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Gedenktag 22. März: Sel. Kardinal von Galen

Gedenktag 22. März: Sel. Kardinal von Galen
Gedenktag: 22. März
Clemens August Graf von Galen
Er ist die Symbolfigur des kirchlichen Widerstands gegen Adolf Hitler: Bischof Clemens August Graf von Galen. Der 22. März ist der Gedenktag des "Löwen von Münster".

Sein Vetter und bischöflicher Mitbruder Konrad Graf von Preysing nannte ihn einmal wenig schmeichelhaft einen "ganz durchschnittlichen Zeitgenossen von durchaus beschränkten Geistesgaben". Doch mit diesem Urteil über Clemens August Graf von Galen dürfte Preysing mindestens aus heutiger Sicht ziemlich alleine dastehen, schließlich ist von Galen einer breiten Öffentlichkeit inzwischen vor allem als "Löwe von Münster" bekannt. Der langjährige Bischof von Münster, der 1946 zum Kardinal erhoben und 2005 seliggesprochen wurde, gilt heute als Symbolfigur des kirchlichen Widerstands gegen den Nationalsozialismus.

Von Galen wurde am 16. März 1878 auf Burg Dinklage im oldenburgischen Teil des Bistums Münster geboren. Er war das elfte von 13 Kindern des Zentrumspolitikers Ferdinand Heribert Graf von Galen und dessen Frau Elisabeth, einer geborenen Gräfin von Spee. Die Erziehung im tief religiösen Elternhaus wird allgemein als streng beschrieben, stets auf Glauben, Ordnung, Pünktlichkeit und Fleiß ausgerichtet. 

Nach einer Privataudienz beim Papst hörte er den Ruf

Nach seiner Schulzeit, die er zunächst bei einem Hauslehrer auf der elterlichen Burg und später auf einem von Jesuiten geführten Internat im österreichischen Feldkirch verbracht hatte, begann von Galen 1897 an der Universität Freiburg in der Schweiz mit dem Studium der Fächer Philosophie, Geschichte und Literatur. Während einer dreimonatigen Italienreise im Jahr 1898, bei der er eine Privataudienz bei Papst Leo XIII. (1878-1903) erhielt, reifte in ihm der Entschluss, Priester zu werden. Aus diesem Grund trat er ein Jahr später in das Jesuiten-Konvikt Canisianum in Innsbruck ein.

An der dortigen Universität setzte von Galen sein Studium der Philosophie fort und begann zugleich mit dem Studium der Theologie. 1903 wechselte er an die gerade wiedergegründete Universität Münster und trat dort auch in das Priesterseminar ein. Ein Jahr später, am 28. Mai 1904, empfing der 26-Jährige durch den münsterschen Bischof Hermann Jakob Dingelstad schließlich die Priesterweihe.

Nach zwei Jahren als Domvikar und Kaplan seines Onkels, Weihbischof Maximilian Gereon Graf von Galen, siedelte von Galen 1906 von Münster nach Berlin über. Hier war er mehr als zwei Jahrzehnte als Kaplan und Pfarrer tätig. Dabei erlebte von Galen hautnah den Untergang des Kaiserreichs und die dramatischen Jahre der Weimarer Republik mit, bevor er 1929 als Pfarrer in seine westfälische Heimat – an die Pfarrei St. Lamberti in Münster – zurückkehrte.

Mit der Bischofsweihe begann der Widerstand

Der wohl bedeutendste Karriereschritt folgte vier Jahre später: Am 5. September 1933 wurde von Galen von Papst Pius XI. (1922-1939) zum Bischof von Münster ernannt; am 28. Oktober des Jahres wurde er geweiht und in sein Amt eingeführt. Damit begann – wenige Monate nach der Machtergreifung Adolf Hitlers – auch von Galens Kampf gegen das nationalsozialistische Regime. Immer wieder suchte er fortan die Auseinandersetzung mit den neuen Machthabern – so beispielsweise in seinem ersten Osterhirtenbrief, in dem er 1934 zentrale Aussagen der NS-Ideologie angriff.

Am bekanntesten wurden jedoch drei Predigten, die von Galen im Juli und August 1941 hielt. Darin verurteilte er die Euthanasie-Verbrechen und den Terror des Regimes. Kopien dieser Predigten wurden in ganz Deutschland und an den Fronten des Krieges verteilt. 

"Der physischen Übermacht der Gestapo steht jeder deutsche Staatsbürger völlig schutzlos und wehrlos gegenüber", hieß es in der ersten Predigt am 13. Juli 1941. "Keiner von uns ist sicher, dass er nicht eines Tages aus seiner Wohnung geholt, seiner Freiheit beraubt, in Kellern und Konzentrationslagern der Gestapo eingesperrt wird." Am 3. August 1941 prangerte von Galen schließlich den organisierten Mord an Altersschwachen und geistig behinderten Menschen an und trug damit wohl dazu bei, dass die Nationalsozialisten das sogenannte Euthanasie-Programm zumindest stark einschränkten: "Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den 'unproduktiven' Menschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden."

Spätestens jetzt war von Galen dem Regime ein Dorn im Auge. Gerne hätten Hitler und seine Helfer den missliebigen Bischof zur Seite geschafft. Der damalige Leiter der NSDAP-Parteikanzlei, Martin Bormann, machte etwa den Vorschlag, "dass nämlich der Bischof von Münster erhängt wird". Dieser Plan wurde nur deshalb nicht in die Tat umgesetzt, weil das Regime die Beliebtheit von Galens fürchtete. Das Rheinland und Westfalen seien für den Krieg abzuschreiben, wenn man aus dem Bischof einen Märtyrer mache. Deshalb sollte dem Bischof erst nach dem "Endsieg" der Prozess gemacht werden.

Nur eine Woche Kardinal

Doch dazu kam es nicht mehr – im Gegenteil: In Anerkennung seines unerschrockenen Einsatzes gegen die Nationalsozialisten wurde von Galen am 21. Februar 1946 von Papst Pius XII. (1939-1958) zum Kardinal ernannt. Die Rückkehr nach Münster am 16. März glich einem Triumphzug: Auf den Trümmern des zerstörten Doms feierte von Galen mit tausenden Gläubigen seine erste Messe als Kardinal. Doch dieser neue Lebensabschnitt währte nur kurz: Am 22. März, nur wenige Tage nach seiner Rückkehr aus Rom, starb Kardinal von Galen an einer zu spät erkannten Blinddarmentzündung.

Trotz von Galens unbestrittener Verdienste im Kampf gegen das NS-Regime gibt es heute auch kritische Stimmen. So werden unter anderem seine antidemokratische Grundhaltung, seine bisweilen autoritäre politische Einstellung und sein Antibolschewismus bemängelt. Auch werfen ihm Historiker vor, sich während seiner Amtszeit als Bischof allein für die Rechte der Kirche und nicht gegen die Bedrohung der Juden eingesetzt zu haben. Die allerdings hatten den Kardinal extra darum gebeten, nicht öffentlich Kritik zu üben, weil sie dadurch eher eine Verschlechterung als eine Verbesserung ihrer Situation erwarteten. Und somit überwiegt letztlich deutlich das Bild des unerschrockenen "Löwen von Münster", der als einer von nur wenigen Bischöfen seiner Zeit mutig den Mund aufmachte.

Von Steffen Zimmermann

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 22.03.2021 08:34
Danke für das schöne Zeugnis 
 
(Nutzer gelöscht) 22.03.2021 08:49
sein Motto:  Nec laudibus, nec timore. Vor einigen Jahren stand ich an seinem Grab, im St-Paulus-Dom in Münster / Westf.
 
(Nutzer gelöscht) 22.03.2021 09:24
Vielen Dank❣
 
hansfeuerstein 22.03.2021 21:40
Mich macht ein bischen traurig, dass dieser Mumm abhanden gekommen ist. Inzwischen scheint alles voller Selbstzweifel.
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