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Traue nicht dem Ort, an dem kein Unkraut wächst

Traue nicht dem Ort, an dem kein Unkraut wächst
LOUISA PÖTTER ÜBER DAS SONNTAGSEVANGELIUM

AUSGELEGT!

WALLENHORST ‐ Bei Unkraut in ihrem Garten haben viele die Harke schnell zur Hand. Und auch den Rest der Welt teilen wir gerne in Brauchbares und Unnützes. Das heutige Evangelium zeigt Louisa Pötter: Im Garten Gottes bleibt das Unkraut stehen. Warum?



Eine große Leidenschaft meiner Eltern ist ihr Garten. Im Frühjahr und Sommer stecken sie viel Zeit und Mühe dort hinein und neben Blumen bauen sie jedes Jahr aufs Neue verschiedenes Gemüse und Obst an. Etwas, was sie nicht anbauen und was trotzdem immer wieder kommt, ist das Unkraut – ganz nach dem Motto "Unkraut vergeht nicht".

Auf einem Schild in einem Vorgarten in der Nachbarschaft habe ich letztens den Spruch "Traue nicht dem Ort, an dem kein Unkraut wächst" gelesen. Auch irgendwie schön. Aber dennoch haben wir die Harke schnell zur Hand, wenn es etwas zu jäten gibt. Damit der Garten bloß nicht verwuchert aussieht und das Unkraut nicht die anderen Pflanzen beim Wachsen hindert, ziehen wir ungebetene Gäste schnell heraus. Ähnlich wie in unserem Garten gehen wir auch in der Welt vor. Immer wieder sind wir darauf aus, die Welt einzuteilen. Einzuteilen in Kraut und Unkraut, in Nützliches und Unbrauchbares, Wertvolles und Wertloses, Gutes und Schlechtes. Wir tun das mit Dingen, mit Ansichten, mit Verhaltensweisen und wir tun es mit Menschen. Und ich nehme mich da ganz bewusst nicht raus. Aber wer sind wir eigentlich zu glauben, dass wir urteilen dürfen? Urteilen über alles und jeden? Darüber, ob etwas gut oder schlecht ist?

Im heutigen Evangelium hören wir ein Gleichnis, bei dem der Landwirt auf seinem Acker eine gute Weizensaat aussäht, die zukunftsträchtig, hoffnungsvoll und Frucht versprechend ist. Ein Feind aber verstreut heimlich bei Nacht zwischen den Weizen Unkrautsamen. Und dabei handelt es sich nicht um irgendein Unkraut, sondern um verpönten Taumellolch. Er ist nicht nur ungenießbar, sondern auch gesundheitsschädlich und giftig. Unerkannt keimt er und treibt Wurzeln.

Statt seinen Knechten den Auftrag zu geben, es auszureißen, lässt der Landwirt beides wachsen bis zur Ernte. Denn als junge Pflanze ähnelt der Taumellolch dem Weizen und erst im weiteren Wachstum kann zwischen den beiden Pflanzen unterschieden werden. Dann aber sind die Wurzeln schon so miteinander verflochten, dass beim Jäten des Unkrautes beide Pflanzen betroffen wären und das den Verlust der gesamten Ernte bedeuten würde. Was ziehen wir also aus diesem Gleichnis?

Zum Leben gehört das Unkraut dazu! Schlechtes und Gutes gibt es überall auf der Welt – egal wie sehr wir uns anstrengen, wir können es nicht ausrotten. Nicht einmal in uns selbst. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott nicht zulassen wird, dass das Unkraut den Weizen erstickt.

Es ist nicht unsere Aufgabe zu verurteilen, zu trennen zwischen Weizen und Unkraut. "Am Tag der Ernte", so wie es im Evangelium heißt, ist Gott dafür zuständig. Unsere Aufgabe ist eine andere: Jede*r von uns soll sich um das Gute kümmern: das Gute säen und es zum Wachsen bringen – immer wieder neu.

Evangelium nach Matthäus (Mt 13,24-30)
In jener Zeit erzählte Jesus der Menge folgendes Gleichnis:

Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der guten Samen auf seinen Acker säte. Während nun die Menschen schliefen, kam sein Feind, säte Unkraut unter den Weizen und ging weg.

Als die Saat aufging und sich die Ähren bildeten, kam auch das Unkraut zum Vorschein. Da gingen die Knechte zu dem Gutsherrn und sagten: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher kommt dann das Unkraut?

Er antwortete: Das hat ein Feind getan. Da sagten die Knechte zu ihm: Sollen wir gehen und es ausreißen? Er entgegnete: Nein, damit ihr nicht zusammen mit dem Unkraut den Weizen ausreißt.

Lasst beides wachsen bis zur Ernte und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber bringt in meine Scheune!

Die Autorin
Louisa Pötter ist Gemeindeassistentin und arbeitet in der Pfarreiengemeinschaft Wallenhorst im Bistum Osnabrück. Dort ist sie unter anderem für die Firm- und Erstkommunionvorbereitung zuständig.



Höre, Israel! Vorbereitung auf den Sonntag
https://www.christ-sucht-christ.de/christliches-forum/Klavierspielerin2/117677/

Kommentare

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Jerusa 22.07.2023 14:31
Das Unkraut - das Schlechte - soll uns im Glauben wachsen lassen... 
 
Klavierspielerin2 22.07.2023 16:01
" Die Geduld Gottes auf dem Acker"

Heute wieder eine Auslegung der Sonntagslesung. Viel Freude!

https://youtu.be/FLQiUil5hLk
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