller Gnaden in Christus oder als Miterlöserin zwar möglich, auch durchaus sinnvoll, aber eben nicht zwingend notwendig."
Von Tobias Glenz
Kommentare
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(Nutzer gelöscht) 01.06.2021 23:01
Sorry, wegen der Schreibfehler.
Bluehorse 01.06.2021 23:26
meandyou2
vorab: Schreibfehler kommen vor - ist unwichtig.
"Ob Maria sich vor der Kreuzigung taufen ließ weiß ich nicht. Aber ausschließen würde ich das nicht. Mitder Frage habe ich mich bisher tatsächlich noch nicht beschäftigt."
Es gibt keinen bibl. Hinweis darauf. Die Hinweisfrage 2 ist aus meiner Sicht mit Nein zu beantworten. Die Erlösungstat Christi ist ohne Mitwirkung eines Menschen vollbracht. Wir können sie nur dankbar annehmen.
"Wie Maria in Jesus rein kommt, das ist eine Frage, die ich so nicht stellen würde."
Zu dieser Frage wird man geführt, wenn man die Aussage des Prof. Hauke ernst nimmt.
"Im übrigen kamm der Heilige Geist über Maria als die Engel ihr die Botschaft der Jesusgeburt offenbarten. Ich verstehe es als Glaubensakt und - gehorsam, zugleich also ein spirituell nachhaltiges Erlebnis, und ja, wenn man so will, ein inneres Hinwenden zu und in Jesus Christus."
Eine spirituelle Erfahrung = ja. Eine Bejahung der Mutterschaft = ja. Aber Hinwendung "in" ist und bleibt unverständlich. Noch unverständlicher bleibt "ihr Wirken/Miterlösung in Christus".
Aus meiner Sicht sind solch nicht nachvollziehbare Aussagen typisch für die RKK.
Wenn ich von Miterlösung spreche, kann nicht Mitleiden gemeint sein. Wenn Mitleiden gemeint ist - und das wäre bei der Kreuzigung verständlich - kann man aber nicht von Miterlösung sprechen.
Hinweis: Mit neuer Eva (oder Frau, die der Schlange den Kopf zertritt) kann Maria nicht gemeint sein. Wenn das jemand glaubt, dann ist das eben so. Jedoch haben die Kirchenväter, die auf diese Auslegung kamen, übersehen, dass Bibelstellen gegen diese Auslegung sprechen.
Alleine die Tatsache, dass weder Jesus noch die Apostel auf besonders wichtige Aufgaben oder Funktionen von Maria hinwiesen, sollte uns stutzig werden lassen.
vorab: Schreibfehler kommen vor - ist unwichtig.
"Ob Maria sich vor der Kreuzigung taufen ließ weiß ich nicht. Aber ausschließen würde ich das nicht. Mitder Frage habe ich mich bisher tatsächlich noch nicht beschäftigt."
Es gibt keinen bibl. Hinweis darauf. Die Hinweisfrage 2 ist aus meiner Sicht mit Nein zu beantworten. Die Erlösungstat Christi ist ohne Mitwirkung eines Menschen vollbracht. Wir können sie nur dankbar annehmen.
"Wie Maria in Jesus rein kommt, das ist eine Frage, die ich so nicht stellen würde."
Zu dieser Frage wird man geführt, wenn man die Aussage des Prof. Hauke ernst nimmt.
"Im übrigen kamm der Heilige Geist über Maria als die Engel ihr die Botschaft der Jesusgeburt offenbarten. Ich verstehe es als Glaubensakt und - gehorsam, zugleich also ein spirituell nachhaltiges Erlebnis, und ja, wenn man so will, ein inneres Hinwenden zu und in Jesus Christus."
Eine spirituelle Erfahrung = ja. Eine Bejahung der Mutterschaft = ja. Aber Hinwendung "in" ist und bleibt unverständlich. Noch unverständlicher bleibt "ihr Wirken/Miterlösung in Christus".
Aus meiner Sicht sind solch nicht nachvollziehbare Aussagen typisch für die RKK.
Wenn ich von Miterlösung spreche, kann nicht Mitleiden gemeint sein. Wenn Mitleiden gemeint ist - und das wäre bei der Kreuzigung verständlich - kann man aber nicht von Miterlösung sprechen.
Hinweis: Mit neuer Eva (oder Frau, die der Schlange den Kopf zertritt) kann Maria nicht gemeint sein. Wenn das jemand glaubt, dann ist das eben so. Jedoch haben die Kirchenväter, die auf diese Auslegung kamen, übersehen, dass Bibelstellen gegen diese Auslegung sprechen.
Alleine die Tatsache, dass weder Jesus noch die Apostel auf besonders wichtige Aufgaben oder Funktionen von Maria hinwiesen, sollte uns stutzig werden lassen.
(Nutzer gelöscht) 01.06.2021 23:52
Was für Dich unverständlich und nicht nachvollziehbar ist, kann für andere sehr wohl verständlich und nachvollziehbar sein.
"Wenn man die Aussage von Prof. Haucke ernst nimmt" wäre eine Pauschalisierung. Und Unterstellung zugleich, dass man dessen Aussagen nicht ernst nimmt.
Mich machen die "fehlenden" Aussagen zu Maria der Apostel und Jesus jedenfalls nicht stutzig.
"Wenn man die Aussage von Prof. Haucke ernst nimmt" wäre eine Pauschalisierung. Und Unterstellung zugleich, dass man dessen Aussagen nicht ernst nimmt.
Mich machen die "fehlenden" Aussagen zu Maria der Apostel und Jesus jedenfalls nicht stutzig.
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 00:04
Bluehorse
"Hinweis: Mit neuer Eva (oder Frau, die der Schlange den Kopf zertritt) kann Maria nicht gemeint sein. Wenn das jemand glaubt, dann ist das eben so. Jedoch haben die Kirchenväter, die auf diese Auslegung kamen, übersehen, dass Bibelstellen gegen diese Auslegung sprechen."
----
Welche würdest du - entsprechend deiner Lehre - da verwenden?
"Hinweis: Mit neuer Eva (oder Frau, die der Schlange den Kopf zertritt) kann Maria nicht gemeint sein. Wenn das jemand glaubt, dann ist das eben so. Jedoch haben die Kirchenväter, die auf diese Auslegung kamen, übersehen, dass Bibelstellen gegen diese Auslegung sprechen."
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Welche würdest du - entsprechend deiner Lehre - da verwenden?
Marion5000 02.06.2021 00:28
🙂Jesus , Maria und Josef sind in der Krippe.
Ochs und Esel auch. Sie hatten keine Platz
in der Herberge?
Das vergessen sie immer...?
Maria durfte weinen....und wir ?
Ochs und Esel auch. Sie hatten keine Platz
in der Herberge?
Das vergessen sie immer...?
Maria durfte weinen....und wir ?
Bluehorse 02.06.2021 09:39
meandyou2
"Mich machen die "fehlenden" Aussagen zu Maria der Apostel und Jesus jedenfalls nicht stutzig."
ja, dann wirst Du eben nicht stutzig. So wirklich scheint Dich das Thema auch nicht zu interessieren. Wenn das so ist, können wir unseren freundlich gehaltenen Austausch zu dem Blogthema beenden. Vielen Dank für Dein bisheriges Mitwirken. Gottes Segen Dir.
"Mich machen die "fehlenden" Aussagen zu Maria der Apostel und Jesus jedenfalls nicht stutzig."
ja, dann wirst Du eben nicht stutzig. So wirklich scheint Dich das Thema auch nicht zu interessieren. Wenn das so ist, können wir unseren freundlich gehaltenen Austausch zu dem Blogthema beenden. Vielen Dank für Dein bisheriges Mitwirken. Gottes Segen Dir.
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 12:09
Wir können unseren Austausch gern beenden. Wie @Klavierspielerin2 richtig bemerkte, gab es jetzt auch genügend Erklärungen zur Erklärung. Das Thema hat mich wirklich interessiert, auch wenn Du es nicht bemerkt zu haben scheinst.
Bleib behütet!
Bleib behütet!
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 16:15
Wie geduldig du doch bist Bluehorse , mit Menschen dich auseinander zu setzen die nur an den Haaren herbeigezogenen Kram in die Landschaft stellen . Ich schätze dein Bemühen ! Aber manche sind unter anderem zeiträuber .
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 16:41
Ich hoffe, @Bluehorse, du nimmst die unqualifizierten Äußerungen von @Dienatur nicht ernst. Lass es uns einfach wohlwollend zur Kenntnis nehmen und an uns vorbeiziehen.
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 21:04
Mea , Das sagt einer der mehrere Stunden mit Kram jemanden belästigt !
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 21:33
Meandyou - das ist 3ine eigene "religiöse Seilschaft" - geht der eine = kommt ein anderer
Und keiner will verstehen - sondern seine Ablehnung zeigen
Immer und immer wieder
Und keiner will verstehen - sondern seine Ablehnung zeigen
Immer und immer wieder
(Nutzer gelöscht) 02.06.2021 22:10
Danke für die Unterstützung @Nelkael.
Hatte es bisher noch nicht erlebt, dass mich jemand hier im Forum derart beleidigt, nur weil ich eine andere Meinung habe.
Hatte es bisher noch nicht erlebt, dass mich jemand hier im Forum derart beleidigt, nur weil ich eine andere Meinung habe.
Und die Hinweisfrage 2 wäre vielleicht ein neuer Blog in dem man das diskutieren könnte. Ich jedenfalls würde sagen, nein sie wirken nicht mit.
Wie Maria in Jesus rein kommt, das ist eine Frage, die ich so nicht stellen würde.
@Nelkael und der Blogeingangstext haben dazu jaa schon Hinweise gegeben. Im übrigen kamm der Heilige Geist über Maria als die Engel ihr die Botschaft der Jesusgeburt offenbarten. Ich verstehe es als Glaubensakt und - gehorsam, zugleich also ein spirituell nachhaltiges Erlebnis, und ja, wenn man so will, ein inneres Hinwenden zu und in Jesus Christus.
Nelkael