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„Glaubenserfahrung und Glaubensüberzeugung“

„Glaubenserfahrung und Glaubensüberzeugung“
„Glaubenserfahrung und Glaubensüberzeugung“

Mit nicht unberechtigten Stolz vertreten wir ein Erfahrungschristentum. Wir wissen, daß unser Glaube nicht nur eine theologische Erkenntnis ist, auch nicht nur eine Art zu leben. Zum wesentlichen Merkmal unseres Glaubens gehört die persönliche Beziehung zu Gott und die Erfahrung der Vergebung und Annahme durch Jesus. Die Menge und Intensität unserer Erfahrungen ist sehr unterschiedlich. Es gibt Zeiten, in denen Glaubenserfahrungen selten sind. In solchen Lebensabschnitten wird unser Glaube auf seine Echtheit getestet. Sehnsucht nach neuen Erfahrungen kann zu einem brennenden Hunger werden oder zu tiefer Resignation führen.

Ein Glaube, der auf Erfahrung beruht, gehört zur Lebenspraxis des Neuen Testaments. Am Anfang des neuen Lebens aus Gott steht nicht die theologische Reflexion, sondern das Ereignis der Begegnung mit Jesus. Es gehört sicher zur Barmherzigkeit Gottes, daß er von uns zunächst nicht gedankliche Überlegungen, philosophische Einsichten oder wissenschaftliche Forschung erwartet, sondern uns zuerst persönlich begegnet, uns anrührt und so zum Glauben hilft. Die Ereignisse Gottes bilden immer den Anfang: das Kommen Jesu, sein Handeln und Heilen, sein Sterben und Auferstehen, die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, das Leben der Apostel. Überall und immer war zunächst das Ereignis da, das große Staunen oder die Erschütterung über das Handeln Gottes und danach die Einsicht in das, was hier geschehen ist. Die neutestamentliche Verkündigung richtet sich immer an Menschen, die etwas erlebt haben und denen nun das Erlebte durch die Verkündigung gedeutet wird. Die Basis des Glaubens sind also nicht die Erkenntnisse, sondern die Kraftwirkungen Gottes (1.Kor 2:5).

...und meine Rede und meine Predigt ⟨bestand⟩ nicht in überredenden Worten der Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,
damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruht. (1.Kor 2:4,5, Elb)

Das Neue Testament bleibt aber nicht bei den Glaubenserfahrungen stehen. Jesus selbst deutet schon bei seinem letzten Zusammensein mit seinen Jüngern, vor allem im Gespräch mit Thomas (Joh 20:29), an daß es auch einen Glauben gibt, der nicht nur auf sichtbaren oder erfahrbaren Tatsachen beruht, sondern der im Nichtsehen und im erweiterten Sinn sicher auch im Nichterleben durchhält. Jesus preist die so Glaubenden selig.

Es gehört zur Erziehungsweise Gottes, uns aus der Abhängigkeit von starken Anfangserlebnissen zu einer unabhängigen Weise des Glaubens zu führen - , zu einem Glauben, dessen Größe nicht abhängig ist von der Menge der Erfahrungen, der auch in Zeiten karger Erlebnisse seine Kraft nicht einbüßt. Leider ist diese Erziehung bei uns nicht in dem Maß fortgeschritten, wie es der Zeit nach eigentlich sein sollte (vgl. Hebr 5:12).

Denn während ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, habt ihr wieder nötig, dass man euch lehrt, was die Anfangsgründe der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise.
Denn jeder, der noch Milch genießt, ist richtiger Rede unkundig, denn er ist ein Unmündiger;
die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten wie auch des Bösen. (Hebr 5:12-14, Elb)

Dieses Wachstum im Glauben – oder besser die Stabilisierung des Glaubens soll hier im Unterschied zur Glaubenserfahrung mit Glaubensüberzeugung beschrieben werden. Überzeugung entsteht da, wo die Erfahrung zum Wissen und das Wissen zur Überzeugung wird. Das Nachdenken über das Erfahrungsgut muß ergänzt werden durch die Einsicht in Art und Wesen Gottes und gefüllt werden mit der Erkenntnis dessen, was er will und plant. Dieser Prozeß, Erfahrung mit Wissen und Wissen mit Erkenntnis zu einer Einheit zusammenzufassen, geschieht nicht zufällig. Auch hier wirkt sich die Unterschiedlichkeit unserer Veranlagung und Prägung aus. Dem einen fällt es verhältnismäßig leicht, Überzeugungen zu gewinnen, der andere muß längere Zeit darum ringen. Glaubensüberzeugungen werden zur Lebenshaltung. Um zu einer eindeutigen Lebenshaltung und -einstellung zu kommen, ist Arbeit erforderlich.

Obwohl viele Christen eine Fülle von guten Erfahrungen haben, sind sie doch nicht fähig, geistliche Durststrecken durchzustehen. Trotz vieler kleinerer oder größerer Wunder – obwohl sie unverdient viel Liebe erfahren haben und auch Stunden der innigen Gemeinschaft mit Gott kennen – werfen sie immer wieder die Flinte ins Korn. Ihr Glaube ist noch abhängig von der Bestätigung und schwindet, wenn über längere Zeit diese Bestätigung ausbleibt.

Was kann hier weiterhelfen? Es gehört sicher zu den Wirkungen des Heiligen Geistes, daß er in uns den Glauben gründet und festigt (Kol 1:23; 2:7).

...wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und festbleibt und euch nicht abbringen lasst von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin. Kol 1:23, Schlachter)

Was können wir dazu tun, zu einer solchen Glaubensfestigung zu kommen? Betrachten wir einen Bergsteiger, der als Anfänger – vielleicht aus Leichtsinn – ohne große Vorbereitung und Ausrüstung einfach den Berg angeht, der ihm ersteigenswert erscheint. Solche mutigen Draufgänger können vielleicht schöne und große Erlebnisse haben. Das Abenteuer spielt dabei eine wesentliche Rolle. Je erfahrener aber ein Bergsteiger wird, desto mehr wird er seine Unternehmungen vorbereiten. Zu dieser Vorbereitung gehört eine gute, sachgemäße Ausrüstung und eine genaue Information über die Beschaffenheit der Wege, über die Gefahren und die notwendigen Zeiten zur Besteigung. Ein so vorbereiteter Bergsteiger wird auch bei plötzlich auftretenden Schwierigkeiten, Kälteeinbruch oder Nebel nicht so schnell in Panik geraten.

(Wilhard Becker, „Diktiert von der Freude“, 1970)

Kommentare

 
done 05.11.2021 08:55
der hl. geist hilft die geister zu scheiden
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