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Große Mehrheit der anglikanischen Priester für Reform der Sexualmoral

Große Mehrheit der anglikanischen Priester für Reform der Sexualmoral
VORBEHALTE GEGEN FRAUEN IM KLERUS NEHMEN DEUTLICH AB


LONDON ‐ Die anglikanische Gemeinschaft droht über Fragen der Sexualmoral zu zerbrechen – in England sind immer mehr Priester für umfassende Reformen. Homosexualität und Sex vor der Ehe lehnt nur noch eine Minderheit ab.


Priester der anglikanischen Kirche von England sprechen sich mit großer Mehrheit für eine Änderung der kirchlichen Sexuallehre aus. Das geht aus einer großangelegten Befragung der Londoner Zeitung "Times" hervor, deren Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden. Zuletzt gab es 2014 eine vergleichbare Erhebung. Die aktuelle Umfrage zeigt einen großen Meinungsumschwung im englischen Klerus mit Blick auf Sexualmoral und Frauenrechte in den vergangenen zehn Jahren. Gegenüber der "Times" erklärte der Bischof von Leeds, Nick Baines, dass die Umfrage zeige, dass Priester nicht in einem Elfenbeinturm lebten und mit denselben Fragen kämpften, wie die Gesellschaft insgesamt. Reformen gegenüber zeigte er sich aber skeptisch: "Die Kirche ist die Kirche und als solche kein Club. Sie hat eine besondere Berufung, die nicht darin besteht, beliebt zu sein." Die Kirche habe nicht immer Recht gehabt, aber sie müsse auch ihrer Berufung gerecht werden, Gott treu zu sein und seine Welt zu lieben.

64,5 Prozent der Befragten sprachen sich gegen die Lehre der anglikanischen Kirche aus, dass homosexuelle Handlungen mit der Heiligen Schrift unvereinbar seien. Gegen eine Änderung der Lehre sprachen sich 29,7 Prozent aus. Ähnlich stellen sich die Zahlen zur Bewertung von vorehelichem Geschlechtsverkehr dar: 62,6 Prozent wollen hier Reformen, 21,6 Prozent eine vollständige Abschaffung des Verbots, 41 eine Abschaffung für Menschen in verbindlichen Beziehungen. Mit 34,6 Prozent sprach sich ein gutes Drittel für die Beibehaltung des Verbots aus.

59 Prozent gaben an, Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare anzubieten, 32,3 Prozent lehnten das ab. Für gleichgeschlechtliche Eheschließungen durch die Kirche sprachen sich 53,4 Prozent der Befragten aus, 36,5 Prozent dagegen. Selbst solchen Feiern vorstehen würden 49,2 Prozent, 41 Prozent wären nicht bereit, gleichgeschlechtliche Ehen zu schließen. 63,3 Prozent der Befragten würden es begrüßen, wenn die Anglikanische Kirche ihren Priesterinnen und Priestern eine bürgerliche Heirat mit gleichgeschlechtlichen Partnern erlauben würde, 28,7 Prozent sind dagegen. Bei der letzten Befragung 2014 waren noch 51 Prozent im Klerus gegen kirchliche Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare.

Erzbischöfin von Canterbury für 80 Prozent kein Problem

Frauen können in der Church of England zwar Priesterinnen werden, Pfarreien haben aber die Möglichkeit, sie als Pfarrerin abzulehnen. 62,9 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, diese Möglichkeit abzuschaffen, 33,5 Prozent wollen sie dauerhaft beibehalten. 4,8 Prozent der Pfarreien der Church of England haben erklärt, für sich Frauen in kirchlichen Führungsämtern nicht zu akzeptieren. Das gilt sowohl für Pfarrerinnen wie für Bischöfinnen. Von den Befragten Klerikern erklärten 80,2 Prozent, dass sie die Ernennung einer Frau zur Erzbischöfin von Canterbury und damit zum Ehrenoberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft unterstützen würden, 13,4 Prozent sprachen sich dagegen aus.

Für die Umfrage hat die "Times" 5.000 Priester mit Wohnsitz in England aus dem anglikanischen Priesterverzeichnis ausgewählt. An der Umfrage haben sich 1.436 Personen beteiligt, in die Auswertung flossen die Antworten von 1.185 Priestern im aktiven Dienst ein. Damit wurden etwa 6 Prozent der Priester im aktiven Dienst befragt.

Die weltweite anglikanische Gemeinschaft diskutiert seit Jahren kontrovers über Fragen der Sexualmoral und des Frauenpriestertums. Die Freigabe von Segnungen für gleichgeschlechtliche Paare Anfang des Jahres durch die Church of England führte zu einer Spaltung der Gemeinschaft trotz der Absage an die Ehe für alle. Im Frühjahr sagten sich konservative Ortskirchen von der englischen Mutterkirche los. Auch innerhalb der englischen Kirche gibt es Spannungen. Mehrere ehemalige Bischöfe sind in den letzten Jahren aufgrund ihrer Opposition gegen den Kurs der Kirche in das katholische Personalordinariat "Our Lady of Walsingham" konvertiert. Papst Benedikt XVI. hatte das Ordinariat 2009 errichtet, um Konvertiten aus der anglikanischen Kirche die Beibehaltung ihrer Liturgie und Tradition zu ermöglichen. (fxn)

Kommentare

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Jerusa 30.08.2023 19:19
Die Kirche ist kein Club... 😅
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