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ÖKUMENE? UPDATE.

ÖKUMENE? UPDATE. 
Als einer der größten Streitpunkte der Ökumene beigelegt wurde 



BONN ‐ Die unterschiedlichen Auffassungen zur Rechtfertigungslehre haben lange zur Trennung von evangelischer und katholischer Kirche beigetragen. 1999 unterzeichneten Vertreter beider Seiten eine gemeinsame Erklärung. Damit war ein Konflikt überwunden, der bis in die Zeit Martin Luthers zurückreicht.


Wohl zu Recht kann man von einem Meilenstein sprechen, der im ökumenischen Miteinander zwischen römisch-katholischer Kirche und dem Lutherischen Weltbund am 31. Oktober 1999 gelegt wurde. An diesem Tag haben Vertreter beider Konfessionen in Augsburg die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet, die mit einer Annäherung der Kirchen in einem zentralen theologischen Streitpunkt verbunden war. Mit der Gemeinsamen Erklärung wurde öffentlich erklärt, dass zwischen Lutheranern und Katholiken im Blick auf die Rechtfertigungslehre ein Konsens in den Grundsätzen besteht. Damit wurde ein langer Streit beendet, der seit der Reformation schwelte und die ökumenischen Beziehungen nachhaltig belastete. Ein Meilenstein also, der auch 20 Jahre nach seiner Setzung immer noch von großer Bedeutung für den ökumenischen Dialog ist. Zunächst soll geklärt werden, was überhaupt die grundsätzlichen Unterschiede im Verständnis der Rechtfertigung waren, bevor in einem zweiten Schritt die Ergebnisse der Gemeinsamen Erklärung betrachtet werden.

Die Erlangung des Heils

Im Neuen Testament, vor allem in der Verkündigung Jesu, ist eine große begriffliche Vielfalt im Hinblick auf das Heilsgeschehen Gottes, das durch Christus gewirkt wurde, zu beobachten. Das Matthäusevangelium beispielsweise spricht davon, dass im Kreuzestod die "Vergebung der Sünden" (Mt 26,28) gewirkt wurde. Paulus greift diesen Gedanken auf und deutet das Christusgeschehen als "Versöhnung mit Gott" (2 Kor 5,18ff), als "Leben für Gott in Jesus Christus" (Röm 6,11); der Hebräerbrief versteht es als "Befreiung von der Knechtschaft des Todes" (Hebr 2,14f). Herausragend ist dabei das paulinische Verständnis des gewirkten Heils als "Rechtfertigung" der Sünder durch Gottes Gnade im Glauben an den Erweis seiner Gerechtigkeit (Röm 3,23-26). Wer so gerettet ist, der wird zum "Kind Gottes" (Gal 3,26), der ist eine "neue Schöpfung" (2 Kor 5,17). Die begriffliche Vielfalt, die in der Verbindung mit dem in Christus gewirkten Heil entstanden ist, zeigt, dass die frühe Kirche diese Heilserfahrung sehr unterschiedlich verstanden und ausgedeutet hat. Die unterschiedlichen Bilder machen aber auch deutlich, dass die Erfahrung des göttlichen Heils nie uniform gedacht werden kann, sondern immer unterschiedliche Ausprägungen und Erfahrungsweisen besitzt.


Paulus hat sich besonders in seinem Römerbrief sehr intensiv mit der Frage nach der Erlangung des Heils auseinandergesetzt. Vor dem Christusereignis sieht Paulus den Menschen in seiner Sündhaftigkeit und seiner Todverfallenheit: "Wie durch einen einzigen Menschen die Sünde in die Welt kam und durch die Sünde der Tod und auf diese Weise der Tod zu allen Menschen gelangte, weil alle sündigten" (Röm 5,12). Paulus erkennt hier also einen engen Zusammenhang zwischen der Sünde des ersten Menschen und dem Tod, der aufgrund des sündhaften Handelns in die Schöpfung getreten ist. Befreiung von diesem Kreislauf aus Sünde und Tod wird durch den Kreuzestod Jesu und seiner Auferstehung gewirkt. Sie ermöglicht es dem Glaubenden, Sünde und Tod zu überwinden und einen neuen Weg zu beschreiten: den Weg des Lebens. "Wie es also durch die Übertretung eines Einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch die gerechte Tat eines Einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung, die Leben schenkt." (Röm 5,18) Die Verbindung zwischen dem ersten Menschen (Adam) und dem Menschen, der Gerechtmachung erwirkt (Christus) ist für Paulus eine sehr zentrale Denkfigur. Die Rechtfertigung des Sünders, also seine Gerechtmachung, geschieht, so könnte man Paulus verstehen, durch den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn. Dadurch wird jeder, der gestorben ist, frei von Sünde (vgl. Röm 6,7). Paulinisch gedacht bedeutet Rechtfertigung demnach zuerst den Glauben an Christus, den auferstandenen Herrn, dadurch alleine geschieht die Gerechtmachung, die den Menschen von der Macht der Sünde und des Todes befreit.

Zur Zeit der Reformation entbrannte beim Thema "Rechtfertigung" ein großer Streit zwischen der katholischen Kirche und Martin Luther und dessen seinen Anhängern. Denn Rechtfertigung wurde katholischerseits nicht nur als bloßer Glaubensakt verstanden, sondern konnte nur durch ein entsprechendes Handeln erlangt werden. Ein Leben gemäß dem Evangelium, aber auch Reliquienverehrung oder das Kaufen von Ablässen oder Messstipendien wurden als gute Werke verstanden, die einen Teil zur eigenen Rechtfertigung beitrugen. Besonders dem Empfang der Sakramente wurde hier ein großer Wert beigemessen, da die Sakramente das Heil, das sie bewirken, auch enthalten. Salopp könnte man es so formulieren: Glaube allein reicht nicht, um gerecht gemacht zu werden, es braucht auch die entsprechenden Taten.


Martin Luther war diese Praxis allerdings ein Dorn im Auge, was wohl auch den damaligen Umständen geschuldet war. Luther formuliert seine Kritik in den 95 Thesen sehr deutlich: "Man muss die Christen lehren: Wer einen Bedürftigen sieht, sich nicht um ihn kümmert und für Ablässe etwas gibt, der erwirbt sich nicht Ablässe des Papstes, sondern Gottes Verachtung." Was für Luther zählt ist also nicht die Anzahl der gekauften Ablässe oder der Frömmigkeitsübungen, die notwendig sind, um sich das Heil Gottes zu erwerben. Luther argumentiert mit dem paulinischen Römerbrief: Rechtfertigung geschieht allein durch den Glauben (sola fide); sie ist Sache Gottes und nicht der Menschen. Allein durch Christus ist Gottes Heil ein für alle Mal gewirkt und die Menschen haben den Auftrag, durch das Wort des Evangeliums zum Glauben daran zu kommen und dadurch gerechtgemacht zu werden. Vonseiten der katholischen Kirche wurde Luthers These als eine bloße "Gerechtsprechung" bezeichnet, die aber mit einer wirklichen Gerechtmachung nichts zu tun habe.


Der Streit um die Frage nach der Rechtfertigung schwelte über die Jahrhunderte hinweg und blieb innerhalb der ökumenischen Theologie eines der kontrovers diskutierten Themen. Im Zuge der im 20. Jahrhundert begonnenen ökumenischen Dialoge und der Annäherung zwischen den Konfessionen wurde auch das Rechtfertigungsthema zum Objekt neuerlicher theologischer Diskussionen. Ein erster Erfolg war schließlich die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die von katholischen und reformierten Theologen ausgearbeitet und schließlich von beiden Seiten wohlwollend unterzeichnet wurde.


Kein kirchentrennender Charakter mehr

Gegenstand der Erklärung ist ein gemeinsames Verständnis der Rechtfertigung, das sich vor allem dadurch auszeichnet, dass es von einem Konsens der Grundwahrheiten ausgeht, einige unterschiedliche Aussagen und Entfaltungen aber weiterhin zur Disposition stellt. Mit dem biblischen Zeugnis argumentierend hält die Gemeinsame Erklärung fest: "Allein aus Gnade im Glauben an die Heilstat Christi, nicht auf Grund unseres Verdienstes, werden wir von Gott angenommen und empfangen den Heiligen Geist, der unsere Herzen erneuert und uns befähigt und aufruft zu guten Werken." Und weiter wird erläutert: "Gemeinsam sind wir der Überzeugung, dass die Botschaft von der Rechtfertigung uns in besonderer Weise auf die Mitte des neutestamentlichen Zeugnisses von Gottes Heilshandeln in Christus verweist: Sie sagt uns, dass wir Sünder unser neues Leben allein der vergebenden und neuschaffenden Barmherzigkeit Gottes verdanken, die wir uns nur schenken lassen und im Glauben empfangen, aber nie – in welcher Form auch immer verdienen können." Damit baut die Gemeinsame Erklärung die Brücke zwischen katholischem und lutherischem Verständnis, indem sie die Rechtfertigung mit der Person Jesu Christi verknüpft und sie dahingehend als Zentrum des Heilshandelns Gottes in Christus ausmacht. Als Grundanliegen macht die Gemeinsame Erklärung die Verkündigung von Christus, als dem Mittler zwischen Gott und den Menschen, fest. Dass diese Verkündigung in den Konfessionen auf unterschiedliche Art und Weise erfolgt, stellt kein Hindernis mehr dar. Den ökumenischen Dialogen ist es also gelungen, der Rechtfertigungslehre ihren kirchentrennenden Charakter zu nehmen und einen Konsens in Grundwahrheiten zu erarbeiten, dem beide Kirchen voll und ganz zustimmen können.

Von F. Brand

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 09.06.2022 13:42
Abgesehen davon...
dass es im Himmel 'keine' Religion geben wird, 
sondern nur 'eine große Famlilie' -
...schon een bemerkenswerter 🤔 Auffand.

Und, da ja det letzte Hemd bekanntlicherweise 
'keene Taschen' hat, könnte man/frau och 
nix 'reinschmuggeln'. 😉
 
Klavierspielerin2 09.06.2022 13:44
Jaja, Tscho.
Mir geht's lediglich um Information. Meine persönliche Meinung dazu habe ich nicht veröffentlicht.
 
Klavierspielerin2 09.06.2022 14:05
GEMEINSAME ERKLÄRUNG ZUR TAUFE KRITISCH BEWERTET

Katholisch-lutherisches Dialogpapier stößt auf Vorbehalte im Vatikan

AKTUALISIERT AM 12.04.2022 

VATIKANSTADT ‐ Als sich Katholiken und Lutheraner 1999 auf eine gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre einigten, war das eine ökumenische Sensation – gut 20 Jahre später bleibt die Einigung aus: Ein Dokument zur Taufe ist in Rom vorerst durchgefallen.


Der jüngste Dialogschritt zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund stößt im Vatikan auf Vorbehalte. Aus dem Vorwort des Dialogberichts "Baptism and Growth in Communion", der Ende vergangener Woche veröffentlicht wurde, geht hervor, dass das bereits 2019 von einer ökumenischen Kommission fertiggestellte Dialogdokument zum Tauf- und Kirchenverständnis zwar von der lutherischen Seite angenommen wurde, auf katholischer Seite dagegen durch den Päpstlichen Einheitsrat und die Glaubenskongregation "kritisch bewertet" wurde. "Dabei hat die katholische Seite ernsthafte Bedenken geäußert, die sich vor allem auf verschiedene ekklesiologische Voraussetzungen und Konsequenzen sowie auf Unklarheiten und Missverständnisse in der gewählten Terminologie beziehen", heißt es in dem bislang nur in englischer Sprache verfügbaren Dokument.

Im Vorwort betonten die beiden Unterzeichner, der Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, und der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, Kardinal Kurt Koch, dass ihre Organisationen nach Lösungen suchten. Dennoch könne das Dokument von katholischer Seite vorerst nur als "offenes Studiendokument" angesehen werden, das für eine Annahme noch nicht bereit sei. Eine Publikation sei daher nur zusammen mit dem einschränkenden Vorwort möglich. Am ökumenischen Dialog wolle man aber weiterhin festhalten, insbesondere mit Blick auf den 500. Jahrestag des Augsburger Reichstags, der im Jahr 1530 mit der "Confessio Augustana" die evangelische Lehre maßgeblich geprägt hatte.


Streit um den Leib Christi

Welche Vorbehalte gegen das 80-seitige Dokument herrschen, in dem eine ökumenische Theologie der Taufe und ihre Bedeutung für die Einheit der Kirche ausgearbeitet wird, wird nicht näher ausgeführt. Auf seiner Webseite hat der Einheitsrat jedoch einen Kommentar des emeritierten Würzburger Fundamentaltheologen Wolfgang Klausnitzer zu dem Dokument veröffentlicht. Klausnitzer bemängelt vor allem die These, dass nicht nur jeder einzelne Getaufte, sondern auch kirchliche Gemeinschaften Teil des Leibes Christi seien. Menschen würden jedoch durch die Taufe nicht "in eine alle getrennten christlichen Kirchen umfassende (himmlische, transzendente, außerempirische o. ä.) Wirklichkeit eingegliedert", sondern in eine "ganz konkrete, sichtbare Kirche, die sich durch 'äußere' Zeichen und Strukturen definiert". Laut Klausnitzer ist die These des Dokuments weder aus den lutherischen Bekenntnisschriften oder den lehramtlichen Aussagen der Katholischen Kirche ableitbar noch theologisch plausibel. "Ein Überspringen der existierenden Kirchentrennung" durch eine "Flucht von der sichtbaren zur unsichtbaren Kirche" habe der evangelische Theologe Karl Barth als den Versuch erklärt, "den Skandal bzw. die 'Sünde' der Vielheit der faktischen Kirchen (und der Kirchenspaltung) wegerklären und sie damit kaschieren zu wollen", so Klausnitzer weiter.

Die römisch-katholische Kirche und der lutherische Weltbund befinden sich seit Jahrzehnten in einem Dialog zur Förderung der Kircheneinheit. Seit 1967 wurden elf gemeinsame erster Höhepunkt war 1999 die Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre in Augsburg. 2013 hatte die lutherisch-römisch-katholische Einheitskommission ein gemeinsames Papier mit dem Titel "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" vorgelegt. Mit dem Dokument über die Taufe sollte die Kommission, die ihre Arbeit 2019 abgeschlossen hat, einen weiteren Meilenstein im ökumenischen Dialog setzen. (fxn)
 
pieter49 09.06.2022 17:44
...ich kann mir noch gut daran erinnern, ...es wurde in den Nachrichten von DLF am 31.10.1999, um 12 Uhr bekannt gemacht

Das hat nichts mit Religionen zu Tun, lieber TSCHOO....., sondern ein Einigung von EKD und RKK

Das sind Konfessionen, lieber @TSCHOOachim!

Bitte nichts durcheinander wirbeln!
 
(Nutzer gelöscht) 09.06.2022 18:56
Hallo werte Leute...
ick darf 'mir' als den friedlichsten Menschen 'überhaupt' kennen...lächel, 
und ick werde mir nirgends einmischen, was Religion oder och Konfession betrifft. 

Darum werd' ick och keen weiteres STATEMENT hinterlassen...werter Pieter.

Mir ging ES bei meinem 13.42 Uhr 
eenfach um een STOCKWERK "höher". 😉

Macht's jut und eenen schönen Abend jewünscht...🤫
 
pieter49 09.06.2022 19:34
18:56 Uhr ...???

   🤔

Werter Joachim, deine Sprache verstehe ich...

Ich war 12 Jahre bei euch, eure Sitten und Gewohnheiten sind mir bekannt!

Wünsche dir auch ein schönen Abend und gute Besserung!
 
(Nutzer gelöscht) 09.06.2022 20:30
Jute Besserung...? 🤣😂😅

Wenn es 'vielen anderen' mit...
in een paar Tagen "70",
so jut jehen würde, 
und dienstmäßig für den HERRN
unterwegs wären...👑

...na DET wäre echt nich' vakehrt.🤭

Und Tschüss....💨💨💨💨💨 
 
hansfeuerstein 10.06.2022 00:25
Über 500Jahre Kirchenspaltung, hat viel Einheit zerrissen. Und nun, ist eben alles auf Rückzug.
Es geht den Meisten gar nicht mehr um den Glauben, es ist das postchristliche Zeitalter.
Insofern ist ein Zugehen aufeinander wahrscheinlich ohne echte Alternative.
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