Bischöfe lösen erstmals Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung auf 👈
04.06.2025 18:16
Bischöfe lösen erstmals Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung auf 👈
04.06.2025 18:16
Bischöfe lösen erstmals Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung auf 👈
03.06.2025
Bischöfe lösen erstmals Gremium zur Missbrauchsaufarbeitung auf
Bundesweit einmaliger Vorgang
Es hatte schon länger geknirscht. Jetzt wurde die Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin sowie den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz aufgelöst. Das gab es bislang so noch nirgendwo.
Autor/in:
Karin Wollschläger und Birgit Wilke

Symbolbild leerer Konferenztisch / © hxdbzxy (shutterstock )
www.domradio.de
In einem bundesweit einmaligen Vorgang haben die zuständigen Bischöfe die gemeinsame Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin sowie den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz aufgelöst.
Nach dem Rücktritt weiterer Mitglieder des Gremiums hätten sie beschlossen die Amtszeit der verbliebenen Mitglieder zum 31. Mai zu beenden, teilte das Erzbistum Berlin am Dienstag im Nachgang mit. Zur Begründung verweisen die Bischöfe auf den jüngsten Jahresbericht der Kommission vom November sowie ein Minderheitsvotum von Betroffenenvertretern vom Februar, worin anhaltende kommunikative Probleme und eine dysfunktionale Arbeit beklagt würden. Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sprach von einem "fatalen Signal".
Die Bischöfe folgen mit der Auflösung der Kommission "der vielfach vorgetragenen Bewertung, dass eine weitere Zusammenarbeit in dem gegebenen Rahmen trotz aller Bemühungen nicht möglich zu sein scheint", heißt es in der Erklärung. Sie bedauerten diese Entwicklung ausdrücklich. "Sie fühlen sich dem Anliegen der Aufarbeitung weiterhin verpflichtet und wollen sorgfältig prüfen, wie diese Aufarbeitung konstruktiv fortgeführt werden kann."

Bischof Heinrich Timmerevers / © Dominik Wolf ( KNA )
Zuständig sind Erzbischof Heiner Koch (Berlin) sowie die Bischöfe Wolfgang Ipolt (Görlitz) und Heinrich Timmerevers (Dresden-Meißen); zudem war die Katholische Militärseelsorge, die ihren Sitz in Berlin hat, ebenfalls mit im Verbund.
Ähnliche Kommissionen in allen deutschen Bistümern
Die sogenannte Interdiözesane Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (IKA) konstituierte sich am 10. Mai 2023. Die neun Mitglieder wurden von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt. Das Gremium war nicht Teil kirchlicher Strukturen und arbeitete weisungsfrei.
Aufgabe der Kommission war es, das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den beteiligten Bistümern sowie die kirchlichen Rahmenbedingungen, die Missbrauch fördern, zu ermitteln sowie zu bewerten und auf wirksame Präventionsmaßnahmen hinzuwirken. Ferner sollten Betroffene ermutigen werden, von ihren Erfahrungen zu berichten. Grundlage für die Berufung der Kommission ist eine Vereinbarung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig aus dem Jahr 2020.
Entsprechende Aufarbeitungs-Kommissionen wurden seitdem in allen katholischen Bistümern Deutschlands eingerichtet.
"Boden entzogen"
Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung sagte Claus der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), über mögliche Lösungen und Alternativen sei nicht gesprochen worden. "Damit wird Betroffenen sexualisierter Gewalt der Boden für eine unabhängige Aufklärung und Aufarbeitung entzogen", so die Beauftragte.

Kerstin Claus, Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Auch ein Scheitern einer solchen Kommission dürfe nicht dazu führen, Betroffene neuerlich im Stich zu lassen. "Ich erwarte von Erzbischof Koch und seinen Amtskollegen, schnellstmöglich dafür zu sorgen, dass auch für die kommenden drei Jahre verlässliche Strukturen geschaffen werden, über die die Vorgaben der Gemeinsamen Erklärung umgesetzt werden."
"Aufarbeitung muss weitergehen"
Die Betroffeneninitiative Eckiger Tisch äußerte ihr Bedauern über die Auflösung. Zugleich sagte der Sprecher der Initiative, Matthias Katsch, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das dürfe nicht das Ende der Aufarbeitung in den drei Bistümern sein. Es brauche auch weiterhin eine unabhängige Aufarbeitungskommission. Wichtige Anliegen seien noch nicht oder nur unzureichend angegangen worden.

Matthias Katsch, Sprecher der Initiative Eckiger Tisch / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Eine solche Kommission solle konkret Missbrauchsfälle anhand vorhandener Akten des jeweiligen Bistums aufklären und dabei Betroffene anhören. Eine weitere wichtige Aufgabe sei es, die betroffenen Pfarrgemeinden, in denen es in der Vergangenheit Missbrauch durch Kleriker gegebenen habe, in den Aufarbeitungsprozess einzubeziehen. Es wäre von Anfang an besser gewesen, statt eines bistumsübergreifenden Gremiums jeweils eigene Untersuchungskommissionen in den Bistümern Berlin, Dresden-Meißen und Erfurt zu bilden, so Katsch.
Eckiger Tisch
Eckiger Tisch ist ein gemeinnütziger Verein, der die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen speziell im Kontext der Katholischen Kirche vertritt. Im Rahmen unserer Möglichkeiten beraten und unterstützen wir Betroffene. Wir stellen Öffentlichkeit her und versuchen auf Politik, Kirche und Gesellschaft einzuwirken, damit alles getan wird zur Überwindung von sexuellem Kindesmissbrauch durch Kleriker.

Leere Stühle in einer Kirche / © MASSIMILIANO PAPADIA ( shutterstock )
Kommentare
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MB73 04.06.2025 18:16
https://www.domradio.de/artikel/bischoefe-loesen-erstmals-gremium-zur-missbrauchsaufarbeitung-auf
Herbstprince 04.06.2025 18:45
Da geht es um wichtige Dinge für die Betroffenen- aber Mitglieder der Kommission treten zurück, zum Schluss löst man die Amtszeit der restlichen Mitglieder zum 31. Mai auf- aber aus dem Artikel wird nicht klar, was die Gründe sind.
Allein dass das " bistumsübergreifende Gremium" nicht die beste Lösung gewesen wäre, reicht wohl nicht ganz aus.
Ein Plan B, die Gremien dann getrennt für die jeweiligen Bistümer zu installieren, ist nicht machbar, obwohl alle die Notwendigkeit so einer Kommission anerkennen?
Allein dass das " bistumsübergreifende Gremium" nicht die beste Lösung gewesen wäre, reicht wohl nicht ganz aus.
Ein Plan B, die Gremien dann getrennt für die jeweiligen Bistümer zu installieren, ist nicht machbar, obwohl alle die Notwendigkeit so einer Kommission anerkennen?
janinaj 04.06.2025 19:42
Vielleicht ist auch gar kein Wille mehr da? Bekunden kann man viel, aber wenn keine konkreten Taten folgen? Dann ist das schlicht unglaubwürdig.
hansfeuerstein 04.06.2025 19:43
Fall Hautzenberg. Kommissionen empfehlen eine Abberufung, während die Staatsanwalschaft mit selbiger Faktenlage eine rechtliche Verfolgung der Sachverhalte strikt ablehnt. Man kann sich seinen Reim drauf machen.
hansfeuerstein 04.06.2025 19:54
Die sog. Kommissionen bringen die jeweiligen Bischöfe ganz schön in die Bredullie, wenn nämlich die zivilrechtlichen Klagen der angestellten Priester gegen den Arbeitgeber erfolgreich sind.
Klavierspielerin2 05.06.2025 11:10
Bin dafür, dass die Täter direkt belangt werden, wie es z.B.in Portugal üblich ist.
Oder aber wie es in den FeGs üblich ist, die allerdings als eingetragene Vereine nicht so viel zahlen können, sodass - wie Idea berichtete - eine Aufdeckung der dortigen Missbrauchsfälle von den Opfern statt mit Klagen ggn.über betreffender Personen, durch einen Wechsel in eine andere Gemeinde bevorzugt würde.
Oder aber wie es in den FeGs üblich ist, die allerdings als eingetragene Vereine nicht so viel zahlen können, sodass - wie Idea berichtete - eine Aufdeckung der dortigen Missbrauchsfälle von den Opfern statt mit Klagen ggn.über betreffender Personen, durch einen Wechsel in eine andere Gemeinde bevorzugt würde.