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"Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst."

"Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst."
Corona-Beschränkungen: Der Mensch bleibt zuhause

Advent im Pandemie-Modus: Den ursprünglichen Sinn wiederfinden

Schon wieder: Der Advent scheint vor allem geprägt von Beschränkungen durch die Corona-Pandemie. Liegt darin die Chance, dass sich diese Vorbereitungszeit nicht draußen, sondern drinnen abspielt und die Menschen sie dadurch bewusster wahrnehmen?

Es ist der zweite Advent, der im Zeichen der Pandemie und vielfältiger Beschränkungen steht. So vieles, was bis vor Kurzem noch eifrig geplant wurde, musste aufgrund steigender Infektionszahlen abgesagt werden. Wieder einmal in vielen Bundesländern keine Weihnachtsmärkte, keine Weihnachtsfeiern, keine Adventskonzerte usw. Auch die Kontaktbeschränkungen greifen in das Leben ein: Wer die Adventszeit für unterschiedliche Besuche bei Freunden und Verwandten nutzte, muss sich auch im Advent 2021 wieder einschränken. Dennoch kann auch die Adventszeit im Teil-Lockdown so gestaltet werden, dass man sich in ihr auf Weihnachten vorbereiten und auf das Kommen Christi einstimmen kann.

Ein Text der Benediktinerin Silja Walter aus dem Kloster Fahr bildet das ab, was wir in diesen Tagen erleben. In ihrem "Gebet des Klosters am Rande der Stadt" schreibt Silja Walter: "Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst. Jemand muss dich erwarten." Und weiter: "Wachen ist unser Dienst. Wachen. Auch für die Welt. Sie ist oft so leichtsinnig, läuft draußen herum und nachts ist sie auch nicht zuhause. Denkt sie daran, dass du kommst?" Mitten in diese Corona-Zeit hineingesprochen, finden diese Worte einen eigenartigen Widerhall. Tatsächlich zieht es viele Menschen in normalen Adventszeiten nach draußen. Gerade im Advent klagen viele immer neu: "Ich habe keine Zeit! Ich komme gar nicht dazu, mich auf Weihnachten vorzubereiten!" Das Hetzen von einer Weihnachtsfeier zur nächsten, von Glühweinbude zum Geschenkekauf hat für viele Menschen diese adventlichen Wochen geprägt. Und selbst nachts waren viele nicht zuhause anzutreffen, wenn die Weihnachtsfeiern wieder einmal feuchtfröhlich bis in die Morgenstunden ausgiebig begangen wurden.

Advent in den eigenen vier Wänden

Die Pandemie lässt das nicht mehr zu. Der Advent spielt sich für viele Menschen in diesem Jahr nicht draußen in der Welt ab, sondern zuhause, in den eigenen vier Wänden. Doch was viele als Enttäuschung erleben, ist eigentlich eine Chance: Nicht nur in Bayern wird der Advent als die "stille Zeit" bezeichnet. Doch diese Stille hat man in vielen Adventszeiten eher vergeblich gesucht. Wer in den Wochen vor Weihnachten durch die Innenstädte schlenderte, der fand sich in einem bunten Markttreiben wieder, das lautstark von allen möglichen Weihnachthits beschallt wurde. Von Stille jedenfalls keine Spur. Und auch die oftmals heraufbeschworene Besinnung blieb im Advent auf der Strecke. Vielmehr hörte man immer neu Menschen klagen, wie stressig gerade diese Wochen im Jahr für sie sind und wie wenig Zeit bleibt, um zur Ruhe zu kommen.

Neu zu sich selbst finden, Inseln der Stille und Ruhe schaffen: Der zweite Advent unter den Corona-Einschränkungen lädt dazu ein. Was braucht es wirklich in dieser Adventszeit? An erster Stelle sollte doch die eigene Vorbereitung auf Weihnachten stehen, also das sich selbst Bereitmachen für das große Fest. Wenn vieles in diesem Jahr wieder ausfällt, dann bleibt ein Leerraum, den man mit anderen Dingen füllen kann. Eine Möglichkeit ist es, an jedem Tag eine kurze Besinnungszeit zu reservieren. 10 Minuten am frühen Morgen oder am Abend können schon genügen: Man muss in diesen Minuten nicht viel leisten, sondern einfach nur da sein. Sich fallen lassen in diese Zeit, in der wir uns gerade befinden. Diese Stille kann man vielfältig gestalten: Man kann zum Beispiel einen kurzen Abschnitt aus der Bibel lesen, aus dem Prophetenbuch Jesaja oder einem anderen biblischen Buch. Man kann das Gotteslob zur Hand nehmen und ein Adventslied singen oder eine Aufnahme anhören. Am Abend kann man den Tag einmal Revue passieren lassen und sich bewusst machen, was heute eigentlich alles geschehen ist, was ich alles erlebt habe. Und am Morgen kann man den Blick auf den bevorstehenden Tag richten: Was möchte ich heute alles tun? Was möchte ich erleben, was nehme ich mir vor? Solche bewusst erlebten Auszeiten können helfen, sich im Hier und Heute wahrzunehmen.

Mit seinem vielgestaltigen Brauchtum bietet der Advent auch die Möglichkeit, diese Zeit in den eigenen vier Wänden zu begehen. Schon seit alters her waren die Adventswochen besonders auf die eigene Wohnung konzentriert. Die Arbeiten draußen auf den Feldern ruhten im Winter und so hielten sich die meisten Menschen vornehmlich in ihren Häusern auf. Die Winterarbeit erledigte man zuhause in der Stube oder im Stadel, so ist auch das Brauchtum der Adventswochen für zuhause gedacht. Es ist die Zeit, die man in der Familie erlebt, die man im engsten Kreis begeht. Die Corona-Beschränkungen sind also eigentlich eine Einladung, diesen ursprünglichen Sinn des Advents wieder neu zu entdecken. Denn zuhause, in der guten Stube und im Kreis der Familie kann man am ehesten noch das finden, was man so oft in diesen Adventswochen sucht: Einkehr, Stille und Besinnung.

Von Brauchtümern und der einen Botschaft 

Was viele Menschen in diesen Tagen als Einschränkung erleben, ist eine Chance, die Adventszeit so auszugestalten, wie sie schon die Vorfahren erlebten, als es noch keine öffentlichen Veranstaltungen in dieser geschlossenen Zeit gegeben hat. Es sind die schlichten Zeichen und Symbole, die hineinführen in die Tiefe dieser heiligen Wochen. So zum Beispiel das Brauchtum, am Barbaratag einige Zweige von Obstbäumen abzuschneiden und in die Wohnung zu stellen. Wenn die Äste an Weihnachten aufblühen, dann ist das ein Zeichen für das Leben, das mit der Menschwerdung Gottes in unsere Welt kommt. Es braucht keine großen Worte und Erklärungen, es braucht auch keine bunten Lichterketten und kein Weihnachtsshopping, um diese Botschaft auszudrücken. Den Menschen damals hat ein einfacher Zweig gereicht, um das zu verkünden, was wir in diesen Tagen wieder erwarten.

Den Blick für das Kleine und Unbedeutende schärfen, ganz Ohr werden für die Botschaft, die in der Stille hörbar wird, jeden Tag neu erleben die Verheißungen aus der Vergangenheit in der Zukunft erwartend: Der Advent ist eine Einladung, anders zu leben. Den Alltag anders zu erleben als man das normalerweise gewohnt ist. Die Adventswochen sind nicht umsonst die stille Zeit: Weil sich nur in der Stille das Bahn brechen kann, was wir an Weihnachten wieder feiern wollen. Dass Gott sich auf unser Menschsein einlässt, dass er in unsere Welt kommt. Nicht mit Paukenschlag und Donnerhall, sondern in einem neugeborenen Kind, dessen Weinen durch die Stille der Nacht dringt. In einem kleinen Kind in einem schlichten Stall wird Gott Mensch: Diese Entdeckung können wir nur machen, wenn wir uns entsprechend vorbereiten. Wenn wir im Advent lernen, im Kleinsten das Größte zu finden und in den scheinbar unbedeutenden Zeichen die Botschaft von Weihnachten lesen lernen.

"Jemand muss zuhause sein, Herr, wenn du kommst. Jemand muss dich erwarten": Der Corona-Advent verweist uns auf die eigenen vier Wände, er lädt uns ein, zuhause zu bleiben. Zuhause Ausschau zu halten nach dem Kommen Gottes, in Stille und Besinnung ihn zu erwarten, dessen Ankunft wir in diesen adventlichen Tagen wieder erwarten. Das ist das Geschenk, das uns ein Advent unter den Pandemie-Bedingungen anbietet.

Von Fabian Brand

Kommentare

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(Nutzer gelöscht) 04.12.2021 11:59
Liebe Klavierspielerin,
                                DANKE für den schönen, gesegneten Blog.☀

Persönlich finde ich sehr schöoon, Advent in den eigenen vier Wänden zu verbringen.

Ich freue mich sehr darauf,  zumal ich in der Woche viel mit Menschen zu tun habe, und da fühle mich wie Marta, hab kaum Zeit zu dieser Stille im Alltag.

Dennoch in der Stille kann ich Gott spüren. Seine Stimme hören. Zur Ruhe kommen.🙏
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