weiße TaubeChrist sucht Christ Logo ohne Taube

"NICHT MEHR ALLEIN – DEN PARTNER FÜR'S LEBEN"

"NICHT MEHR ALLEIN – DEN PARTNER FÜR'S LEBEN"
Warum sich ein katholischer Pfarrer als Partnervermittler engagiert


BARBING/SARCHING/ILLKOFEN ‐ Ein katholischer Pfarrer als Partnervermittler? Das scheint zuerst nicht zusammenzupassen. Das Projekt von Pfarrer Stefan Wissel aus dem Bistum Regensburg stößt aber auf reges Interesse. Im Interview verrät er das Alleinstellungsmerkmal seiner Aktion und ob er als Vermittler schon erfolgreich war.


Stefan Wissel ist Pfarrer – und Partnervermittler. Der Geistliche aus dem Bistum Regensburg hat die Aktion "Nicht mehr allein – Den Partner für's Leben" gestartet. Im Interview erklärt er, wie das Kennenlernen abläuft, wie sich sein Projekt von den üblichen Dating-Angeboten unterscheidet und welche Rolle der Glauben spielt.

Frage: Herr Pfarrer Wissel, wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich als Partnervermittler zu versuchen?

Wissel: Es geht darum, etwas gegen Einsamkeit zu tun. Das ist in vielen gesellschaftlichen Gruppen ein Problem. Und ich war entsetzt zu erfahren, wie viele junge Menschen unfreiwillig partnerlos sind. Für sie gibt es keine Angebote, weder von diözesaner noch von anderer Seite. Klar, online gibt es einige Portale, aber letztendlich gibt das nicht viel her.

Frage: Nach meiner Wahrnehmung gibt es unzählige Dating-Angebote gerade für jüngere Leute – von Parship oder Tinder bis zu explizit christlichen Partnervermittlungen. Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal?

Wissel: Es ist eben nicht damit getan, Menschen Vorschläge für mögliche Partnerinnen oder Partner zu machen, sondern sie dabei auch ein Stück zu begleiten. Unsere ersten Treffen haben ganz klar gezeigt, dass die Singles es gut finden, zu Beginn in der Kommunikation nicht allein zu sein. So kommt keine peinliche Sprachlosigkeit auf und es fällt ihnen leichter, aufeinander zuzugehen. Und wir haben zwar ein niedrigschwelliges Angebot, aber es richtet sich an Menschen mit ernsten Absichten. Eine christliche Wertorientierung ist Voraussetzung. Das schafft Sicherheit und Vertrauen. Die Gefahr von Ghosting, bei dem die neue Flamme irgendwann ohne eine Erklärung einfach von der Bildfläche verschwindet, ist dann doch eher selten.


Frage: Wie laufen die Treffen ab?

Wissel: Die Teilnehmer müssen erstmal nur ihre Email, Namen und Alter angeben. Dann gibt es ein Treffen mit fünf Männern und Frauen zwischen 25 und 35. Das Alter kontrollieren wir zu Beginn mit dem Personalausweis. Es gibt ein Abendessen in einer schönen Gastronomie, dazu gebe ich ein paar Impulse – beim ersten Treffen ging es um Rum und Schokolade – dazu kommen nicht zu viele moderierte Kennenlernspiele. Die Menschen sollen sich einfach in einer genussvollen, gelösten Atmosphäre kennenlernen. Hinterher können sie direkt Kontaktdaten austauschen oder vermittelt durch mich bei beiderseitigem Interesse. Außerdem gibt es noch Gruppentreffen, bei denen sich alle Singles untereinander kennenlernen, zum Beispiel eine geführte Wanderung.


Frage: Welche Rolle spielt der Glaube? Muss ich für Ihre Aktion superkatholisch sein?

Wissel: (lacht). Nein, das eben gerade nicht ist. Katholisch zu sein ist keine Voraussetzung. Der Glaube spielt erstmal keine Rolle, außer in den christlichen Werten, die die Menschen mitbringen sollten. Es geht darum, wertschätzend und ehrlich miteinander umzugehen. Die Teilnehmer werden angeregt, in jedem Gespräch auch etwas Positives über den anderen zu sagen, ganz unabhängig davon, wie das ganze ausgeht. Jeder geht mit etwas Positivem nach Hause, einfach "Wegswipen" ist da nicht. Das bringt schon ein gewisses Klientel zusammen. Bisher haben sich eigentlich nur Leute gemeldet, die gute Wertevorstellungen haben, ich habe liebe, tolle Menschen kennengelernt – äußerlich wie innerlich. Es ist eigentlich unverständlich, warum sie partnerlos sind.


Frage: Warum ist die Partnervermittlung ausgerechnet eine Aufgabe der Kirche bzw. eines Priesters?

Wissel: Naja, das ist natürlich nicht zwingend Aufgabe eines Priesters. Aber mich hat es schon immer gereizt, Menschen zu begleiten. Da scheinen wahrscheinlich mein Psychologie- und Pädagogik-Studium durch. Letztlich ist die Einsamkeit von jungen Menschen schlicht eine Not. Pastoral heißt, sich auch um junge Leute bemühen und sie zu unterstützen. Das ist eine ganz wichtige Aufgabe. Praktisch fallen die jungen Menschen in der Kirche in vielen Gebieten hinten herunter, weil wir uns aus der Not heraus zu viel um Verwaltung und Strukturen kümmern. Insofern ist das Projekt zur Partnerschaft für mich schon ein vorrangiges und wichtiges Anliegen.


Frage: Was glauben Sie, warum es jungen Leute so schwer fällt, einen Partner zu finden?

Wissel: Der gesellschaftliche Druck ist sehr hoch. Corona hat sicher einiges dazu beigetragen. Menschen haben wenig soziale Anbindung. Die Sozialen Netzwerke transportieren oft durchgestylte Zerrbilder. Die Menschen werden auch über ihr eigenes Selbstbild getäuscht. Eine Wertecommunity zu finden, in der sie so angenommen werden, wie sie sind, ist gar nicht so einfach. Da wollen wir eine Möglichkeit schaffen.


Frage: Wissen Sie, ob Sie schon ein Paar gestiftet haben?

Wissel: Also, wir sind ja noch am Anfang, hatten bisher erst zwei Abende, ein dritter ist geplant und auch noch weitere Gruppentreffen. Es kommen immer weiter Leute hinzu, die interessiert sind, mitzumachen. Aber die bisherige Resonanz ist gut. Es fragen schon etliche Teilnehmer nach Email-Adressen von anderen. Und ich habe sogar auch schon Rückmeldung von einem verliebten Menschen. 


Frage: Richtet sich das Angebot nur heterosexuelle Menschen?

Wissel: Es richtet sich zunächst mal an Männer und Frauen – sonst wäre es mit der Gestaltung der Treffen schwierig. Beim Format fünf/fünf könnte ich sonst den Wechsel zwischen den Paaren nicht machen. Da müsste es neben rein heterosexuellen auch rein homosexuelle Treffen geben und die Anzahl müsste erstmal zusammenkommen. Aber ich bin sofort auch von anderen Altersklassen über 35 Jahren angesprochen worden: Hey Pfarrer, das ist ja diskriminierend hier, was ist denn mit uns? Auch das Bedürfnis in der Altersklasse bis 45 oder bis 55 ist da. Da ist zwar auch keine eigene Gruppe zusammengekommen, aber ich habe schon Email-Adressen direkt weitergegeben – mit gegenseitigem Einverständnis natürlich. 


Frage: Wollen Sie die Aktion in Zukunft noch weiter ausdehnen und verstetigen?

Wissel: Solange es Interesse gibt, will ich gern noch weitere Treffen veranstalten. Ich habe auch schon mit Bischof Rudolf Vorderholzer und mit dem Seelsorgeamt gesprochen, ob jungen Menschen vielleicht auch auf der Bistumsebene angeboten werden kann, sich in einem geschützten Rahmen kennenzulernen. Das haben beide jetzt erstmal so wahrgenommen und hatten durchaus ein Ohr dafür. Ich werde dann sicher Rückmeldung bekommen. Ob andere Bistümer oder Pfarreien das Konzept übernehmen wollen, ist dann deren Sache.

Von Gabriele Höfling

Kommentare

Schreib auch du einen Kommentar
 
(Nutzer gelöscht) 14.02.2023 08:14
Es gibt mehrere Katholische Single Reisen nach Padua da haben schon manche ihren Ehepartner kennengelernt 
 
Zeitlos6 14.02.2023 08:40
Es gibt den Prinzen auf dem weißen Pferd nicht,
sonst sind die Trauben zu sauer.
Eigentlich ganz einfach:

- stimmt es finanziell,
- muß nur noch die Zukunft überein stimmen ... und dafür kann Hochwürden helfen.

Übrigens: wir werden mit 14 Jahren geschlechtsreif;
Die älteren Pfadfinder im Zeltlager / Jugendherberge lassen grüßen!
Hier muß es zuerst klappen.
 
Zeitlos6 14.02.2023 09:12
Mein Ausblick war:

https://www.youtube.com/watch?v=Fpfv7yfkSfg

Dazu der Pfadfinder-Leiter:
"Bubn, tuts was,
macht eure Hausaufgaben - sonst bekommt ihr keine hübsche Frau !

Ich machte meine Hausaufgaben - und mußte trotzdem eine Anzeige schalten.
Es meldete sich nur 1 Witwe mit 2 Babies,
die die Entbehrungen während des Hausbaues auf sich nehmen wollte.
Auch das 2-Familien-Traumhaus am Bodensee entschwand unseren Träumen wegen der hohen Grundstückspreise ...

So wurde es vernünftigerweise ein Haus am Stadtrand im Straßenbahn-Einzugsgebiet.
Auch die weiterführende Schule zog nicht;
für meinen späteren Beruf hätte ich die Eigenschaften eines Fußball-Torwarts benötigt - und die nur 20 Jahre lang ... denn dann gehörte mann zum Alten Eisen ....
So
 
Stehauf 14.02.2023 15:25
Ich finde, dass das Konzept im Bistum Regensburg gut ist. Mehrere Personen kommen zwanglos, entspannt zusammen und können erste Kontakte treffen.Man sieht sich live und die entfernungsproblematik dürfte wegfallen.Bedarf wäre sicher auch bei  der Altersklasse 55/ 60 J. aufwärts vorhanden.
 
hansfeuerstein 15.02.2023 00:24
Die Idee und das Engagement in allen Ehren. Es wird auch für christliche Menschen nicht gerade einfacher, geraten sie doch mehr und mehr in Minderheit....
weiße TaubeJetzt kostenlos registrieren