"Wer eine Lüge äußert, vermehrt das Gift gegen das Gute"

"Wer eine Lüge äußert, vermehrt das Gift gegen das Gute"
„Persönlichkeitslos“

...Wer auch immer eine Lüge äußert, vermehrt das Gift gegen das Gute. Der Himmel besteht ebenso. Wenn du versuchst, ihn zu erjagen, erlangst du ihn nicht. Das „du“ und das „ich“ stören. Wenn diese sich entfernen, endet das strebende Ringen und der Himmel öffnet sich. Er war immer da. Die Schranke warst „du“ und die durch das „du“ geschaffenen Umstände, die deine höchsten Wünsche unerfüllbar macht. Der Himmel ist die Erfüllung „unserer“ Wünsche, der einzige Gott. Es mag Sein Wunsch sein – es mag mein Himmel sein, - daß ich das gequälteste Leben in einer Einzelzelle verbringe.

Ein Himmel, in dem ich mich nicht erfreue? Die Bibel lehrte mich die Selbstverleugnung. Das habe ich vernachlässigt. Jetzt bringen mir die Kommunisten bei, daß ich ein Nichtseiender bin. Wo ist also das „Ich“, das den Anspruch auf Freude im Himmel hat? Himmel ist jene Befindlichkeit ohne Trennung zwischen dem eigenen Wesen, das sich erfreut und jenem anderen Wesen, das erfreut wird, und dem Gefühl des Glücklichseins. Es ist ganz einfach. Man wurde in „himmlische Regionen“ versetzt, das Sehnen nach noch Höherem hört auf. Zum ersten Male erlebst du einen Ruheort, wo du dich wirklich ohne Gewissensbisse niederläßt, um nichts zu tun, ohne Wunsch, zu handeln oder deine Zeit mit irgendwas auszufüllen. Das bedeutet Rast, völlige Rast.

Als ich diesen Morgen zu einem Nichtseienden verurteilt wurde, sagte ich dem Chef: Christus wird der Sieger sein durch die Geduld, die er uns gab. Ein Mensch mit Geduld kann alles vollenden. „Er lachte: „Kann man mit Geduld Wasser in einem Sieb halten?“. Für den Bruchteil einer Sekunde brachte er mich aus der Fassung. Dann antwortete ich schnell: „Aber sicher, wenn du geduldig wartest, bis das Wasser gefroren ist.“

Es besteht sogar die Hoffnung, daß sie lebendiges Wasser zum Gefrieren bringen. Es ist schrecklich kalt in diesem Kerker, obwohl draußen der Frühling beginnen muß. Wie gerne wäre ich auf dem Lande beim Blumenpflücken, wilde Blumen, Weißdorn, Veilchen und Vergißmeinnicht. Es steht geschrieben: „Jeder der liebt, ist aus Gott geboren (1.Joh 4:7). Jedoch, liebt jemand, der keine Blumen in seine Liebe einbezieht? Ist es genug damit, Menschen zu lieben?

Ich erinnerte mich dessen, was ich über einen amerikanischen schwarzen Revolutionär, John Brown las, der gegen die Sklaverei focht. Sein ganzes Erwachsenleben galt Volksaufständen. Als er in einem Karren zum Galgen geführt wurde, sagte er zu den ihn umringenden Soldaten: „Wie schön ist dies Land“. Für Bäume und Blumen besaß er zuvor keine Augen. Wenn ich jetzt in Freiheit wäre, würde ich die Menschen verlassen und zwischen Fingerhüten und Gänseblümchen spazierengehen und beglückt sein über das gute Werk, Blumen zu lieben.

Unzählige Blumen blühen für uns. Wir messen ihnen keine Persönlichkeit bei. Sie erhalten nicht einmal ein Preisschild, ausgenommen, wenn sie beim Blumenhändler verkauft werden. Sie beklagen sich nicht darüber, als persönlichkeitslos eingestuft zu werden. Doch von Jesus werden sie geliebt. Er vergleicht sich mit ihnen: „Ich bin die Rose von Sharon und die Lilie der Täler“ (Lied von Salomon 2:1).

Wenn du sie pflücken willst, laufen sie nicht weg. Wenn du sie umtrampelst, vergelten sie es mit ihrem Duft. Jesus lehrt uns, von den Blumen zu lernen. Wenn ich eine von ihnen gewesen wäre, hätte ich mich nicht darum besorgt, anerkannt zu werden.


(Richhard Wurmbrand, „Allein mit Gott“, 1995)

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