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Bartholomäus Nacht; Die Folgen der Reformation

Bartholomäus Nacht; Die Folgen der Reformation 
EINE KONFESSIONSVERSCHIEDENE HOCHZEIT IN PARIS WURDE ZUR TODESFALLE



Vor 450 Jahren: Das Massaker der Bartholomäusnacht tötet Tausende


In Paris lag eine Eruption der Gewalt in der Luft. In der Bartholomäusnacht vor 450 Jahren entluden sich die Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten in Frankreich. Tausende wurden kurz nach einer Hochzeit umgebracht.


"Und das Blut floss über die Straßen, als habe es stark geregnet." Mit solch dramatischen Worten beschrieb ein Augenzeuge, was sich am 24. August 1572, am Namenstag des heiligen Bartholomäus, in Paris ereignete und in den kommenden Wochen in anderen Städten Frankreichs folgte. Ein entsetzliches Massaker, das sich tief in die Erinnerung Frankreichs eingeprägt hat. 450 Jahre später gedenken viele Städte und Gemeinden der sogenannten Bartholomäusnacht.

Rund 3.000 Ermordete allein in Paris. Für das ganze Land ist von 10.000 Toten die Rede. Eigentlich sollte die Hochzeit von Heinrich von Navarra ("Paris ist eine Messe wert" ) und Margarete von Valois am 18. August 1572 ein Zeichen der Versöhnung in einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft setzen. Die Verbindung des protestantischen Königs von Navarra und der Schwester des katholischen Königs Karl IX. würde endlich Frieden bringen, so das Kalkül der mächtigen Königinmutter und faktischen Regentin Katharina von Medici.

Zwischen 1562 und 1570 hatten drei Religionskriege Frankreich verwüstet. Der Friede von St. Germain vom August 1570 gestand den Hugenotten – so wurden die Protestanten in Frankreich bezeichnet – Amnestie, offizielle Gleichberechtigung und auf zwei Jahre die Kontrolle über vier befestigte Städte zu – über La Rochelle, Montauban, Cognac und La Charite.

Menschen begriffen sich als Katholiken, Lutheraner oder Reformierte

Von einem Wendepunkt in der Geschichte der Religionskriege spricht der Oxforder Kirchenhistoriker Diarmaid Mac Culloch in seinem Standardwerk "Die Reformation 1490-1700": Sei die Gewalt zuvor vor allem durch das Machtkalkül von Fürsten und Kirchenführern angefacht worden, so zeige sich in der pogromartigen Stimmung der Bartholomäusnacht, dass der Konfessionskonflikt auch im einfachen Volk angekommen war. Die Menschen hätten sich immer stärker als Katholiken, Lutheraner oder Reformierte begriffen und sich von den anderen abgegrenzt. Die große Eruption lag in der Luft.

Bis heute ist unklar, wer die Verantwortung für die Nacht der langen Messer trug. Neben dem Streit um den rechten Glauben ging es auch um einen Machtkampf rivalisierender Adelsgruppen. Fest steht, dass die Hochzeit zwischen Margarethe und Heinrich – die Trauung fand im Portal der Kirche statt, da der reformierte Bräutigam die katholische Kathedrale nicht betreten wollte; die Brautmesse wurde anschließend ohne ihn gefeiert – zur Todesfalle wurde.


Die Anführer der Hugenotten waren in großer Zahl zu den Feierlichkeiten in Paris erschienen, die am 18. August mit großer Pracht eröffnet wurden. Bereits am 22. August aber wurde auf den Chef der protestantischen Partei, Admiral Gaspard de Coligny, ein Attentat verübt, das er verletzt überlebte.

Es herrschte Aufruhr in der Stadt; alle Seiten witterten Verschwörung und Verrat. Während die Hugenotten noch über ihr Vorgehen berieten, schlugen die Katholiken in der Nacht zum 24. August zu. Gegen drei Uhr morgens drangen Heinrich von Guise, der Anführer der katholischen Partei, und Schweizer Gardisten des Königs in das Haus von Coligny ein, schlugen den Admiral halbtot und warfen ihn aus dem Fenster in die Speere der unten Wartenden. Das Pogrom begann.

Der Papst ließ in Rom das "Te deum" anstimmen

Die Wirkung in ganz Europa war gewaltig. Das reformierte Genf deutete die Massaker als einen "Holocaust" (Brandopfer) der Glaubensbrüder; Papst Gregor XIII. ließ in Rom ein freudiges "Te deum" anstimmen. Die Hugenotten verloren das Gros ihrer Führer. Dennoch konnten sie auch in den folgenden Religionskriegen bestehen.

Nach dem Mord an König Heinrich III. wurde Heinrich von Navarra 1589 König von Frankreich. Als Heinrich IV. sicherte er den Hugenotten 1598 im Edikt von Nantes ihre Rechte zu – ein Versprechen, das Ludwig XIV. 1685 widerrief. Wegen der Verfolgung flohen über 200.000 Hugenotten in andere Länder, auch nach Preußen – noch heute erinnern französisch klingende Namen an diese Glaubensflüchtlinge.

450 Jahre später widmet die Stadt Paris in diesem Sommer den ermordeten Protestanten einen Gedenkort: einen kleinen Ziergarten mit Kastanienbäumen vor der Kirche Saint-Germain-l'Auxerrois, wo 1572 die Morde begannen. Der Ort liegt symmetrisch zu einem Platz, auf dem ein Denkmal an die nach Auschwitz deportierten jüdischen Kinder erinnert.

Von C. Arens (KNA)



" Die Folgen der Reformation"
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Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 10:14
Guten Morgen liebe Klavierspielerin, irgend etwas scheint Dich doch nicht los zu lassen. Immer wieder hast Du Themen die Dich bewegen, die in der Geschichte verortet sind. Dabei gibt es weniger erfreuliche und erfreulichere. Aber all das trift letzten Endes nicht den Kern der Botschaft die von Gott aus zu uns Menschen kommen soll. Gerade habe ich jemand ein erklärendes Buch empfohlen in dem es NUR um die Beziehung zu Gott geht. Keine Geschichten der Geschichte. Keine Aufforderung zu einer Religionsgemeinschaft zu gehen. Schlicht und ergreifen eine von diesen "Randerscheinungen" freie und neutrale Erklärung was es mit der Bibel und dem Glauben an Gott auf sich hat. Mir liegt überhaupt nichts daran Werbung für irgend einen Verlag oder jemanden zu machen. Es geht mir lediglich um Information.
https://api.clv.de/download_free/?article=81a1075a701faeeb30dc94804a7db6ce&asset=2fc2f4757d074f4abbb59ae0578b3495&dl_type=1
Falls der Link hier im Blog nicht erwünscht ist, bitte lösch ihn.
Vielleicht schaust Du Dir das Buch aber mal auf den ersten Seiten an.
So oder so wünsche ich Dir einen feinen und bewahrten Tag.
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 10:19
Richtig erkannt👍, ich interessiere mich für historische Hintergründe. 
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 10:24
Ach, hab ich vergessen. Danke für den interessanten Beitrag!
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 10:26
Hier halte ich fest, was mir aktuell ins Auge sticht. 
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 10:30
Heute haben wir den 24. August, anlässlich des Gedenktags an Bartholomäus, der der Bartolomäus- Nacht den Namen gab, habe ich diesen Bericht hier eingestellt. Was du dir vermutlich schon gedacht haben könntest 😄
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 10:45
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 10:53
Leider nur der Trailer. Der Film des berühmten Schauspiel- und Opernregisseurs Patrice Chereau ist von 1994 und gewann 1995 die Goldene Palme in Cannes. Lohnt sich für alle, die opulente Bilder lieben!
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 11:01
...@Dieumerci, die Schauspieler sehen alle unverschämt gut aus, ist sicher ein Augengenuss.

Der protestantische König, Heinrich von Navarra, wollte aber- entgegen der Darstellung in diesem Film- die katholische Kathedrale nicht betreten- da gab's bestimmt den 1.  Ehekrach....das ist ein gaaaanz schlechtes Vorzeichen.
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 11:07
Ich habe den Film im Kino gesehen, als er herauskam. Fast dreißig Jahre her. Ich erinnere mich an einige ziemlich grausame Szenen, und dass er mir ziemlich lang vorkam. Geweint habe ich glaube ich auch mal. Ich würde den gern nochmal aus meiner heutigen Sicht sehen. Vielleicht lade ich ihn mir mal kostenpflichtig runter, wenn ich nix besseres zu tun habe.
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 11:09
@ Klavierspielerin, schade dass du so weit weg wohnst. Wir könnten uns sonst mal einen gemütlichen (naja, abgesehen vom grausamen Thema) Filmabend machen.
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 11:21
 seit ich mich mit dem Gedenktagen der RKK beschäftige, muss ich feststellen, dass die Märtyrer insbesondere des 1. Jahrtausends grausam zu Tode gequält wurden.
 Z.b. Bartholomäus soll nach der " persischen Methode" zu Tode gefoltert worden sein: gehäutet- bei lebendigem Leib!

Beim Nachdenken über Bartholomäus und seines Patronats, 
er ist Patron der Metzger und der Buchbinder, trieb mir der Schreck Tränen in die Augen.
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 11:30
....auch die Apostel Jesu wurden grausam ermordet, bis auf einen, der ist einfach so gestorben. Warum bloß? Die Botschaft die die hatten war doch die Botschaft der Liebe Gottes......?
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 11:37
Um die Blogüberschrift in einen zeitlichen Rahmen zu setzen: die Schlacht von Lepanto- in der die Osmanen erfolgreich geschlagen wurden ( Erdogan juckt das heute noch- m M.n.) fand 1571 statt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Seeschlacht_von_Lepanto

Das diese Schlacht gewinnen wurde, ist ein Wunder, in Europa war man mit religionskriegen beschäftigtBelagerung 

Malta / Sant Elmo (1565)
Schlacht der Türkenkriege, da haben sie die Malteser auf Holzkreuzen festgebunden und ins Meer geworfen, oder mit dem Kopf der Getöteten, Kanonen gestopft und damit geschossen...aber, die Osmanen wurden besiegt.
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 11:49
Danke für diese Einblicke. Und, ..sorry außerhalb des Rahmens, schon im AT wurde ein Prophet Gottes in einen hohlen Baumstamm gesteckt und zersägt.
Kleiner Sarkasmus: ... aber der Mensch ist vom Kern her gut. Oder doch nicht?
Egal, LG
 
AndreasSchneider 24.08.2022 12:31
Im Heiligen Römischen Reich, deutscher Nation, wurden mit dem Westfälischen Frieden von 1648, der den 30- jährigen Krieg beendete und der im übrigen von dem Kind/Heranwachsenden Ludwig XIV, als Vertreter Frankreichs, unterschrieben worden war, die Glaubenskriege im Heiligen Römischen Reich, beendet.

Ludwig, der XIV, hat dann später, im Gegensatz zu Deutschland, wie oben erwähnt, Frankreich rekatholisiert und die Hugenotten verfolgt, was zum Schaden Frankreichs war, da viele das Land verliessen. 
Es fand ggf. ein Brain-Drain statt.

Andreas
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 13:06
@AndreasS, Richelieu und die Hugenotten hatten für beide Seiten akzeptable Geschäfte miteinander gemacht. Näheres evtl. ein anderes Mal.
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 13:12
Im zeitlichen Rahmen, dem 16. Jhdt., befindet sich die ' Erste Wiener Türkenbelagerung':

Die Erste Wiener Türkenbelagerung oder Erste Wiener Osmanenbelagerung[2][3] war ein Höhepunkt der Türkenkriege zwischen dem Osmanischen Reich und den christlichen Staaten Europas. Sie fand im Rahmen des ersten österreichischen Türkenkrieges statt. Vom 27. September bis zum 14. Oktober 1529 schlossen osmanische Truppen unter dem Kommando von Sultan Süleyman I. dem Prächtigen Wien ein, das damals Hauptstadt der Habsburgischen Erblande und eine der größten Städte Mitteleuropas war. Unterstützt von anderen Truppen des Heiligen Römischen Reichs konnten sich die Verteidiger behaupten.
Wenn man sich näher mit diesem Krieg befasst, versteht man die Ungarn besser, wenn sie keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen wollen.

Das Gute haben die Wiener von den Türken aber behalten: Mokka😄
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 13:20
@iambassador, verstehe ich dich richtig: du willst auf die unterschiedliche Sichtweisen der Konfessionen auf das Gute/ das Böse im Menschen hinaus?

Der Protestantismus- Luther - formuliert: " im Mensch sei nichts Gutes".

Die RKK formuliert:" der Mensch habe eine Neigung zum Bösen".



Muss jetzt mal Off gehen 🙋
 
FrausuchtMann 24.08.2022 13:50
Hallo, Klavierspielerin2, Deine Beiträge über die historischen Ereignisse finde ich sehr interessant. Von manchem hat man mal gehört, aber viel weiß ich dann oft nicht darüber. Zufälligerweise habe ich gerade einen Roman von Ken Follett gelesen, "Das Fundament der Ewigkeit", der die Jahre von 1558 bis 1620 als Thema hat. Darin wurde auch die Bartholomäus Nacht beschrieben. Es ist einfach nicht nachvollziehbar, wie sich Christen im Namen Gottes über andere Christen erhoben haben und diese auf die Scheiterhaufen brachten. Gut, die Scheiterhaufen gibt es nicht mehr. Aber dieser Kampf um den "wahren oder einzig allein seligmachenden Glauben"  geht doch heute noch weiter...
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 14:02
Man denke nur an Nordirland....dabei " sollen wir eins sein".

Gegen Nicht- Christen sehe ich aber keine guten Chancen zu bestehen, wenn wir nicht alle zusammen halten.
 
AndreasSchneider 24.08.2022 14:17
Klavierspielerin2:

Ludwig XIV widerrief 1685 das Edikt von Nantes, in dem den Hugenotten Rechte zugesichert waren.

Ludwig wollte ein komplett katholisches Frankreich, sowohl aus innenpolitischen, stabilisierenden Gründen, wie auch aus seiner persönlichen Glaubensüberzeugung heraus.

Kardinal Richelieu war bereits 1642 gestorben.

Lt. Wikipedia/neueste historische Einschätzung, ist der wirtschaftliche Schaden für die französische Wirtschaft infolge der abgewanderten Hugenotten nicht so sehr gross, da deren Zahl zu gering sei.

Kann sich jeder jetzt selbst eine Meinung bilden:

Zwischen 1685 und 1730 verließen 200 000 Hugenotten Frankreich.
Sofern viele davon gute Facharbeiter waren, sehe ich das schon als einen gewissen Verlust.

Andreas
 
Klavierspielerin2 24.08.2022 19:39
Dein Kommentar @AndreasS passt zeitlich besser in den oben verlinkten Blog.


Hast du dich mal informieren können, woher die Hugenotten stammen und weshalb sie dort weg, wohin und aus welchen Beweggründen sie dann hin gingen?
 
(Nutzer gelöscht) 24.08.2022 20:06
Danke fürs Einstellen. Hab alles mit Interesse aber auch mit Entsetzen gelesen. 
 
hansfeuerstein 24.08.2022 22:41
Die Geschichte der Menschen immer wieder eine Geschichte der Gewalt, bis Heute.

Man kann es kaum begreifen, bei dem Verstand, der dem Menschen gegeben ist.
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