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Nachfahren der Opfer von Filetto

Nachfahren der Opfer von Filetto
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat am Sonntagabend eine Delegation aus dem italienischen Abruzzendorf Filetto di Camarda und aus der oberbayerischen Gemeinde Pöcking getroffen. Er erinnerte bei dem Treffen an die Erschießung von 17 Bewohnern Filettos und die Verwüstung des Dorfes am 7. Juni 1944 durch die deutsche Wehrmacht. Unter den Mitgliedern der Delegation waren auch Nachfahren der Opfer des Kriegsverbrechens.


Der spätere Münchner Weihbischof Matthias Defregger war damals Hauptmann in der Wehrmacht und hatte den Befehl über das Kommando, das die Gräueltat beging.
„Der Krieg hat eine Dynamik, die am Ende die Seelen zerstört.“

Wie aus einer Mitteilung des Erzbistums vom Montag hervorging, nannte Kardinal Marx bei dem Treffen den Krieg, „eines der schlimmsten Übel überhaupt“. Und fügte hinzu: „Krieg ist nie eine Lösung. Wenn ein Krieg in Gang kommt, zersetzt er die Beziehung der Menschen untereinander und die Moral. Der Krieg hat eine Dynamik, die am Ende die Seelen zerstört.“

Auch der Bürgermeister von Pöcking, Rainer Schnitzler, und die Historikerin Marita Krauss nahmen nach Angaben des Erzbistums an dem Treffen teil. Gemeinsam mit der Gemeinde Pöcking hatte es im letzten Jahr bereits zum Jahrestag des Massakers von 1944 eine Gedenkfeier in Filetto gegeben. Am vergangenen Wochenende besuchte die Delegation aus Filetto die Gemeinde, die am Starnberger See liegt.

Kardinal Marx bittet um Verzeihung
Angesichts der Ereignisse von 1944 unterstrich Kardinal Marx zwei Aspekte. Zuerst sei es wichtig, „genau hinzuschauen“. Die Art der Handlung und die Beurteilung dieser sei essentiell. „Auch im Krieg kann man moralisch handeln“, so Marx.

An zweiter Stelle müsse betrachtet werden, wie sich Menschen im Rückblick auf ihre Taten der Verantwortung stellten. Hier äußerte Marx sein Bedauern darüber, dass Defregger es nach Kriegsende nicht zustande gebracht hat, sich eben jener Verantwortung zu stellen. Dazu kritisierte er das Agieren des Erzbistums München und seines Vorgängers Kardinal Döpfner in der Angelegenheit. Man habe sich nicht der Wahrheit gestellt.

„Da bitte ich um Verzeihung, auch dass das von hier, vom Bistum aus, nicht in der ausreichenden Weise geschehen ist.“, entschuldigte sich Marx im Namen des Bistums.


(pm – md)

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 11.07.2023 11:33
diese Aufarbeitung der Ereignisse halte ich für sehr wichtig - Kardinal Marx scheut sich nicht Unrecht zu benennen und das ist gut so 
 
hansfeuerstein 11.07.2023 12:32
Das ist alles schön und gut, aber mir wird das zu einseitig. Wir müssten längst viel weiter sein, und die Welt müsste längst alle Kriegsverbrechen begangen an wen auch immer, ächten, und das passiert mir zu wenig. Solange man soweit nicht ist, meint man auch mit Streumunitionen einen "gerechten Krieg" zu gewinnen. Es gabe viele schreckliche Verbrechen, die bis Heute sogar unerwähnt geblieben sind, und das ist frustrierend.
 
hansfeuerstein 11.07.2023 12:49
Soviel zu Kardinal Marx "auch im Krieg kann man moralisch handeln". Es wäre schön, wenn das Thema einmal umfänglich reflektiert würde, und nicht bloss selektiv.
 
hansfeuerstein 11.07.2023 13:12
Was meinte Defregger damit?  "„Der Krieg hat eine Dynamik, die am Ende die Seelen zerstört.“

Er wusste, dass es sich um eine Vergeltungsaktion für Partisanenangriffe handelte,
bei dem zuvor Soldaten seiner Einheit ermordet worden waren.  Beides eigentlich ein Kriegsverbrechen. Das meinte er mit dieser Aussage. So wie man es Heute arstellt, ist
es völlig zusammenhanglos....

Wenn deratige Aktionen singulär gewesen wären, und nur auf die Wehrmacht beschränkt, könnte man ausschlißlich darauf den Focus legen, da dies aber keineswegs der Fall ist, kann
man dieses nur enttäuscht zur Kenntnis nehmen, und den Mangel an eigentlicher Reflexion solchen Geschehens bedauern... es gab es in Vietnam, im Irak etc. und auch von anderen Teilnehmern im II.WK.  Wir können das alles beständig und wiederholt erinnern, aber solange diese Schranke nicht überschritten wird, und man es nicht umfänglich ächtet, ohne Ansehen wer es wem antat, bringt es nur Enttäuschungen bei anderen Opfern hervor.
 
Klavierspielerin2 11.07.2023 13:14
Sobald die Kriegsgenerationen gestorben sind, gerät vieles im Vergessenheit @Hansfeuerstein.


In meiner Familie gibt es sog. IMI, die keine starke Lobby haben/ hatten und nachdem die großen Betriebe, wie Thyssen Krupp usw. sich zusammen taten und aus deren Fond Zahlungen (was sind 5 Jahre Zwangsarbeit eigentlich wert?) an diese im Krieg ausgebeuteten und völkerrechtlich ungeschützten Menschen getätigt waren, wurde das Genfer Amt geschlossen, obwohl noch viele Verfahren abhängig waren!

Die Juden machen es meiner Meinung nach richtig, sie lassen ihre Opfer der Nazis nicht in Vergessenheit geraten.
So, wie es auch die Kirche macht: Die Märtyrer werden nicht einfach in der Vergangenheit verscharrt!
 
hansfeuerstein 11.07.2023 13:27
Mich enttäuscht masslos dass es wirklich so aussieht, als ob es nur darauf ankommt wer am Schluß gewinnt. Das hat aber mit Menschlichkeit nichts zu tun....
 
Klavierspielerin2 11.07.2023 13:31
Habe doch noch etwas entdeckt, darum Ergänzung zu meinem Kommentar:
Militärinternierte: Öffentliches Gedenken an eine kaum bekannte Opfergruppe
14. März 2021von Natalia Wollny, Kim
https://hamburgische-geschichten.de/2021/03/14/italienische-militaerinternierte-oeffentliches-gedenken-an-eine-kaum-bekannte-opfergruppe/
 
hansfeuerstein 11.07.2023 13:33
Wen wundert es, wenn sich die arabische Welt als Menschen II. Klasse vorkommen, wenn die westliche Welt sich als Sieger betrachtet, und sehr ähnliche Vorkommnisse nicht einmal groß registriert werden..... Die ganze Welt sieht doch diese Doppelzüngigkeit, und ist sich einig, dass die "Moralvorstellungen" des Westens nur solange gelten, solange sie ihm nütze sind,
und Mehrwert in Dollar oder Euros einbringen. Das ist Sicht auf uns, von aussen.
 
hansfeuerstein 11.07.2023 13:44
Sehen wir uns doch nur die Ereignisse von Frankreich und Paris an, was im "Kleinen" der Vergeltungswunsch für Folgen zeitigen kann.... Ein unbewaffnter Jugendlicher wird erschossen und es hätte nur wenig bedurft, dass man dafür völlig unbeteiligte Menschen zu Schaden kommen liess, oder sie umgebracht hätte. Eine sehr ähnliche Dynamik, die im Kriegsgeschehen eigentlich immer eskaliert, je blutiger es wird, und je mehr die dadurch auch die Hemmungen fallen.
 
hansfeuerstein 11.07.2023 14:05
Die heutigen Generationen haben von Krieg nicht die geringste Vorstellung, lediglich aus Vorträgen und Büchern. Das macht sie übermütig und hochnäsig. Dabei tut man zeitglich
nicht mehr annähernd genug um die Frieden zu erhalten.
 
Ellsa 11.07.2023 19:19
Herr Marx tut sich ein bisschen leicht, wenn er meint, es wurde zu wenig aufgearbeitet. Wie kann eine Generation, die durch den Krieg paralysiert war und eigentlich eine Therapie gebraucht hätte, sich selbst aus dem Sumpf ziehen!
Unsere Generation hatte zum Glück keinen Krieg, und uns fällt es leichter, von außen auf dieses Geschehen zu blicken: Es ist durchaus angebracht und unsere Aufgabe, aufzuarbeiten, genau hinzusehen, für Gerechtigkeit zu sorgen, aber ohne Hochmut und abwertend Blick. 
 
hansfeuerstein 11.07.2023 23:50
Hoffentlich sind wir, wenn es darauf ankommt auch so wach und mutig....


https://youtu.be/yzjsn0W_3yI
 
pieter49 12.07.2023 02:21
um 23:50 Uhr

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