"Ruhe und Frieden"

"Ruhe und Frieden"
Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu dem ihr auch berufen worden seid in einem Leib! Und seid dankbar! (Kol 3:15, Elb)

Ruhe und Frieden findet man allein bei dem Erlöser, bei dem, welcher gekommen ist, die Sünder selig zu machen, die Verlorenen zu erretten, wiederzubringen und zuzubereiten, daß sie tüchtig werden, die Heiligkeit Gottes zu ertragen.
Es gilt in dieser „letzten“ Zeit, daß man ernst und entschieden werde, daß man sich felsenfest an den Herrn hält, sonst geht man unter. Wer Ihn verläßt und Sein heiliges Verdienst, Seine göttliche Gnade und Barmherzigkeit, der ist einfach verlassen, wenn er hinüber kommt, der steht da in tiefer Trauer und dunkler Nacht; denn nur wer Christum hat, ist im Licht und kann wandeln drüben in den heiligen Lichtsgefilden; nur wer Christus umfaßt, wird in der Herrlichkeit wohnen, den wird Er segnen jetzt schon in dieser Zeit, daß er glücklich, freudig und getrost sein kann auch in den Leiden des Lebens, daß er nicht wankt und weicht, wenn alles stürmt und tobt. Christus wird allen alles werden. Er kennt ein jedes, sieht tief hinein, versteht das menschliche Herz und zieht ein jedes zu Sich, das Verlangen nach Ihm hat.


(Johannes Gommel, „Lebendiges Wasser“, 1811)
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Johannes Gommel wurde am 16.Oktober 1811 zu Heimerdingen in Württemberg geboren. Er war klein von Gestalt, hatte blaue Augen, gelbblonde Haare, war schwächlich und unbegabt. Als Kind hielt man ihn für blödsinnig. In der Schule lernte er nichts, konnte aber stundenlang für sich allein nachdenkend sein oder bei etwas zusehen. Mit größter Mühe brachte es sein Privatlehrer (der Lehrgehilfe an der öffentlichen Schule) dahin, daß er die gedruckten Konfirmationsfragen, die er herzusagen hatte, auswendig lernte. Lesen und Schreiben konnte man ihn nicht lehren, und er wäre nicht konfirmiert worden, hätte man nicht auf seinen Vater, der Ortsvorstand (Bürgermeister) war, Rücksicht genommen. Lesen lernte er später durch den häufigen Gebrauch des heiligen Gotteswortes und den Beistand des Heiligen Geistes. Im Schreiben brachte er es nicht weiter als zu seinem Namenszug. Sein irdisch gesinnter, in geistlichen Dingen unerfahrener Vater behandelte ihn hart, was Johannes bei dem immer mehr hervortretenden inneren Leben umso schwerer empfand. Sein Stiefvater nahm jedoch keine Rücksicht darauf. Unter der schweren Landmannsarbeit,

welcher die schwache Kraft Johannes Gommels nicht gewachsen war, rief er manchmal aus: „Herr, wirst du nicht ein Ende machen?!“ Obgleich er äußerlich etwas Einfältiges, Unansehnliches und eine stammelnde Zunge hatte, konnte er doch, wenn er aufwachte, mit hinreißender Beredsamkeit eine ganze Versammlung fesseln. Sein Antlitz strahlte dann von einer himmlischen Liebe, sein Auge lebendig von einem milden Glanz, ja sein ganzes Wesen wurde Liebe. Die unscheinbare Gestalt verwandelte sich so sehr, als wenn er ein anderer Mensch geworden wäre. Seine Worte klangen anfangs schüchtern, aber dabei so eigen lieblich, aus einem so innigen Ton, daß man unwillkürlich an den Geist Gottes denken mußte, der aus ihm rede. Sie waren höchst einfach, aber voll Geist und Leben, und wurden immer belebter, bis es kam, als ergösse sich ein Strom von Feuer und Geist aus ihm, so daß es nicht nur ein unbeschreiblicher Geistesgenuß war, ihm zuzuhören, sondern daß man mit fortgerissen wurde nach dem Himmel, ja bis vor den Thron Gottes selbst.

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