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„Die unpersönliche Welt“

„Die unpersönliche Welt“
Ein ruchloser Mensch, ein heilloser Mann ist, wer umhergeht mit Falschheit im Mund,
13 wer zuzwinkert mit seinen Augen, ein Zeichen gibt mit seinen Füßen, einen Hinweis mit seinen Fingern,
14 wer Verkehrtheit ⟨trägt⟩ in seinem Herzen, Böses schmiedet zu aller Zeit, freien Lauf lässt dem Zank.
15 Darum kommt plötzlich sein Unglück; im Nu wird er zerschmettert ohne Heilung. (Spr 6:12-15, Elb)

Gedanken zum Tag:
Ich lese gerade verstärkt im Buch von Paul Tournier: „Mensch sein ohne Maske“, vom falschen Ich zum wahren Selbst.
Wir haben uns offensichtlich an unsere Masken, die wir gerne bereit sind zu tragen gewöhnt, besonders, wenn dabei ein scheinbarer, auch noch so kurzfristiger Vorteil für uns entsteht. Ob es nun wörtlich oder bildlich im übertragenden Sinn verstanden wird, in jedem Fall täuschen und tarnen wir uns und für andere gerne, um meinem Gegenüber etwas vorzumachen, was wir in Wirklichkeit nicht sind. Aber nur selten bis gar nicht ahnen wir, was das mit unserem Unterbewußtsein macht und in unserer Beziehung zu Jesus auslöst.
Da fällt mir das Beispiel von „Hananias und Saphira“ aus der Bibel ein.

Petrus aber sprach: Hananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, dass du den Heiligen Geist belogen und von dem Kaufpreis des Feldes beiseitegeschafft hast? (Apg 5:3, Elb)
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„Die unpersönliche Welt“

„Ich komme zu Ihnen, weil ich das Leben suche!“ Mit diesen Worten tritt ein Mann in mein Zimmer und kommt auf mich zu. Mir fällt auf, daß sein Gesicht eine außergewöhnliche Güte ausstrahlt.
Er ist befreundet mit dem Vertreter seines Landes bei der UNO und kommt soeben von einem glänzenden Empfang, den dieser bei sich gab und auf dem sich die internationale Welt von Genf zusammenfand. Mit ungeheuer eindringlichen Worten schildert er mir diesen Empfang. Hinter all den Verbeugungen und dem Lächeln, hinter den freundlichen Worten und geistreichen Bemerkungen, hinter den banalsten Äußerungen und selbst noch im Schweigen und in der Zurückhaltung spielte jeder sein abgezirkeltes Spiel. Jeder hatte seine Hintergedanken und geheimen Absichten, jeder versuchte hinter die Maske des anderen zu schauen und ihm dabei zugleich sein  eigenes Spiel zu verbergen.

Dabei wurden nicht nur politische, sondern ebenso auch private Ziele verfolgt, und jeder brachte geschickt all die persönlichen Bemerkungen an und ging mit der raffinierten Taktik vor, deren wir uns alle ständig bedienen, um unser Ansehen bei den anderen zu festigen und ihnen den gewünschten Eindruck von uns zu geben. Und all diese vielfältigen Unternehmungen, die jeder für sich führte oder miteinander kombinierte, um besser zu seinem Ziel zu kommen, kreuzten, überschritten und überlagerten sich gegenseitig.

Kleidung, Händedruck, Gesprächsthema, Schmuck und Brillanten – alles war dabei genau berechnet. Unbewegt und undurchdringlich die Diener, leutselig und beflissen die Gastgeber, spielte jeder die Rolle, die ihm zukam.

„Was für eine Komödie!“ meint mein Besucher. Aber er ist nur deswegen so hellsichtig für diese Dinge, weil es ihm bewußt ist, daß er selber täglich vor sich und den anderen dieselbe Komödie spielt, und er leidet daran wie ein Besessener. „Ich suche das Leben“, sagt er, „mein eigenes Dasein ist nichts als ein ständiges Alibi.“ Seit Jahren trägt er seine seelischen Qualen mit sich herum. Das alles ist ja nichts als Fassade, als Zerrbild, als Schein! Eine Erinnerung folgt der anderen. Und dauernd hat er das furchtbare Gefühl, es nicht mit Menschen, sondern mit mehr oder weniger künstlichen Figuren zu tun zu haben und, was noch schlimmer ist, selber in dieses Theaterspielen zu verfallen und es nicht fertigzubringen, natürlich, einfach und wahr zu sein.
Das ist mir nur ganz selten gelungen, etwa in der Liebe“ , fährt er fort. „Und selbst dann war der Zauber bald gebrochen, denn es wurde mir klar, daß ich nur zum Schein die Liebe, in Wahrheit aber das Leben suchte. Die Liebe war dabei nicht echt, sondern künstlich. Um sie zu bewahren, mußte ich meine Worte und mein Verhalten berechnen. Ich mußte das Spiel so spielen, wie es die Frau von mir erwartete. Ich mußte auf ihre Launen eingehen, um ihr zu gefallen. Oder ich mußte es zumindest dahinbringen, daß sie fürchtete, mich zu verlieren und deswegen auf meine eigenen Launen einging.  So entgleitet einem das Leben, kaum daß man glaubt, es endlich in der Hand zu haben.“

(Paul Tournier, „Mensch sein ohne Maske“, 1981 - Vom falschen Ich zum wahren Selbst)

Kommentare

 
Zeitzeuge 05.02.2023 10:03

Kommentar:

Sylke 70
Danke lieber Ernst Wolff auch wenn man vor Entsetzen über die Erkenntnis der Zusammenhänge fast wahnsinnig wird bin ich dankbar das es Menschen wie Sie gibt die diese unerträglichen Fakten zusammen fassen und der Menschheit somit Aufklärung bringen. Danke mögen sie uns lange erhalten bleiben mit ihrem wachen Verstand. 
 
Zeitzeuge 05.02.2023 10:28
 
Stehauf 05.02.2023 12:50
Mensch ohne Maske: sicher für viele menschen sehr schwierig in der leistungsgesellschaft , in der Machtstrukturen und Abhängigkeiten greifen.Man denke nur an Schüler- Lehrerverhältnisse oder Mitarbeiter/ vorgesetzter,
Patient/Arzt......Ehrlichkeit und Offenheit kann leider auch mit Nachteilen verbunden sind....
 
Stehauf 05.02.2023 12:53
 ...sein.maske als Schutzfunktion......
 
Herbstprince 05.02.2023 13:53
Zu 9:48 Uhr 
Ein sehr ehrlicher aber auch  ernüchternder Beitrag, allein dieser kleine Ausschnitt: Die Liebe war dabei nicht echt, sondern künstlich. Um sie zu bewahren, mußte ich meine Worte und mein Verhalten berechnen. Ich mußte das Spiel so spielen, wie es die Frau von mir erwartete. Ich mußte auf ihre Launen eingehen, um ihr zu gefallen.

Und so ist es im Alltag, in "der Welt" aber auch unter Christen auch hier im Forum. Man muss dem Klischee eines guten Christen entsprechen oder man bekommt Gegenwind, Kritik bis hin zu übler Nachrede, wo sich nur eine Gelegenheit bietet.   

Schlüpft man nicht in die Rolle, die von einem erwartet wird, z.B. die liebevolle, immer geduldige Mutter. Ob das hinter der geschlossenen Tür auch immer so gelebt wird?
 
Wird nicht auch die Rolle gespielt, aus Angst vor Verletzung, Ausgegrenzt sein, Einsamkeit. Wer mag schon eine Schwäche zugeben, wenn er erlebt hat, wie dann über ihn hergezogen wurde. Ist es da nicht einfacher, den Mutigen, den Erfogreichen, den materiell Gesegneten zu spielen, obwohl Kredite vorn und hinten drücken und Ängste ihn zwingen, Medikamente zu schlucken.

Wenn jemand bekennt, dass er krank oder mit seinen Kindern überfordert ist, wird schnell  getröstet: "Ich bete für Dich". Aber ist derjenige auch bereit, sich des Kranken anzunehmen, ihn zum Arzt zu begleiten oder die überforderte Mutter zu entlasten.
Fromme Sprüche, eine Maske, hinter der man sich verstecken kann.

Wegen der Rolle, die fast überall gespielt wird, kommt man häufiger zu dem Ergebnis für sich selbst: "Ich bin Dein Freund, aber ich weiß nicht, ob Du auch mein Freund bist."


 
 
Digrilimele 05.02.2023 14:07
Es kommt doch nur auf eines an, unserem Herrn zu Gefallen. Wer eine Maske auflegen will, der soll das tun, aber er  wird früher oder später merken, wie diese ihn erdrückt. 

Spiele wir das Spiel mit oder nicht, diese Frage muss sich jeder selbst antworten.
 
Stehauf 05.02.2023 14:31
Zeizzeuge Ein sehr interessanter Blog  und so wenig Beiträge. Ich frage mich: zeigt  das bereits eine Form der Maske??
 
Digrilimele 05.02.2023 14:40
@ stehauf.
Ich glaube nicht, ich denke nur, dass der Beitrag eher negativ ist und wir alle vielmehr auflauernde Berichte benötigen, um bis zu Schluss durchzuhalten. 

Ich war mir auch nicht sicher, ob ich überhaupt dazu etwas schreiben sollte, da der Bericht darauf abzielt, sich mit dem auseinanderzusetzen, was die Welt tut und nicht darauf , was Gott gerade tut und das ist doch viel wichtiger.

Es hat etwas mit dem Fokus zu tun und ich selbst fokussiere auch lieber darauf, was Gott jetzt tut, denn das schenkt mir Kraft, die ich wie viele andere hier gerade dringend benötige.
 
Digrilimele 05.02.2023 15:18
Vielmehr kann Gott SEIN Ziel, uns in den Menschen zu verwandeln, zu dem ER uns erschaffen nur schwer erreichen, wenn wir uns immer wieder mit dem beschäftigen, was die Welt tut.
Natürlich müssen wir informiert sein, mehr aber auch nicht.
 
Joanne 05.02.2023 16:18
... uns damit beschäftigen, was die Welt tut?

Wie sieht es mit uns Christen aus?
Wie sieht es in unserer Gemeinschaft aus?
Wie sieht es im Bibel- oder Hauskreis oder in der Kleingruppe aus?

Maske ist nicht ein Thema, das allein die Welt betrifft. 

Was Gott hier gerade tut?
Ich bin überzeugt, dass ER mit diesem Beitrag einige Leser zum Nachdenken bringen möchte, damit ihr Leben und Gebetsleben ehrlicher, nüchterner und entsprechend stärker wird. Es gibt (wahrscheinlich mehr als man meint) Christen, die sich hinter Masken verbergen, weil sie Angst haben vor Ablehnung. Oder davor, ihren Dienst in der Gemeinde nicht mehr tun zu dürfen. Oder in der Arbeit nicht über den Glauben sprechen, um nicht ausgegrenzt zu werden usw.

Masken gab es auch schon zur Zeit Jesu. Damals nannte man es Heuchelei.
 
Joanne 05.02.2023 16:19
Auf alle Fälle kann man sich sicher sein, dass sich das Leben sehr verändern wird, wenn man nicht mehr gewillt ist, seine Maske/n zu tragen.
 
Digrilimele 05.02.2023 17:23
Aber warum wird  so oft und damit meine ich nicht nur diesen Blog, sondern auch andere, darauf geschaut, was in dieser Welt verkehrt läuft und leider wird auch viel zu oft, nach dem Splitter im Auge des anderen geschaut.
Ich sagte aber bereits, jeder muss da auf sich selbst schauen, was ihm wichtig ist.
Natürlich hat die Pandemie uns gezeigt, zu was Menschen fähig sind.

Und doch  schaue ich lieber darauf, was Gott gerade tut,
Es ging mir ja auch darum, die  Frage von stehauf um 14.31 zu beantworten und ich denke, dass ich diese ehrlich beantwortet habe, natürlich aus meiner Sicht.
 
Zeitzeuge 05.02.2023 17:33
@Digrilimele,

danke für deinen Kommentar und deine Sicht der Dinge.

Aus deinen Antworten entnehme ich - oder könnte es sein, daß du nur die Überschrift und nicht den vorliegenden Text gelesen hast?

Ich versuche zu verstehen – mit dem Handy in der Hand ist die Versuchung möglicher Weise sehr groß auf etwas zu antworten, was man glaubt, schon verstanden zu haben.
 
Joanne 05.02.2023 18:02
Wichtig ist auch die "andere Seite".

Wie gehen wir mit jemandem um, der seine Maske abnimmt und plötzlich zeigt, wie er wirklich ist / was er wirklich glaubt oder denkt?
Je offener wir sind, desto einfacher wird es für uns alle ehrlich zu sein / werden.
 
Diala 05.02.2023 18:08
Ich finde es ist schon immer, nicht erst in der letzten Zeit, eine Gradwanderung in der gefallenen Welt als Christ zu leben. 
In bestehenden Systemen und Strukturen zu leben und zu arbeiten, bringt immer ein gewisses Maß an Herausforderungen in dem Sinne mit, dass ich mir überlegen muss, inwieweit muss ich mich anpassen in Handlungen/Geschehen ohne mich oder meinen Glauben zu verraten.

Wohin die Welt noch steuert, dass kann ich nicht verhindern so viel ich mich auch meine damit beschäftigen 'zu müssen'. Aber was ich tun kann ist, dass ich mich an Jesus halte. 
Dass man mehr denn je, alles was mir durch den Kopf geht, vor ihn legt. Das ich darum bitte, in seiner Führung zu bleiben. Und dass er mir Weisheit schenkt und Frieden.

Denn ER hat versprochen, bei uns zu sein und zu bleiben 🙏
 
Digrilimele 05.02.2023 18:11
@ Zeitzeuge, nein,weder habe ich nur die Überschrift noch das Handy in der Hand gehabt.
Vielleicht verstehe ich es nur anders als ihr oder etwa gar nicht und möchte mich auch nicht rechtfertigen müssen, das es so ist.
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