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Als Johannes Paul II. der Mafia die Leviten las

Als Johannes Paul II. der Mafia die Leviten las
Die Kirche hat immer die Mafia bekämpft. „Wie könnte man Kardinal Salvatore Pappalardo vergessen, der bei der Beerdigung von General Carlo Alberto Dalla Chiesa mit Nachdruck sein und der gesamten Kirche ,Genug´ sagte“, so Bischof Antonio Raspanti, Vorsitzender der sizilianischen Bischofskonferenz (Cesi), am Montag in Agrigent bei einem Gespräch, das die Erzdiözese 30 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. in der sizilianischen Stadt organisierte.

Der frühere Kardinal von Palermo Pappalardo bezog sich auf den Mordanschlag der Mafia gegen Dalla Chiesa, berühmt für seinen Kampf gegen den italienischen Terrorismus in den 1970er Jahren. Der General und „Mafiajäger“ Dalla Chiesa wurde am 3. September 1982 in Palermo ermordet. „Wir sind gezwungen, ständig unsere Toten zu betrauern“, erinnerte der Bischof von Acireale Raspanti und fügte erneut ein ernstes „Genug“ an.

Er erinnerte auch daran, dass die die „klaren Worte“ Johannes Pauls II. aus dem Tal der Tempel in Agrigent die Perspektive verändert hätten. Der Papst sprach vor genau 30 Jahren – am 9. Mai 1993 – bei seinem Sizilienbesuch nicht mehr die Sprache, die bis dahin gesprochen wurde, sondern seine Botschaft sei evangelisch gewesen, so Raspanti. „Johannes Paul II. wandte sich nicht an die Mafia als solche, sondern an die Personen, an das Volk, und er tat dies mit demselben Wort, mit dem Jesus seine Predigt begann: Bekehrt euch!“, erinnerte Bischof Antonino Raspanti von Acireale und Vorsitzender der sizilianischen Bischofskonferenz (Cesi), in Agrigent bei dem Gespräch, das die Erzdiözese 30 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. in der sizilianischen Stadt und seinem Anathema gegen die Mafia organisiert hatte.

Gäste aus Rom und Brüssel
Neben Bischof Raspanti sprachen Giuseppe Pignatone, Präsident des Gerichts des Vatikanstaates, und Caterina Chinnici, Richterin und Mitglied des Europäischen Parlaments, Tochter von Rocco Chinnici. Dieser war ein italienischer Staatsanwalt und Ermittlungsrichter. Er trat besonders durch die Bekämpfung der Mafia in Erscheinung und wurde 1983 durch ein Attentat mit einer Autobombe ermordet.

Unter der Moderation des Vatikan-Korrespondenten Fabio Marchese Ragona sprachen sie darüber, wie sich die Mafia verändert habe und welchen Weg die Kirche seit dem Besuch Johannes Pauls eingeschlagen habe. „Was jeder als die Verurteilung der Mafia durch Johannes Paul II. in Erinnerung hat, war in Wirklichkeit mehr“, sagte Bischof Raspanti. „Es war eine Ankündigung der Verurteilung und der Erlösung zugleich: Du, ein Kind Gottes, wenn du dich weiterhin so verhältst, wirst du mit einer Verurteilung konfrontiert, aber für dich kann es Erlösung und Rettung geben. Und das war für die Mafiosi ein sehr ernster Eingriff, gerade wegen dieser Verbindung zur Religion, derer sie sich rühmten.“ Damit bezieht sich Raspanti auf die pseudoreligiösen Rituale der Mafia-Anhänger, aber auch den Spitznamen, mit denen der Mafiaboss als „der Papst“ bezeichnet wurde, sowie auch von den Segnungen und Anrufungen aus dem katholischen Bereich in den mündlichen und schriftlichen Gesprächen der Mafia-Bosse. Die der Mafia, so der Bischof, sei „eine perverse und pervertierte Religiosität“. „Pervertiert ist der Sinn des Menschlichen.“ Und weiter: „Vom Papst haben wir viel gelernt: Wir alle sollen uns als wahre Christen verhalten, nicht gleichgültig, sondern im Einklang mit dem Evangelium, und wir Männer der Kirche sollen uns dem Problem als Hirten stellen, durch die Wahrheit des Evangeliums und gestützt auf die Hinweise des Lehramtes“, so Bischof Raspanti.

(sir – mg)

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Klavierspielerin2 10.05.2023 16:15
Mit einer halben Tonne TNT tötete die Mafia ihren größten Gegner

Mehr als ein Jahrzehnt lang verfolgte der Ermittlungsrichter Giovanni Falcone unbeirrbar das organisierte Verbrechen in Italien. Am 23. Mai 1992 fiel er dem dritten auf ihn verübten Attentat zum Opfer – mit seiner Frau und drei Leibwächtern.

War es nur ein zynischer Spruch, um seelischen Druck, abzubauen – oder doch eine düstere Ahnung? Vielleicht sogar eine fatalistische Fügung ins Unvermeidliche? Niemand weiß, was genau im Kopf von Richter Giovanni Falcone vor sich ging, als er einmal öffentlich sagte: „Es wird ein Massaker werden. Ein Clan wird mich umbringen.“

Am Sonnabend, dem 23. Mai 1992, genau um 17.57 Uhr war es so weit. Die Kolonne des wichtigsten Mafia-Jägers Italiens bestand aus drei gepanzerten Fiat-Limousinen des Typs „Croma“, sie raste gerade mit 160 Kilometern pro Stunde in der Nähe der sizilianischen Stadt Palermo über die Autobahn, da detonierte in der lang gezogenen Kurve nahe des Vorortes Capaci eine Bombe. Sie hatte eine Sprengkraft von etwa 500 Kilogramm TNT und war in einem Drainagerohr unter der Autobahn verborgen gewesen.

Der Jurist und prominenteste Mafia-Jäger Italiens Giovanni Falcone (undatiertes Archivbild) ist vor zehn Jahren am 23. Mai 1992 bei Palermo auf Sizilien durch ein Bombenattentat getötet worden. dpa (Zu dpa Korr.-Bericht "Vor zehn Jahren ermordete die Mafia den Richter Falcone" vom 21.05.2002) +++ dpa-Bildfunk +++
Giovanni Falcone (1939–1992) war unbestechlich und ließ sich auch nicht einschüchtern
Quelle: picture-alliance / dpa/dpaweb
„Es knallte. Es regnete Asphaltstücke. Es war, als hätte sich die Hölle aufgetan“, schilderte ein Augenzeuge die Explosion, der Bauer Salvatore Gambino: „Ich sah das erste Auto, das etwa 100 Meter fortgeschleudert wurde. Das zweite Auto flog auseinander. Wo die Autobahn gewesen war, tat sich ein mindestens 50 Meter breiter Graben auf. Ich lief, so schnell ich konnte, zu dem Auto, das auseinandergebrochen war. Es war von Asphalt bedeckt. Ich holte einen Körper heraus, der keine Beine mehr hatte, einen zerfetzten Bauch und leblose Arme.“

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Gambino konnte das nicht wissen, aber er hielt die sterbende Francesca Morvillo in seinen Armen, seit 1983 die Lebensgefährtin und seit 1986 die zweite Ehefrau von Giovanni Falcone. Die 46-Jährige lebte noch, erlag aber fünf Stunden später ihren schweren Verletzungen. Ihr sechs Jahre älterer Mann war direkt bei der Detonation gestorben; sein Körper war regelrecht zerfetzt worden. Auch die drei Polizisten im ersten Wagen, der weggeschleudert wurde, überlebten nicht. Es war ein Massaker, wie vorhergesagt.


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Wie wird ein Mensch zum Attentäter?
Anderthalb Jahrzehnte lang hatte Giovanni Falcone unermüdlich gegen das organisierte Verbrechen ermittelt und als Untersuchungsrichter (eine Funktion, die in der deutschen Justiz so nicht bekannt ist) Anklagen vorbereitet. Zu Beginn seiner Karriere als Richter Mitte der 1960er-Jahre hatte er sich zunächst auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert, besonders auf mit Schwerpunkt Bankrotte mit betrügerischer Absicht. Nachdem 1979 jedoch Richter Cesare Terranova zusammen mit seinem Fahrer im Auftrag der Mafia erschossen worden war, wechselte Falcone das Aufgabengebiet und wurde zum Schrecken der Mafia.

Italy, Palermo (Capaci) - May 23, 1992 Mafia. Bomb outrage against the judge Giovanni Falcone and his escort The assasination of Giovanni Falcone
Der Krater der Bombe unter der A29. Falcone starb im weißen Fiat Croma – dessen Panzerung nützte nichts
Quelle: picture alliance / ROPI
Mehr als 500 Strafverfahren gegen Mafiosi standen zu dieser Zeit in Italien an, die aber praktisch alle von korrupten oder eingeschüchterten Justizmitarbeitern verschleppt wurden. Giovanni Falcone ließ sich weder bestechen noch durch Morddrohungen beeindrucken. Als am 29. Juli 1983 sein Kollege Rocco Chinnici mit einer 50-Kilo-Bombe ermordet wurde, führte Falcone den bis dahin größten Mafia-Prozess fort. Der Prozess endete am 16. Dezember 1987 mit der Verurteilung von 344 Angeklagten zu insgesamt 2665 Jahren Haft.

Giovanni Falcone kannte Hunderte Namen und die Verbindungen von Mafia-Unternehmen aus dem Gedächtnis. Er galt als schüchtern und umging Interviews, soweit er konnte. Zwei Attentate überlebte er, dank des massiven Schutzes seines Büros, seiner Wohnungen und der Fahrtstrecken zwischen Arbeitsplatz und Zuhause. Aber dass die sizilianische Mafia, die Cosa Nostra, seinen Tod wollte, war ihm bekannt. Am 23. Mai 1992 war es so weit.

Immerhin: Falcones Fahrer konnte, wenngleich mit lebensgefährlichen Verletzungen, geborgen werden. Extrem viel Glück hatten die drei Polizisten, die Falcones Wagen folgten: Sie erlitten nur leichte Wunden. Ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten dagegen zwei italienische Familien und ein österreichisches Ehepaar, die alle mit ihren Autos im Moment der Detonation auf der auf der Gegenspur fuhren: Niemand von ihnen schwebte in Lebensgefahr, obwohl ihre Fahrzeuge durch die Luft geschleudert worden waren.

Anti-Mafia-Demonstranten im Juni 1992 in Palermo. Nach dem Attentat auf Richter Falcone, bei dem auch seine Ehefrau und drei Leibwächter getötet wurden, kommt es in Palermo zu Massenprotesten gegen die Mafia.
Eine Anti-Mafia-Demonstration im Juni 1992 in Palermo
Quelle: picture-alliance / dpa
„Mindestens drei Monate lang ist dieses Attentat geplant worden“, sagte ein Polizeisprecher am Tag danach in Palermo: „Wir wissen noch nicht, wie die Täter den Sprengstoff so exakt zünden konnten.“ Seinen Angaben zufolge befanden sich die Wagen von Falcones Kolonne „nur eine halbe Sekunde in der Gefahrenzone“. Tatsächlich wurde die Bombe mit der Funksteuerung eines Modellflugzeuges ausgelöst.

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Am Tag nach dem Massaker auf der Autobahn bei Palermo gedachten die 1014 Parlamentarier und Senatoren, die in Rom seit zwölf Tagen erfolglos um den künftigen Staatspräsidenten Italiens rangen, die Wahl, um Giovanni Falcones zu gedenken. Sie lobten den „heroischen Kampf des Helden“ und sagten wieder einmal den „Paten und ihren Hintermännern, die im Dunkeln agieren“ den Kampf an. Wie viele dieser Abgeordneten selbst auf der Lohnliste des organisierten Verbrechens standen, weiß niemand – es werden einige gewesen sein.

Ähnlich doppelzüngig verhielten sich die Kollegen des Ermordeten im obersten italienischen Richterrat. Sie versprachen, „rücksichtslos gegen den Kraken Mafia zu ermitteln“. Doch es waren zum Teil die gleichen Juristen, die Falcone nach seinem Mafia-Prozess auf einen Verwaltungsposten in das Justizministerium versetzt wurde. Und nur wenige Wochen vor dem Attentat hatte sich der Richterrat gegen Falcone als Direktor einer neu gegründeten Anti-Mafia-Behörde ausgesprochen.

Pope Benedict XVI in front of a memorial commemorating Italian judge Giovanni Falcone during his pastoral visit in Palermo, southern Italy, 03 October 2010. Judge Falcone was killed by the Mafia, together with his wife and three of his bodyguards, by a bomb placed beneath the motorway from Punta Raisi Airport to Palermo near the town of Capaci on 25 May 1992. EPA/OSSERVATORE ROMANO / HANDOUT ++
Papst Benedikt XVI. am 3. Oktober 2010 am Denkmal für den ermordeten Richter, seine Frau und die drei Leibwächter
Quelle: picture alliance / dpa
Am Ort des Massakers wurde eine Gedenkstätte errichtet, deren Mittelpunkt ein Obelisk mit den Namen der fünf Toten des 23. Mai 1992 ist. Der Täter, ein Mafia-Killer namens Giovanni Brusca, wurde 1996 festgenommen und trotz zahlreicher nachgewiesener Morde nur zu 25 Jahren Haft mit zahlreichen Erleichterungen verurteilt, denn er kooperierte umfassend mit der italienischen Justiz. Am 31. Mai 2021 wurde er unter Auflagen freigelassen und tauchte mit einer neuen Identität und unter dem Schutz der italienischen Behörden ab.

Zu Falcone weiß Wiki:

Giovanni Falcone
italienischer Jurist und Richter

https://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Falcone
 
hansfeuerstein 10.05.2023 21:11
Man sieht an dem Beispiel, wie die strikte Trennung zwischen Glaube und Werke total abgleiten kann. Auf der anderen Seite radikalisiert es sich immer weiter, wenn selbst Kriminelle auch die letzten Hemmungen noch verlieren, die ihnen der Glaube an Gott doch noch vorgab.
 
hansfeuerstein 11.05.2023 00:27
...viele Mafiosi sahen sich als Gläubige.
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