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22. Jan.: Kathedra Petri/ 1 Petr 5,1–4, Mt 16,13–19 Lesejahr C

22. Jan.: Kathedra Petri/ 1 Petr 5,1–4, Mt 16,13–19 Lesejahr C 
Kathedra Petri

Was tun, wenn die ganze Stadt feiert, die eigene Religion die Teilnahme daran aber strikt verbietet? Jedes Jahr im Winter begingen die paganen Römer eine Totengedenkfeier namens "Cathedra" (Sitz), bei der sie bei einem Totenmahl einen leeren Stuhl für den Verstorbenen aufstellten. Die ausgeschlossenen Christen der Stadt fanden Mitte des 4. Jahrhunderts eine einfache Lösung: Sie führten ihren eigenen Feiertag am 18. Januar ein und nannten ihn "Cathedra Petri". In Anlehnung an Mt 16,13-29 gedachten sie der Übertragung des besonderen Hirtenamtes an Petrus und dessen Zeit auf dem Bischofsstuhl Roms. Nach 200 Jahren geriet dieses Fest jedoch langsam in Vergessenheit – bis es im Gallien des 6./7. Jahrhunderts neu aufblühte: Hier gedachten die Christen am 18. Januar ebenfalls der Berufung des Petrus zum Leitungsamt. Von dort kehrte das Fest nach Rom zurück, wurde jedoch am 22. Februar begangen und mit neuem Inhalt gefüllt: Paulus berichtet im Galaterbrief (2,11) von einem Aufenthalt des Petrus in Antiochia (heutige Türkei). In der christlichen Überlieferung soll Petrus als erster Bischof der Stadt sogar sieben Jahre in Antiochia gewirkt haben. Diese Tradition rückte mehr und mehr in den Mittelpunkt, sodass Papst Paul IV. 1558 den 18. Februar als eigenen Gedenktag für den Amtsantritt des Petrus in Rom festlegte. Verwirrt? Papst Johannes XXIII. sah das 1960 ähnlich, vereinigte beide Feste und legte sie auf den 22. Februar.




Heutige Lesungen:

1 Petr 5,1–4
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus

Brüder!

Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde!

Wenn dann der oberste Hirt erscheint, werdet ihr den nie verwelkenden Kranz der Herrlichkeit empfangen.

Mt 16,13–19
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus

In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi kam, fragte er seine Jünger: Für wen halten die Leute den Menschensohn? Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für Jeremia oder sonst einen Propheten.

Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!

Jesus sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Ich aber sage dir: Du bist Petrus - der Fels -, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.







BONN ‐ Petrus gilt als erster Papst. Das feiert die Kirche mit dem heutigen Fest Kathedra Petri. Doch Rom war nicht der erste Bischofsstuhl, den der Apostel bestieg. Und das Fest entwickelte sich aus einem heidnischen Totenkult.


"Du bist Petrus – der Fels –, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen": Bis heute sind diese berühmten Worte Jesu aus dem Matthäusevangelium eine der wichtigsten Grundlagen des Papsttums (Mt 16,18). Christus hatte – so die Interpretation der Kirche – seinen Jünger Petrus damit beauftragt, die Kirche aufzubauen und zu führen. Der Überlieferung nach kam der Apostel Jahrzehnte später in die Hauptstadt des Römischen Reiches und wurde dort erster Bischof – und damit erster Papst. Mit dem Fest Kathedra Petri – im Volksmund auch "Petri Stuhlfeier" – am 22. Februar gedenkt die Kirche der Einsetzung des Papsttums bzw. der Berufung des Petrus zum Lehramt in der Kirche. Doch was sind seine Ursprünge?

Woher der Begriff kommt

Der Begriff "Kathedra" stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich übersetzt Sitz oder Sessel. Seit der Antike galt die Kathedra im Sinne von "Lehrstuhl" aber auch als das Symbol der Vollmacht eines öffentlichen Amtsträgers. Das hat die Kirche übernommen: Einerseits wird als Kathedra im Kirchenbau wörtlich der (Lehr-)Stuhl des Bischofs bezeichnet, der einen herausgehobenen Platz beim Altar hat; davon leitet sich auch der Begriff Kathedrale für die Bischofskirche ab. Andererseits stand und steht dieser Sitz im übertragenen Sinn für die apostolische Amtsvollmacht des Bischofs, für seine Aufgabe, zu leiten und zu lehren. Kathedra kann darüber hinaus auch den Bischofssitz im institutionellen Sinn meinen.

" Kathedra Petri" bedeutet also zunächst nichts anderes als "Bischofssitz des Petrus", und mit dem gleichnamigen Fest wird der Übernahme eben dieser Kathedra durch den Apostel gedacht. Der Ursprung des Festes liegt jedoch in einem heidnischen Kult: Im antiken Rom wurde vom 13. bis 22. Februar ein allgemeines Totengedenken begangen. Die Menschen kamen zusammen, feierten ein Totenmahl und gedachten auf diese Weise ihrer Verstorbenen – so auch die frühen Christen. Ritus bei diesem "Leichenschmaus" war es, für die Verstorbenen einen leeren Sessel aufzustellen – die Kathedra –, und auch Speisen kamen für die Toten auf den Tisch. Da der genaue Todestag des Apostels Petrus unbekannt war, gedachten die Christen Roms ihres ersten Bischofs also ursprünglich im Rahmen dieses allgemeinen Totengedenkens am 22. Februar.



Im 4. Jahrhundert endeten die Christenverfolgungen, das Christentum wurde Staatsreligion im Römischen Reich. Schnell war die noch junge Kirche bestrebt, die heidnischen Formen des Totengedenkens abzuschaffen. Im Zuge dessen wurde auch die Kathedra Petri umgedeutet. Jetzt war nicht mehr der Sessel für den Verstorbenen gemeint, sondern der Bischofsstuhl, den Petrus gemäß seiner Berufung zum Hirten- und Lehramt in der Kirche innehatte – und den auch seine Nachfolger, die Päpste, bestiegen.

Eine zweite Stuhlfeier Petri

Allerdings gab es eine Parallelentwicklung: In Gallien existierte spätestens ab dem 6. Jahrhundert ein eigenes Fest der "Stuhlbesteigung" des Apostels Petrus. Dieses Fest feierte man am 18. Januar, und es wurde bald auch in Rom übernommen – ohne das bisherige Kathedra-Fest abzuschaffen. Ab dem 7. Jahrhundert gab es in der Römischen Kirche somit zwei Feste der Stuhlbesteigung Petri, und das ließ sich auch begründen: Denn gemäß der Tradition war der Apostelfürst nicht nur der erste Bischof von Rom, sondern zuvor bereits der erste Oberhirte von Antiochia – zwei Stuhlbesteigungen, zwei Feste.

Das Neue Testament hingegen berichtet weder von der einen noch der anderen. Eine uralte Tradition und neuere archäologische Funde deuten zwar darauf hin, dass Petrus in Rom war und dort die christliche Gemeinde leitete. Biblisch verliert sich die Spur des Apostels aber lange zuvor: nämlich unmittelbar nach dem "Apostelkonzil" in Jerusalem (Apg 15; Gal 2,1-10). Nach dem Zeugnis des Galaterbriefs hielt sich Petrus zumindest einige Zeit in der Gemeinde Antiochias auf und hatte dort offenbar auch eine Vorrangstellung inne (Gal 2,11-21).

Von diesem biblisch bezeugten Aufenthalt des Petrus in Antiochia – dem heutigen Antakya in der Türkei – leitete man schon früh ab, dass der Apostel auch der erste Bischof der Stadt war. Nach alter Überlieferung soll er im Jahr 42 hier den Bischofssitz übernommen und sieben Jahre lang als Oberhirte gewirkt haben. Die Stuhlbesteigung von Antiochia fand also lange vor der in Rom statt. In die Ewige Stadt soll Petrus erst in seinen letzten Lebensjahren gekommen und zwischen 64 und 67 nach Christus als Märtyrer gestorben sein.



Das gesamte Mittelalter über bis in die Neuzeit hinein feierte die Kirche am 18. Januar die Stuhlbesteigung Petri in Rom, während die Übernahme des Bischofssitzes von Antiochia am 22. Februar mit einem eigenen Fest begangen wurde. Erst Johannes XXIII. (1958-1963) vereinigte im Jahr 1960 beide zum Fest Kathedra Petri in der heutigen Form; das zweite Petrus-Fest im Kirchenjahr neben dem Hochfest Peter und Paul am 29. Juni.

Vom Verbleib des "echten" Bischofsstuhls

Die ursprüngliche Kathedra des Petrus – so es sie denn gegeben hat – ist nicht mehr auffindbar. Papst Gregor der Große (590-604) hatte in der alten Petersbasilika einen steinernen Papstthron errichten lassen, der bis ins 13. Jahrhundert als Kathedra Petri bezeichnet wurde. Allmählich wurde dieser jedoch von einem anderen, hölzernen Thron verdrängt, der als authentischer Lehrstuhl des Apostels galt und bis heute als wichtige Petrusreliquie verehrt wird. Im 17. Jahrhundert wurde dieser Sitz in einer von Gian Lorenzo Bernini geschaffenen Bronzehülle in der Apsis des neuen Petersdoms aufgestellt – unterhalb des berühmten Heilig-Geist-Fensters. Eine wissenschaftliche Untersuchung des Holzstuhls ergab jedoch, dass er höchstwahrscheinlich aus dem Mittelalter stammt. Der angebliche Bischofsstuhl aus Antiochia wird heute in der Basilika San Pietro di Castello in Venedig als Reliquie verehrt.

Die liturgische "Kathedra Petri", der Lehrstuhl des Bischofs von Rom, befindet sich übrigens in der Lateranbasilika – der Bischofskirche des Papstes. Auf den römischen Bischofssitz bezogen ist auch der Terminus "ex cathedra" ("von der Kathedra aus"zwinkerndes Smiley: Ein Wort des Papstes, das ex cathedra gesprochen wird, gilt als eine unfehlbar verkündete Lehrentscheidung in Fragen des Glaubens oder der Sittenlehre.

Von Tobias Glenz

Kommentare

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Martin123 22.02.2022 07:50
 
Martin123 22.02.2022 09:11
 
Rosenlied 22.02.2022 13:36
⛪Danke @Klavierspielerin2 für den Bericht,
von dem ich wieder neues gelernt habe.
⛪Danke @Martin123. Die Worte des netten
Priesters kann man nicht oft genug hören...
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