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Gedenktag 28. Juni: Irenäus von Lyon

Gedenktag 28. Juni: Irenäus von Lyon
Der eine Gott hat die Welt erschaffen, das Alte Testament ist Teil der christlichen Bibel und die vier Evangelien sind gleichermaßen heilig: Was heute nach Basiswissen klingt, war im zweiten Jahrhundert noch keineswegs entschieden. Dass sich diese christlichen Kerninhalte durchgesetzt haben, ist nicht zuletzt Irenäus von Lyon (etwa 140-200) zu verdanken. Er wuchs in der Handelsmetropole Smyrna (heutiges Izmir in der Türkei) auf, wo der bereits hochbetagte Apostelschüler Polykarp von Smyrna sein Lehrer war. Irenäus zog in das gallische Lugdunum (heutiges Lyon in Frankreich) und wurde Amtsträger in der dortigen griechischsprachigen Gemeinde. Die dort hereinbrechende Christenverfolgung überlebte er nur, weil er sich zeitgleich als Gesandter in Rom aufhielt. Anschließend trat Irenäus als Bischof von Lyon die Nachfolge seines hingerichteten Vorgängers Pothinus an. Gut zehn Jahre später kehrte er wieder nach Rom zurück, um entsprechend seines Namens (dt. "der Friedliche"zwinkerndes Smiley im sogenannten Osterfeststreit zu vermitteln. Victor, der Bischof von Rom, wollte die kleinasiatischen Bischöfe aufgrund ihres abweichenden Festkalenders ausschließen. Was den Glauben nicht infrage stelle, soll jede Ortskirche selbst entschieden dürfen, war Irenäus überzeugt. Sein eigentliches Lebensthema aber stellte die Auseinandersetzung mit der Gnosis dar, die auch unter Christen verbreitet war. Deren Anhänger verwarfen die materielle Welt, trennten zwischen einem Schöpfer- und einem Erlösergott und wollten mit dem Alten Testament nichts zu tun haben – ein angepasstes Lukasevangelium reiche. In seinem fünfbändigen Hauptwerk "Gegen die Häresien" widerlegt Irenäus diese Irrlehren: Die Schöpfung ist heilig und in Christus will Gott die menschliche Natur nicht auslöschen, sondern die verlorene Einheit mit Gott wiederherstellen. Dazu schrieb Irenäus auch seinen heute berühmtesten Satz: "Das Leben im Menschen ist die Herrlichkeit Gottes, das Leben des Menschen ist die Schau Gottes." Verstehen könne das nur, wer die Einheit der Heiligen Schrift bewahre. Dem Geheimkult der Gnosis stellte Irenäus das öffentliche Prinzip der "Apostolischen Sukzession" in der Kirche entgegen. Für seine systematische Verteidigung des Glaubens erhielt er den Ehrennamen "Vater der Dogmatik". Laut Hieronymus und Gregor von Tours starb Irenäus um 200 als Märtyrer. Heute wird er in Ost und West als Kirchenvater verehrt.

Kommentare

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Klavierspielerin2 28.06.2021 10:18
Dem Geheimkult der Gnosis stellte Irenäus das öffentliche Prinzip der "Apostolischen Sukzession" in der Kirche entgegen:

Auf ihn geht der theologische Begriff der Tradition zurück: die lebendige, durch ununterbrochene Weitergabe der Bischöfe garantierte Überlieferung des Glaubens der Apostel.
 
hansfeuerstein 28.06.2021 13:52
Er hatte sich vehement dafür eingesetzt, dass die Errettung und Erlösung grundsätzlich jedem offen steht, der sie annimmt. Die Gnosis lebt selbstveständlich heute in anderen Formen weiter. Ich lese diese alten christlichen Autoren fast am Liebsten, weil sie griffig und ursprünglich sind, und noch nicht von einer "Ergebnisse für "nouvelle Theologie" im Glauben korrumpiert sind.
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