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"Eine feindliche Umwelt"

"Eine feindliche Umwelt"
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit dem Guten! (Rö 12:21, Elb)

Es gehört mit zu den ernsten Eindrücken des erwachenden Bewußtseins eines heranwachsenden Menschen, daß er in eine feindliche Umwelt hineingeboren wurde. Das Böse trifft uns neben widrigen Umständen auch in Gestalt von Menschen, die uns feindlich gesinnt sind. Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Grad sich diese Feindschaft äußert: ob es nur eine leichte Mißgunst ist oder eine aktive Bedrohung, die uns ans Leben geht. Auf jeden Fall hat auch der Christ der Tatsache ins Auge zu schauen, daß er Feinde hat. Den Feind lieben zu können, gehört zu den hervorragenden Eigenschaften, die Gott seinen Kindern verliehen hat (Mat 5:44,45,48)

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Söhne eures Vaters seid, der in den Himmeln ist! Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Lohn habt ihr? Tun nicht auch die Zöllner dasselbe?
47 Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?
48 Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist. (Mat 44-48, Elb)

Es bedarf aber einer genauen Erklärung, wie diese Liebe zu praktizieren ist. Der Feind soll ja nicht nur abgewehrt, sondern überwunden werden. Das Böse, das uns begegnet, soll durch das Gute besiegt werden. Im Textzusammenhang von Römer 12:21 gebraucht Paulus das Bild aus den Sprüchen des Alten Testaments von den feurigen Kohlen, die man auf das Haupt des Feindes sammeln soll. Es ist nicht ganz leicht, dieses Bild richtig zu übertragen. Es genügt nicht, dem Feind keinen Schaden zuzufügen. Wir soll ihn darüberhinaus mit guten Gedanken und Taten überschütten. Das ist allerdings durch menschliche Impulse wie Sympathie oder Lust nicht möglich. Hier sind die Impulse des Heiligen Geistes nötig, die oft sogar unserer menschlichen Intention, unserem Unbehagen, unserer Unbequemlichkeit, unserer Denkfaulheit entgegenlaufen. Wer auf den Geist Gottes achtet und sich von ihm treiben läßt, erlebt, daß diese Haltung dem Feind gegenüber zwar anfänglich Überwindung kostet, daß aber sofort die Freude und die Kräfte Gottes unser Herz füllen, wenn wir den ersten Schritt im Gehorsam der Liebe getan haben. Der zweite und dritte Schritt fallen dann schon leichter. Wenn wir den Feind dadurch überwinden wollen, daß wir ihm Gutes tun, dürfen wir nicht auf irgendwelche großen Gefühle warten. Wir müssen ganz nüchtern überlegen, was ihn erfreut, was ihn hilft und was er braucht. Jeder, der hiermit einmal den Anfang gemacht hat, erinnert sich noch an die große Überraschung, die er dabei erlebte. Kein Feind kann böse bleiben, wenn ihm das Gute begegnet.

Es ist gut, daß jeder von uns Feinde hat. Damit kann er jederzeit die Wahrheit dieser biblischen Aussage erproben. Nur darf man sich unter einem Feind nicht gleich einen feuerspeienden Drachen vorstellen; eine ungeliebte Schwiegermutter genügt schon. Ein nervöser Mensch, widerspenstige Untergebene oder ironische Kollegen sind damit ebenso gemeint wie ein Ehepartner, mit dem kein innerer Kontakt mehr besteht, oder wie Kinder, die sich nichts mehr sagen lassen. Nachbarn, die uns wie Polizeihunde beobachten, ob wir vielleicht etwas Falsches tun, genügen auch schon.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie praktisch die Impulse des Heiligen Geistes sind. Menschen, die darüber klagen, daß sie zu wenig mit Gott erleben, machen den Fehler, daß sie immer nur auf große Dinge warten und nicht merken, daß Gott ihnen durch kleine Aufmerksamkeiten begegnet und daß er sie gebrauchen will, das Gute zu tun durch ein freundliches Wort, eine aufmerksame Geste, einen schriftlichen Gruß oder eine kleine Hilfeleistung. Gott bevorzugt kleine Dinge, um einen großen Einfluß auszuüben; ganz im Gegensatz zu uns, die wir oft große Worte machen und nur wenig erreichen.

(Wilhard Becker, „Diktiert von der Freude“, 1970)

Kommentare

 
(Nutzer gelöscht) 06.02.2022 11:49
Sehr praktisch und alltagstauglich. Wenn der Geist Gottes unseren Blickwinkel verändert, ändert sich unsere Haltung. Darum zu bitten, lohnt sich.  Ich spreche aus eigener Erfahrung. 
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