7. Oktober 1938, Kardinal Innizer: " Unser Führer ist Christus."
07.10.2025 11:14
7. Oktober 1938, Kardinal Innizer: " Unser Führer ist Christus."
07.10.2025 11:14
7. Oktober 1938, Kardinal Innizer: " Unser Führer ist Christus."
" Bekannt wurde Kardinal Innizer am 7. Oktober 1938, als sich im Stephansdom eine Andacht spontan zur Protestkundgebung gegen den Nationalsozialismus entwickelte. Mit 2.000 Jugendlichen hatte man gerechnet; es kamen 6.000. Der Kardinal entschloss sich zu einer spontanen Predigt. Der Schlüsselsatz: "Unser Führer ist Christus." Auch den NS-Slogan "KdF - Kraft durch Freude" deutete er als ein ursprünglich biblisch-jüdisches Wort um - eine Herausforderung an das Regime.
Wir wollen unseren Bischof sehen!"
Euphorisch zogen die Jugendlichen danach zum Erzbischöflichen Palais. Die Rufe "Wir wollen unseren Bischof sehen!" und "Bischof befiehl, wir folgen dir!" entgingen den Nationalsozialisten nicht: Einige Jugendliche wurden noch am selben Abend verhaftet. Fünf Katholiken gingen im Zuge dieser Ereignisse sogar ins KZ; die SS-Terminologie nannte sie die "Innitzer-Gardisten". Nur zwei von ihnen überlebten.
Am Tag darauf kam die Vergeltung: Etwa 100 Hitler-Jungen stürmten das Erzbischöfliche Palais und schlugen alles kurz und klein. Mitarbeiter des Kardinals wurden verprügelt, einer gar aus dem Fenster geworfen.Spätestens jetzt wurde auch die österreichische Kirche voll von der NS-Unterdrückung getroffen: Auflösung der Vereine, Einzug ihres Vermögens, Gleichschaltung der Presse, Verdrängung des Religionsunterrichts.
In einem Hirtenbrief vom September 1941, der freilich nicht verlesen werden durfte, erteilte der Bibelwissenschaftler Innitzer den NS-Rassegesetzen und dem Zwang zum Tragen des Judensterns eine deutliche Absage. Im eigenen Haus versuchte er, Juden vor der Verfolgung zu retten.
In der schweren Zeit nach dem Krieg schätzten die Wiener ihren Kardinal als beliebten und volkstümlichen Seelsorger. Für seine Beurteilung durch die Nachwelt sind jedoch bis heute die Tage des "Anschlusses" prägend geblieben. Innitzer starb 1955; unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er im Stephansdom beigesetzt. Für eine offene Auseinandersetzung mit seiner unglücklichen Rolle im März1938 war es in den 50er Jahren noch zu früh. Die Tagespresse ging darüber hinweg.
Von Alexander Brüggemann (KNA)
Wir wollen unseren Bischof sehen!"
Euphorisch zogen die Jugendlichen danach zum Erzbischöflichen Palais. Die Rufe "Wir wollen unseren Bischof sehen!" und "Bischof befiehl, wir folgen dir!" entgingen den Nationalsozialisten nicht: Einige Jugendliche wurden noch am selben Abend verhaftet. Fünf Katholiken gingen im Zuge dieser Ereignisse sogar ins KZ; die SS-Terminologie nannte sie die "Innitzer-Gardisten". Nur zwei von ihnen überlebten.
Am Tag darauf kam die Vergeltung: Etwa 100 Hitler-Jungen stürmten das Erzbischöfliche Palais und schlugen alles kurz und klein. Mitarbeiter des Kardinals wurden verprügelt, einer gar aus dem Fenster geworfen.Spätestens jetzt wurde auch die österreichische Kirche voll von der NS-Unterdrückung getroffen: Auflösung der Vereine, Einzug ihres Vermögens, Gleichschaltung der Presse, Verdrängung des Religionsunterrichts.
In einem Hirtenbrief vom September 1941, der freilich nicht verlesen werden durfte, erteilte der Bibelwissenschaftler Innitzer den NS-Rassegesetzen und dem Zwang zum Tragen des Judensterns eine deutliche Absage. Im eigenen Haus versuchte er, Juden vor der Verfolgung zu retten.
In der schweren Zeit nach dem Krieg schätzten die Wiener ihren Kardinal als beliebten und volkstümlichen Seelsorger. Für seine Beurteilung durch die Nachwelt sind jedoch bis heute die Tage des "Anschlusses" prägend geblieben. Innitzer starb 1955; unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er im Stephansdom beigesetzt. Für eine offene Auseinandersetzung mit seiner unglücklichen Rolle im März1938 war es in den 50er Jahren noch zu früh. Die Tagespresse ging darüber hinweg.
Von Alexander Brüggemann (KNA)

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