Adam - Mensch, wo bist du?

Adam - Mensch, wo bist du?
Und sie hörten die Stimme des HERRN, Gottes, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages. Da versteckten sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht des HERRN, Gottes, mitten zwischen den Bäumen des Gartens.

Und der HERR, Gott, rief den Menschen und sprach zu ihm: Wo bist du?
Da sagte er: Ich hörte deine Stimme im Garten, und ich fürchtete mich, weil ich nackt bin, und ich versteckte mich.
Und er sprach: Wer hat dir erzählt, dass du nackt bist? Hast du etwa von dem Baum gegessen, von dem ich dir geboten habe, du solltest nicht davon essen?

Da sagte der Mensch: Die Frau, die du mir zur Seite gegeben hast, sie gab mir von dem Baum, und ich aß.(1.Mose 3:8-12,Elb)

Der Angriff der Liebe ist ein Kampf, der nicht mit menschlichen Waffen geführt werden kann. Grundlage für diesen Angriff ist das Wissen, Gott selbst greift die Welt an. Sein Angriff der Liebe will auch uns als Mitkämpfer einbeziehen. Christen gehören nicht in die Verteidigungsstellung. Christen, die etwas von der Liebe Gottes erkannt haben, können nicht mehr im Hintergrund des Weltgeschehens bleiben. Der geistliche Schmollwinkel ist kein Platz für Menschen der Liebe, ebenso wie auch die „Insel der Seligen“ keine Einrichtung Gottes ist. Die meisten Menschen, die Gott nicht näher kennen, meinen, ein Recht zu haben, Gott Fragen stellen zu dürfen. „Wie kann ein Gott so etwas zulassen?“ Sie greifen Gott an mit Klagen, Zweifeln und nicht zuletzt auch mit massiven Vorwürfen. Gott gibt auf all das keine Antwort. Er selbst fragt: „Adam, wo bist du?“ Diese erste Frage Gottes ist auch heute noch nicht verstummt. Jeder Mensch (denn Adam heißt „Mensch&ldquozwinkerndes Smiley muß einmal antworten. Auch die Frage Gottes „Wo ist dein Bruder Abel?“ ist noch unbeantwortet. Auch das Kommen Jesu – sein Leiden, Sterben und Auferstehn – ist eine offene Frage an die Welt. Die Apostel haben diese Frage „Mensch, wo bist du? - wo gehst du hin? - wer ist dein Herr? - was ist der Sinn deines Lebens? - überall hingetragen. Christen sind Angreifer.

Professor Thielicke hat ein bemerkenswertes Buch unter dem Titel „Fragen des Christentums an die moderne Welt“ geschrieben. In der Einleitung sagt er, daß die Welt gewohnt ist, die Christen zu fragen und sie durch ihre Fragen in die Enge zu treiben. Die Welt geht immer da zum Angriff über, wo die Jünger Jesu keinen Angriffsgeist mehr haben. Das Evangelium ist aber die angriffigste Botschaft, die die Welt je gehört hat. Jesus ist der Herr, das heißt: Warum entziehst du dich seiner Herrschaft? Jesus vergibt die Sünden der ganzen Welt, das heißt: Warum lebst du weiter in der Sünde? Jesus ist das ewige Leben, das heißt: Warum fürchtest du dich vor dem Tod?

Eine Gemeinde ohne Angriffsgeist ist eine Herde, die, anstatt unterwegs zu sein, sich in der Hürde ausruht. An diesem Bild lassen sich einige auffällige Erscheinungen in der Gemeinde Jesu heute ablesen. Eine Herde, die nicht mehr in Bewegung ist und die nur noch durch Zäune zusammengehalten wird, schläft ein. Schlaf aber ist für Christen ein gefährlicher Zustand. Der Hirte (Pastor) ist eifrig bemüht, die Einschläfernden wieder auf die Beine zu bringen. Je länger eine Gemeinde unbeweglich bleibt, umso mehr bekommen einige Schafe das Bedürfnis, über den Zaun zu klettern. Es ist wieder die Aufgabe des Hirten, die Ausreißer zurückzuholen. So erschöpft sich heute oft die Arbeit eines Predigers darin, Müde zu wecken und hinter Ausreißern herzulaufen, anstatt vor der Herde herzugehen und den Weg zu zeigen.

Die Gemeinde Jesu muß wieder auf den Marsch. Nur dann kommt sie ans Ziel und bleibt selbst vor dem Einschlafen bewahrt und vor den Verlockungen seitlich des Weges gefeit. Jesus hat seine Jünger nicht in ein Pferch gesperrt, sondern sie mitten unter die Wölfe geschickt (Mat 10:16).

Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter Wölfe; so seid nun klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben. (Elb)

(Wilhard Becker, „Angriff der Liebe“, 1963)
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Das Versteckspiel des Lebens
von Rudi Böhm

Unser Leben ist von Anfang an eine Geschichte des Sichversteckens und Verlorengehens, des ­Gesucht- und Gefundenwerdens. Die Menschen schämen sich voreinander und vor Gott (vgl. Genesis 3). Die Folgen davon sind Trennung, Spaltung, Angst. Diese Zwiespältigkeit prägt jedes Menschenleben. Ja, sie wächst mit den Möglichkeiten, die dem Menschen im Laufe der Jahr­tausende gewachsen sind.
Wenn wir an unsere Kindheitstage zurückdenken, erinnern wir uns vielleicht noch an aufregende Versteckspiele, die uns in Atem gehalten haben. Dieses Versteckspiel setzen wir auf andere Weise bis ins späte Erwachsenenleben fort. Im Laufe seines Lebens entwickelt ein Mensch ihm je eigene, mehr oder weniger ausgefeilte Methoden, sich zu verstecken. Sie dienen einer Art Überlebensstra­tegie, die es ihm ermöglichen soll, im Leben (vermeintlich!) besser zurechtzukommen. Vielfach entstehen dabei innere Komplikationen, selbst dann, wenn das Leben nach außen hin gut zu laufen scheint. Hinter einer äußerlich glänzenden Fassade kauert manchmal ein vor Einsamkeit verkümmerter Mensch, der sich nichts sehnlicher wünscht als gefunden zu werden, ohne es be­reuen zu müssen. Diese Situation erinnert mich an die Geschichte eines kleinen Jungen, der sich so gut versteckt hatte, dass er von dem Suchenden aufgegeben wurde. Stunden wartete er noch in seinem Versteck bis er es schließlich bitter enttäuscht verließ und weinend nach Hause lief... Es ist offenbar sehr kränkend, wenn man von niemandem mehr gesucht wird. Es hinterlässt das ­Gefühl, überflüssig, ja wertlos zu sein.


https://www.ojc.de/brennpunkt-seelsorge/2007/maenner-vaeterliche-gott/adam-wo-bist-du-verstecken/


"Adam, fliehe nicht"

Adam, wo bist du? … mit diesem Wort des Schöpfers wird
der flüchtende Adam aus seinem Gewissen herausgerufen,
er muß vor seinem Schöpfer stehen. … Dieser Anruf geht
stracks gegen das Gewissen, das Gewissen sagt: Adam, du bist
nackt, verbirg dich vor dem Schöpfer, du darfst nicht vor ihm
stehen. Gott sagt: Adam, steh vor mir. … Adam versucht weiter
zu fliehen. Ich bin sündig, ich kann nicht vor dir stehen; als
ob man sich mit der Sünde entschuldigen könnte, gerade weil
du Sünder bist, stehe vor mir und fliehe nicht. Aber noch hält
Adam nicht stand: das Weib, das Du mir zugesellt hast, gab mir
von dem Baum, und ich aß. Er bekennt seine Sünde, aber indem
er sie bekennt, ergreift er schon wieder die Flucht. … Das
Weib war doch dein Geschöpf, es ist dein eigenes Werk, das
mich zu Fall brachte, warum hast du eine unvollkommene
Schöpfung hervorgebracht, was kann ich dafür? Also statt sich
zu stellen, greift Adam auf jene von der Schlange erlernte
Kunst zurück, die Gedanken Gottes zu korrigieren, von dem
Schöpfergott an einen besseren, anderen Gott zu appellieren,
d. h. eben, er entweicht abermals. Adam hat sich nicht gestellt,
hat nicht bekannt, er hat sich auf sein Gewissen, um Gut und
Böse berufen und von diesem Wissen aus seinen Schöpfer angeklagt.
Er hat die Gnade des Schöpfers nicht erkannt, die sich
gerade darin erweist, daß er ihn anruft.

(Dietrich Bonhoeffer)

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