Puritaner
09.08.2023 16:25
Puritaner
09.08.2023 16:25
Puritaner
Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 17. Jahrhundert wirksame Bewegung in England, Schottland und später in Neuengland, die für eine weitreichende Reformation der Kirche nach evangelisch-reformierten bzw. calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung „Puritaner“ wurde zunächst als Spottname gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer „Reinigung“ (engl. purification) der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen Lehren her.
Konfessionell zersplitterte sich der Puritanismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, wie Presbyterianer, Kongregationalisten und andere, auf die viele der heutigen Freikirchen im englischsprachigen Raum ihre Ursprünge zurückführen. Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im Englischen Bürgerkrieg und der Errichtung einer puritanisch geprägten Republik unter Oliver Cromwell. Nach der Restauration König Karls II. im Jahr 1660 erschöpfte sich der englische Puritanismus als intellektuelle und politische Kraft recht bald, blieb aber insbesondere in den neuenglischen Kolonien bis in das frühe 18. Jahrhundert prägend.
Der Ausdruck Puritanismus wird heute gelegentlich als Synonym für „Moralismus“ verwendet und besonders im amerikanischen Sprachgebrauch auch für etwas, was „kalt, blutleer, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend“ erscheint.
England
Der englische Puritanismus entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Angestoßen durch die neue theologische Freiheit, welche die Reformation in England bot, wurde er stark beeinflusst durch kontinentale Impulse des Genfer Calvinismus und durch die Hugenotten; er forderte eine liturgische und moralische Erneuerung der Kirche ein. Auch politische Forderungen gehörten zum Programm der Puritaner: So setzte sich John Stubbs in einem Flugblatt dafür ein, die Heirat von Elisabeth I. mit dem Grafen von Anjou zu verhindern. Da die Königin der Radikalität der Bewegung gegenüber nicht offen war, blieb eine grundlegende Reform von Kirche und Gesellschaft nach dem Vorbild Genfs aus. Puritaner, die nicht zur äußeren Konformität mit der anglikanischen Kirche bereit waren, wurden durch bereits 1593 verabschiedete Gesetze verfolgt, was später die Auswanderung vieler Puritaner begünstigte.
Seine Blütezeit erlebte der Puritanismus im 17. Jahrhundert. 1640 wurde Oliver Cromwell Mitglied des „Langen Parlaments“ und entwickelte sich zu einem der Führer der Opposition gegen König Karl I. und dessen absolutistische Herrschaft. Der Konflikt mit dem englischen Königshaus weitete sich zum Englischen Bürgerkrieg aus. Als Führer der Puritaner gewann Cromwell entscheidenden Einfluss während des Krieges. Er führte das gegen die Krone kämpfende puritanische Parlamentsheer an, das zwar letztlich siegte, aber für etliche Verwüstungen im Lande und auch für die Bilderstürme in englischen Kirchen verantwortlich war. Der englische König wurde hingerichtet, und Cromwell selbst übernahm als „Lordprotektor“ bis zu seinem Tod 1658 die Herrschaft in England. Die Intoleranz des Puritanismus in der Cromwellschen Militärdiktatur hatte diesen in weiten Teilen der englischen Bevölkerung verhasst gemacht. Von der „Reaktion“ profitierte die Monarchie, die nach dem Tode Cromwells in Gestalt Karls II. wiederkehrte.
Der Puritanismus war ein wesentlicher Impuls bei der Entstehung des Methodismus, da die Begründer der methodistischen Traditionen und Kirchen John Wesley und Charles Wesley aus einem Elternhaus stammten, das durch den Vater (Samuel Wesley) und insbesondere durch die Erziehung der Mutter (Susanna Wesley-Annesley) puritanisch geprägt war.
Nordamerika
Die auf dem 1930 entstandenen Gemälde American Gothic abgebildeten Bauern gelten als Sinnbild für das puritanisch geprägte Hinterland der Vereinigten Staaten
Viele Puritaner emigrierten im 17. Jahrhundert von England in die britischen Kolonien nach Neuengland in den späteren USA. Da in den ersten Jahrzehnten der Existenz dieser Kolonien die Bevölkerung vor allem aus Puritanern bestand, wurde der Puritanismus damals auch zur dort bestimmenden Religion. Aufgrund der religiösen Verfolgung der Puritaner in Europa versuchten einige von ihnen in Neuengland religiös organisierte Siedlungen nach ihren Idealen aufzubauen, so auch die sogenannten Pilgerväter, die ab 1620 mit den ersten Schiffen aus England bei Plymouth anlegten. Schon vor und während der Überfahrt wurden hierzu Kontrakte aufgesetzt und Predigten gehalten, die dieses Ziel formulierten, so z. B. John Winthrops A Model of Christian Charity. Relativ schnell jedoch zeigten sich die ersten Probleme, die wiederum auch im Medium der Predigt verhandelt wurden (z. B. Danforth: Errand into the Wilderness). Umstritten ist dabei jedoch, ob die Enttäuschung der Kleriker daran lag, dass das Ziel, ein religiöses Vorbild für die Welt sein zu können, nicht erreicht wurde, weil England nach der Glorious Revolution das Interesse an der Kolonie verlor,[3] oder ob von vornherein geplant war, sich auf die Siedlung in Amerika zu konzentrieren.
In den USA soll der Puritanismus – so beispielsweise nach Max Weber (Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus) und, ihm zuvor, Alexis de Tocqueville (Über die Demokratie in Amerika (De la démocratie en Amérique )) – großen Einfluss auf den Nationalcharakter ausgeübt haben; diese Annahme vernachlässigt jedoch andere Strömungen, die für die Besiedlung der USA ebenso wichtig waren. So war z. B. die erste dauerhafte englische Kolonie in Nordamerika nicht in Neuengland, sondern Virginia; hier waren vor allem wirtschaftliche Überlegungen (Agrarland, Tabakanbau) als Motivation zur Ansiedlung vorherrschend, und der Anglikanismus blieb bis 1786 Staatsreligion.
Noch heute besteht im kalifornischen San Diego die Puritan Evangelical Church of America, die die ursprüngliche puritanische Theologie vertritt.
Lehre
Die Puritaner sind in der Lehre strikte Calvinisten, die sich neben den vier „Soli“ der Reformation auch an die spezifischen Calvinistischen Lehren halten. Sie sehen den Menschen als von Natur aus völlig verworfen an, glauben, dass nur die von Gott Erwählten gerettet werden (Prädestinationslehre) und dass die biblische Lehre im Gemeinde- und Privatleben kompromisslos angewendet werden sollte.
Die Puritaner lehnen in der reformierten Tradition von Zwingli und Calvin alle Formen der Religionsausübung ab, die sie nicht durch Gottes Wort in der Bibel begründet finden, und stehen damit im Gegensatz zur anglikanischen und lutherischen Tradition, die alles erlaubt fand, was durch die Bibel nicht ausdrücklich verboten wird.
Kongregationen und Presbyterien, deren Mitglieder von der Gemeinde gewählt wurden und die von Staat und Kirche völlig unabhängig waren, legten das puritanische Glaubensbekenntnis in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Bibel fest.
Puritaner legen großen Wert auf persönliche Bekehrung, persönliche religiöse Erfahrung und Abkehr von allem, was sie als weltlich ansahen. Eine sehr bekannte allegorische Darstellung dieser Lebenssicht ist John Bunyans Buch The Pilgrim’s Progress (Die Pilgerreise).
Die Puritaner sehen den Teufel hinter allen weltlichen Aktivitäten. Das wird auch in den Predigten zum Ausdruck gebracht, wo das Höllenfeuer ein beliebtes Thema ist. Beispiel ist die bekannte Predigt von Jonathan Edwards „Sünder in der Hand eines zürnenden Gottes“ (englisch: „Sinners in the hands of an angry God“ ).
Praxis
Die Puritaner lehnten die anglikanischen Gebetbücher und die christlichen Kreuze ebenso ab wie priesterliche Gewänder, Bischöfe und die Bilderverehrung. Auch auf den üblichen steinernen und reich geschmückten Altar in Kirchen verzichteten sie und ersetzten ihn durch einen einfachen Holztisch. Ebenso lehnten sie das Feiern von Weihnachten ab. Während der Zeit von Cromwell waren Weihnachtsfeiern sogar gesetzlich verboten, nicht nur in England, sondern auch in Massachusetts. Erst 1856 wurde Weihnachten in Massachusetts ein staatlicher Feiertag.[5]
Stark betonen Puritaner das fromme Familienleben mit Hausandachten, strenger Einhaltung des Sabbats am Sonntag und Dienst am Nächsten. Ein einfaches, von der Arbeit und vom Fleiß des Einzelnen geprägtes und moralisch einwandfreies Leben war Pflicht. Andererseits waren die Puritaner längst nicht so asketisch, wie sie später dargestellt wurden. Sowohl ihre Kleider als auch ihre Häuser waren farbig. Strikt lehnten sie weltliche Vergnügungen wie Tanz oder Schauspiel am Sonntag und Wirtshäuser ab. In den kinderreichen Ehen sahen sie eher den Ausdruck der Liebe in gegenseitiger Fürsorge als in Sex. Andererseits wurde Sex innerhalb der Ehe als so wichtig angesehen, dass ein Ehepartner, der den Geschlechtsverkehr verweigerte, dafür bestraft werden konnte.
In den Kolonien von Neuengland errichteten die Puritaner verschiedene Gemeinschaften nach ihren Vorstellungen. Hier sollte die Regierung die ethischen Grundsätze der Bibel durchsetzen.
Nach Auffassung der Reformatoren sollten alle Gläubigen in der Lage sein, die Bibel selbständig lesen zu können. Infolgedessen nahm das Bildungswesen in den protestantischen Territorien und Ländern einen starken Aufschwung. Auch die Puritaner legten großen Wert auf Bildung: Allen Jungen und Mädchen wurde zunächst zu Hause, später in öffentlichen Schulen Lesen und Schreiben beigebracht. Die Ausbildung von Predigern war den Puritanern ebenfalls sehr wichtig. Zu diesem Zweck schufen sie in der Massachusetts Bay Colony schon 1636 das Harvard College, nur sechs Jahre nachdem die Kolonie selbst gegründet worden war. Das öffentliche Schulsystem und die Schulpflicht waren von Anfang an für die Neuenglandkolonien prägend. Im 18. Jahrhundert folgte die Gründung von etwa einem Dutzend weiterer Colleges, darunter Yale (1701). Increase Mather, einer der führenden puritanischen Theologen Neuenglands, erweiterte als Rektor von Harvard das Studienprogramm um die Naturwissenschaften (1686).[6]
In Massachusetts und Connecticut hatte die männliche Bevölkerung zwischen 1640 und 1700 eine Lesefähigkeit zwischen 89 und 95 Prozent. Bei den Frauen dieser beiden Kolonien wurde für den Zeitraum von 1681 bis 1697 eine solche von bis zu 62 Prozent angenommen.[7]
Nathaniel Hawthornes Roman Der scharlachrote Buchstabe schildert die Lebensweise der Puritaner aus der Sicht der Romantik des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Puritanismus
Konfessionell zersplitterte sich der Puritanismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, wie Presbyterianer, Kongregationalisten und andere, auf die viele der heutigen Freikirchen im englischsprachigen Raum ihre Ursprünge zurückführen. Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im Englischen Bürgerkrieg und der Errichtung einer puritanisch geprägten Republik unter Oliver Cromwell. Nach der Restauration König Karls II. im Jahr 1660 erschöpfte sich der englische Puritanismus als intellektuelle und politische Kraft recht bald, blieb aber insbesondere in den neuenglischen Kolonien bis in das frühe 18. Jahrhundert prägend.
Der Ausdruck Puritanismus wird heute gelegentlich als Synonym für „Moralismus“ verwendet und besonders im amerikanischen Sprachgebrauch auch für etwas, was „kalt, blutleer, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend“ erscheint.
England
Der englische Puritanismus entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Angestoßen durch die neue theologische Freiheit, welche die Reformation in England bot, wurde er stark beeinflusst durch kontinentale Impulse des Genfer Calvinismus und durch die Hugenotten; er forderte eine liturgische und moralische Erneuerung der Kirche ein. Auch politische Forderungen gehörten zum Programm der Puritaner: So setzte sich John Stubbs in einem Flugblatt dafür ein, die Heirat von Elisabeth I. mit dem Grafen von Anjou zu verhindern. Da die Königin der Radikalität der Bewegung gegenüber nicht offen war, blieb eine grundlegende Reform von Kirche und Gesellschaft nach dem Vorbild Genfs aus. Puritaner, die nicht zur äußeren Konformität mit der anglikanischen Kirche bereit waren, wurden durch bereits 1593 verabschiedete Gesetze verfolgt, was später die Auswanderung vieler Puritaner begünstigte.
Seine Blütezeit erlebte der Puritanismus im 17. Jahrhundert. 1640 wurde Oliver Cromwell Mitglied des „Langen Parlaments“ und entwickelte sich zu einem der Führer der Opposition gegen König Karl I. und dessen absolutistische Herrschaft. Der Konflikt mit dem englischen Königshaus weitete sich zum Englischen Bürgerkrieg aus. Als Führer der Puritaner gewann Cromwell entscheidenden Einfluss während des Krieges. Er führte das gegen die Krone kämpfende puritanische Parlamentsheer an, das zwar letztlich siegte, aber für etliche Verwüstungen im Lande und auch für die Bilderstürme in englischen Kirchen verantwortlich war. Der englische König wurde hingerichtet, und Cromwell selbst übernahm als „Lordprotektor“ bis zu seinem Tod 1658 die Herrschaft in England. Die Intoleranz des Puritanismus in der Cromwellschen Militärdiktatur hatte diesen in weiten Teilen der englischen Bevölkerung verhasst gemacht. Von der „Reaktion“ profitierte die Monarchie, die nach dem Tode Cromwells in Gestalt Karls II. wiederkehrte.
Der Puritanismus war ein wesentlicher Impuls bei der Entstehung des Methodismus, da die Begründer der methodistischen Traditionen und Kirchen John Wesley und Charles Wesley aus einem Elternhaus stammten, das durch den Vater (Samuel Wesley) und insbesondere durch die Erziehung der Mutter (Susanna Wesley-Annesley) puritanisch geprägt war.
Nordamerika
Die auf dem 1930 entstandenen Gemälde American Gothic abgebildeten Bauern gelten als Sinnbild für das puritanisch geprägte Hinterland der Vereinigten Staaten
Viele Puritaner emigrierten im 17. Jahrhundert von England in die britischen Kolonien nach Neuengland in den späteren USA. Da in den ersten Jahrzehnten der Existenz dieser Kolonien die Bevölkerung vor allem aus Puritanern bestand, wurde der Puritanismus damals auch zur dort bestimmenden Religion. Aufgrund der religiösen Verfolgung der Puritaner in Europa versuchten einige von ihnen in Neuengland religiös organisierte Siedlungen nach ihren Idealen aufzubauen, so auch die sogenannten Pilgerväter, die ab 1620 mit den ersten Schiffen aus England bei Plymouth anlegten. Schon vor und während der Überfahrt wurden hierzu Kontrakte aufgesetzt und Predigten gehalten, die dieses Ziel formulierten, so z. B. John Winthrops A Model of Christian Charity. Relativ schnell jedoch zeigten sich die ersten Probleme, die wiederum auch im Medium der Predigt verhandelt wurden (z. B. Danforth: Errand into the Wilderness). Umstritten ist dabei jedoch, ob die Enttäuschung der Kleriker daran lag, dass das Ziel, ein religiöses Vorbild für die Welt sein zu können, nicht erreicht wurde, weil England nach der Glorious Revolution das Interesse an der Kolonie verlor,[3] oder ob von vornherein geplant war, sich auf die Siedlung in Amerika zu konzentrieren.
In den USA soll der Puritanismus – so beispielsweise nach Max Weber (Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus) und, ihm zuvor, Alexis de Tocqueville (Über die Demokratie in Amerika (De la démocratie en Amérique )) – großen Einfluss auf den Nationalcharakter ausgeübt haben; diese Annahme vernachlässigt jedoch andere Strömungen, die für die Besiedlung der USA ebenso wichtig waren. So war z. B. die erste dauerhafte englische Kolonie in Nordamerika nicht in Neuengland, sondern Virginia; hier waren vor allem wirtschaftliche Überlegungen (Agrarland, Tabakanbau) als Motivation zur Ansiedlung vorherrschend, und der Anglikanismus blieb bis 1786 Staatsreligion.
Noch heute besteht im kalifornischen San Diego die Puritan Evangelical Church of America, die die ursprüngliche puritanische Theologie vertritt.
Lehre
Die Puritaner sind in der Lehre strikte Calvinisten, die sich neben den vier „Soli“ der Reformation auch an die spezifischen Calvinistischen Lehren halten. Sie sehen den Menschen als von Natur aus völlig verworfen an, glauben, dass nur die von Gott Erwählten gerettet werden (Prädestinationslehre) und dass die biblische Lehre im Gemeinde- und Privatleben kompromisslos angewendet werden sollte.
Die Puritaner lehnen in der reformierten Tradition von Zwingli und Calvin alle Formen der Religionsausübung ab, die sie nicht durch Gottes Wort in der Bibel begründet finden, und stehen damit im Gegensatz zur anglikanischen und lutherischen Tradition, die alles erlaubt fand, was durch die Bibel nicht ausdrücklich verboten wird.
Kongregationen und Presbyterien, deren Mitglieder von der Gemeinde gewählt wurden und die von Staat und Kirche völlig unabhängig waren, legten das puritanische Glaubensbekenntnis in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Bibel fest.
Puritaner legen großen Wert auf persönliche Bekehrung, persönliche religiöse Erfahrung und Abkehr von allem, was sie als weltlich ansahen. Eine sehr bekannte allegorische Darstellung dieser Lebenssicht ist John Bunyans Buch The Pilgrim’s Progress (Die Pilgerreise).
Die Puritaner sehen den Teufel hinter allen weltlichen Aktivitäten. Das wird auch in den Predigten zum Ausdruck gebracht, wo das Höllenfeuer ein beliebtes Thema ist. Beispiel ist die bekannte Predigt von Jonathan Edwards „Sünder in der Hand eines zürnenden Gottes“ (englisch: „Sinners in the hands of an angry God“ ).
Praxis
Die Puritaner lehnten die anglikanischen Gebetbücher und die christlichen Kreuze ebenso ab wie priesterliche Gewänder, Bischöfe und die Bilderverehrung. Auch auf den üblichen steinernen und reich geschmückten Altar in Kirchen verzichteten sie und ersetzten ihn durch einen einfachen Holztisch. Ebenso lehnten sie das Feiern von Weihnachten ab. Während der Zeit von Cromwell waren Weihnachtsfeiern sogar gesetzlich verboten, nicht nur in England, sondern auch in Massachusetts. Erst 1856 wurde Weihnachten in Massachusetts ein staatlicher Feiertag.[5]
Stark betonen Puritaner das fromme Familienleben mit Hausandachten, strenger Einhaltung des Sabbats am Sonntag und Dienst am Nächsten. Ein einfaches, von der Arbeit und vom Fleiß des Einzelnen geprägtes und moralisch einwandfreies Leben war Pflicht. Andererseits waren die Puritaner längst nicht so asketisch, wie sie später dargestellt wurden. Sowohl ihre Kleider als auch ihre Häuser waren farbig. Strikt lehnten sie weltliche Vergnügungen wie Tanz oder Schauspiel am Sonntag und Wirtshäuser ab. In den kinderreichen Ehen sahen sie eher den Ausdruck der Liebe in gegenseitiger Fürsorge als in Sex. Andererseits wurde Sex innerhalb der Ehe als so wichtig angesehen, dass ein Ehepartner, der den Geschlechtsverkehr verweigerte, dafür bestraft werden konnte.
In den Kolonien von Neuengland errichteten die Puritaner verschiedene Gemeinschaften nach ihren Vorstellungen. Hier sollte die Regierung die ethischen Grundsätze der Bibel durchsetzen.
Nach Auffassung der Reformatoren sollten alle Gläubigen in der Lage sein, die Bibel selbständig lesen zu können. Infolgedessen nahm das Bildungswesen in den protestantischen Territorien und Ländern einen starken Aufschwung. Auch die Puritaner legten großen Wert auf Bildung: Allen Jungen und Mädchen wurde zunächst zu Hause, später in öffentlichen Schulen Lesen und Schreiben beigebracht. Die Ausbildung von Predigern war den Puritanern ebenfalls sehr wichtig. Zu diesem Zweck schufen sie in der Massachusetts Bay Colony schon 1636 das Harvard College, nur sechs Jahre nachdem die Kolonie selbst gegründet worden war. Das öffentliche Schulsystem und die Schulpflicht waren von Anfang an für die Neuenglandkolonien prägend. Im 18. Jahrhundert folgte die Gründung von etwa einem Dutzend weiterer Colleges, darunter Yale (1701). Increase Mather, einer der führenden puritanischen Theologen Neuenglands, erweiterte als Rektor von Harvard das Studienprogramm um die Naturwissenschaften (1686).[6]
In Massachusetts und Connecticut hatte die männliche Bevölkerung zwischen 1640 und 1700 eine Lesefähigkeit zwischen 89 und 95 Prozent. Bei den Frauen dieser beiden Kolonien wurde für den Zeitraum von 1681 bis 1697 eine solche von bis zu 62 Prozent angenommen.[7]
Nathaniel Hawthornes Roman Der scharlachrote Buchstabe schildert die Lebensweise der Puritaner aus der Sicht der Romantik des 19. Jahrhunderts.
Quelle: Wiki
https://de.wikipedia.org/wiki/Puritanismus
Kommentare
Schreib auch du einen Kommentar
(Nutzer gelöscht) 09.08.2023 16:39
Danke liebe Klavierspielerin, wunderbarer Beitrag aus unserer Geschichte
Sherezade 09.08.2023 17:02
Ich hab neben noch Hawthorne noch Assoziationen von Arthur Miller/ Hexenjagd und natürlich den historischen Hintergrund...
Bei Calvin muss ich immer an einen Eisberg denken...was er über Kinder schrieb und welches Menschenbild er hatte...ok, ich weiß wird sind einige Jahrhunderte weiter...
Bei Calvin muss ich immer an einen Eisberg denken...was er über Kinder schrieb und welches Menschenbild er hatte...ok, ich weiß wird sind einige Jahrhunderte weiter...
Klavierspielerin2 09.08.2023 17:36
Auch wenn wir einige Jahrhunderte weiter sind, finde ich interessant, wie und wohin sich seine Lehre und mannigfaltige Abspaltungen davon, bis heute verbreitet haben.
Naja....
Naja....