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Ständige Diakone:

Ständige Diakone: 
Sprecherin der Ehefrauen Ständiger Diakone: "Die Familie geht vor"


Margit Ablasser ist seit vier Jahren Sprecherin der Ehefrauen der Ständigen Diakone in der Diözese Graz-Seckau in Österreich. Ablasser selbst ist mit einem Diakon verheiratet und kennt die Herausforderungen. Im Interview berichtet sie darüber.

Seit vier Jahren ist Margit Ablasser Sprecherin der Ehefrauen der Ständigen Diakone in der Diözese Graz-Seckau in Österreich. Damit sitzt sie im Vorstand der Ständigen Diakone und vertritt in diesem Gremium die Anliegen von deren Ehefrauen und Familien. Insgesamt gibt es in der Steiermark etwa 80 Ständige Diakone. Die meisten von ihnen sind verheiratet. Ablasser selbst ist mit einem Diakon verheiratet und berichtet im Interview über die Herausforderungen.

Frage: Frau Ablasser, was sind die schweren Themen, die Sie als Sprecherin der Ehefrauen von Ständigen Diakonen in dieses Gremium einbringen müssen?

Ablasser: Ich bin seit 30 Jahren mit einem Ständigen Diakon verheiratet. Daher kenne ich die schweren Seiten. Bis vor kurzem war der Dienst des Diakons nur ehrenamtlich möglich. Das heißt, es wurde nebenher und ohne Bezahlung neben dem Vollzeitjob ausgeführt. Teilweise ist das auch noch immer so. Das ist für manche Familien echt eine Herausforderung. Es gibt Ehefrauen, die den kirchlichen Dienst ihres Mannes nicht aktiv unterstützen, auch weil sie sich Sorgen um die Familie und ihre Partnerschaft machen. Das macht es dann schwer für die ganze Familie und auch für den Mann. Das geht meist nicht ohne Konflikte. Aber es braucht die Zustimmung der Ehefrau für den Dienst des Diakons.

Frage: Mussten Sie Ihre Zustimmung dem Bischof geben, dass Ihr Mann Diakon werden konnte?

Ablasser: Ja, ohne die Zustimmung der Ehefrau ist die Weihe nicht möglich. Es werden aber auch der Pfarrer und die Pfarrgemeinderäte befragt, ob sie damit einverstanden sind. Außerdem werden auch die Kinder in die Entscheidung miteinbezogen. Meine Kinder und ich haben aus vollem Herzen zugestimmt.


Frage: War es dann schwer für Ihre Familie, wenn der Papa ständig unterwegs ist für die Kirche?

Ablasser: Das war immer Verhandlungssache. Mein Mann und ich haben unsere Entscheidungen immer gemeinsam getroffen. Wir haben früher, als die Kinder noch klein waren, immer darauf geachtet, dass mindestens ein Wochenende im Monat sozusagen „liturgiefrei“ war, damit wir als Familie etwas unternehmen konnten. Taufen oder Hochzeiten finden ja meist an den Wochenenden statt. Wir hatten bei der Planung von Terminen den Grundsatz: "Die Familie geht vor". Das hat auch Bischof Egon Kapellari damals im Jahr 2007 bei der Weihe zum Diakon meines Mannes betont: "Die erste Berufung ist und bleibt die Ehe und die Familie. Erst die zweite Berufung ist der Dienst als Diakon". Zumindest in der Theorie hat die Familie immer die erste Priorität. Aber in der Praxis ist das nicht immer so einfach. Aber wir haben unsere Regeln und eine Verhandlungsbasis in unserer Familie eingeführt, sonst hätten wir kein gemeinsames Wochenende mehr gehabt.

Frage: Und wenn ihr Mann samstags zum Taufessen eingeladen wird, geht er dann mit?

Ablasser: Es kommt oft vor, dass mein Mann nach einer Taufe oder Trauung zum Essen eingeladen wird. Früher ist er mit der Begründung der Gespräche beim Essen fast immer mitgegangen. Dann saß ich allein mit den Kindern beim Mittagessen. Das war für uns als Familie nicht angenehm. Irgendwann wollten wir das nicht mehr. Wir haben die Vereinbarung getroffen, dass er nur noch bei Familien mitgeht, die wir persönlich gut kennen. Jetzt sind unsere Kinder groß und leben mit ihren eigenen Familien. Manchmal werde ich auch mit eingeladen. Dann begleite ich meinen Mann auch gerne. Die seelsorglichen Gespräche finden sowieso schon vor der Feier beim Taufgespräch statt. Die Familien verstehen, warum mein Mann viele Essenseinladungen dankend ablehnen muss. Wir möchten uns als Paar nicht verlieren!

Frage: Ist es für Sie ein Schmerz, wenn im Gottesdienst Ihr Mann vorne am Altar steht und Sie allein in der Kirchenbank sitzen?

Ablasser: Ich weiß, dass einige Frauen sehr darunter leiden. Und für manche war es vielleicht auch anfangs in Ordnung, dass ihr Ehemann immer vorne mit dabei ist und sie allein in der Kirchenbank sitzen. Aber im Laufe der Zeit kann es zur Belastung und Vereinsamung führen. Dann ist dringend ein klärendes Gespräch notwendig und neue Wege sind zu finden. Bei mir war das aber nie so. Ich kann es genießen, wenn mein Mann vorne am Altar steht. Meistens bin ich als Lektorin, Kantorin und Kommunionspenderin in der Kirchengemeinde auch vorne mit dabei. Bei uns in der Kirchengemeinde ist es üblich, dass alle, die liturgische Dienste im Gottesdienst übernehmen, beim Einzug in die Kirche mit dem Pfarrer und dem Diakon mit einziehen. Das finde ich sehr schön und auch den gemeinsamen Dienst am Altar mit meinem Mann. Aber wenn unsere Kinder bei einem Festgottesdienst in die Kirche kommen, nehme ich es mir heraus, bei ihnen in der Bank zu sitzen, statt mit meinem Mann mit einzuziehen. Da bin ich lieber bei unseren Kindern, Schwiegerkindern und unserem Enkelkind und gehe nur zum jeweiligen Dienst an den Altar.


Frage: Das heißt, Sie kommen gut damit klar, dass Ihr Mann Diakon ist?

Ablasser: Ja, ich habe meinen Mann von Anfang an unterstützt. Ich stehe hinter seiner Berufung und finde seinen Dienst bei den Menschen sehr wichtig. Ich freue mich, ihn am Altar zu sehen und ihn im seelsorglichen Dienst zu wissen. Mein Mann tauft, er assistiert bei Trauungen und leitet Beerdigungen. Er macht das alles ehrenamtlich neben seiner Vollzeitanstellung als Religionslehrer und Seelsorger im Altenpflegeheim. Seine Nachmittage und Wochenenden sind sehr gut ausgefüllt. Er engagiert sich zusätzlich noch als Feuerwehrkurat und Notfallseelsorger im Kriseninterventionsteam des Landes Steiermark. Alles ehrenamtlich. Daher weiß ich, was es heißt, auf den Ehemann zu verzichten, wenn er abends oder wochenends nochmals schnell außer Haus muss, weil er ein dringendes Seelsorgegespräch oder einen Gottesdienst hat. Als ehemalige Religionslehrerin habe ich es auch genossen, bei seiner Ausbildung mit dabei sein zu können. Daher wusste ich, was auf mich zukommen würde.

Frage: Sie waren mit Ihrem Mann bei seiner Ausbildung mit dabei?

Ablasser: Ja, wir Ehefrauen sind explizit dazu eingeladen, die einzelnen Ausbildungsschritte des Mannes zum Ständigen Diakon mitzugehen. Aber wir sind nicht dazu verpflichtet. Es nehmen auch nicht alle Ehefrauen durchgehend daran teil. Ich war an den meisten Wochenenden mit dabei, teilweise auch mit unseren Kindern. Ich war begeistert, dass ich mich sowohl mit der Gruppe als auch mit meinem Mann zu den unterschiedlichen Themen auszutauschen konnte. Das hat mich persönlich weitergebracht und im Glauben gefestigt. Die Idee dahinter ist ja, dass wir den Dienst des Diakons als Paar gemeinsam tragen können. Ich denke, es wird schwierig, wenn der Ehemann in den liturgischen Diensten aktiv ist, und die Ehefrau nicht verstehen kann, was er macht und weshalb er das tut. Um das alles miteinander reflektieren zu können, sind die Ehefrauen angehalten, dabei zu sein. So können gleich von Anfang an Missverständnisse oder Fragen geklärt werden. Das fand ich damals sehr hilfreich und bin überzeugt, dass es auch für die Ausbildung der zukünftigen Diakone sehr wichtig ist.


Frage: Das heißt, Sie haben die komplette Ausbildung zum Diakon freiwillig mitgemacht?

Ablasser: Ja, das hat insgesamt vier Jahre gedauert, von 2003 bis 2007. Ich war so oft wie möglich mit dabei. Wenn Sie so wollen: Ich habe die gleiche Ausbildung wie mein Mann gemacht. Es haben mich immer wieder Frauen darauf angesprochen und gemeint: "Jetzt hast du die komplette Ausbildung mitgemacht, jetzt könntest du wohl auch Diakonin werden."

Frage: Und, würden Sie gerne Diakonin werden?

Ablasser: Es ist kirchenrechtlich bislang nicht möglich und ich selbst habe dieses Amt nie angestrebt und strebe es auch nicht an. Ich kenne aber einige Ehefrauen von Diakonen und auch andere Frauen, für die es schon ein Herzensanliegen wäre, selbst Diakonin sein zu können. Ich finde, es gibt viele andere Dienste, die ich als Frau in der Kirche übernehmen kann und die mich auch sehr erfüllen. Ich weiß, dass es viele Frauen anders sehen und ich fände es auch gut, wenn Frauen zur Diakonin geweiht werden könnten. Als Sprecherin der Ehefrauen von Diakonen bringe ich das Thema gerne ein, auch wenn es für mich selbst kein Wunsch ist, die Weihe zu erhalten.

Frage: Was empfehlen Sie anderen Ehefrauen, um die Balance zwischen Berufung und Familie gut hinzubekommen?

Ablasser: Mein Mann und ich reservieren mindestens einmal im Jahr ein Wochenende nur für uns beide. Das machten wir schon, als wir Eltern geworden sind. Dieses Wochenende gehört dann nur uns. Das finde ich wichtig. Und dann ist uns beiden unser Glaube wichtig. Schon vor unserer Ehe haben wir abends vor dem Schlafengehen immer zusammen gebetet. Das machen wir heute noch so. Wir haben früher auch regelmäßig mit unseren Kindern gebetet und die Feste des Kirchenjahres in der Tradition des christlichen Glaubens gestaltet. Wir bemühen uns heute, dass auch unser Enkelkind mit Gebet aufwachsen kann. Der Wert der christlichen Gemeinschaft ist uns als Familie wichtig. Mein Mann hat sogar bei deren Hochzeiten assistiert und unser Enkelkind getauft. Das war sehr schön. Ich finde, dass Rituale der "Hauskirche" unsere Ehe stärken. Das hilft uns dabei, Familie und den ehrenamtlichen Dienst meines Mannes als Ständiger Diakon unter einen Hut zu bekommen und gemeinsam gestärkt durch den Glauben unsere Ehe zu leben.

Von M. Spendier



https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/69319/


Ein weiterer verheirateter Diakon:
" Gestern ultra- Heute gläubig"
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/80605/

Kommentare

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hansfeuerstein 15.08.2022 13:17
Ein gutes und ehrliches Statement, das auch aufzeigt, dass derartiges Engagement zeitlich immer auch zu Lasten des anderen Lebensbereiches geht. Da kann es durchaus sein, dass
der Diakon auch mal seinen Dienst zugungsten die Familie zurückstecken muss, wenn er diese nicht vernachlässigen will. Bei einer starken Berufung auf der einen Seite und dem Gefühl der Vernachlässigung auf der anderen Seite, kann das durchaus zu Konflikten bis hin zur Trennung führen.
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